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Initiatorin und Vorsitzende von Publixphere e.V. Studierte Staatswissenschaftlerin, dann Doktorarbeit über Kultur, nationale Identitäten und Demokratie in der EU. 2014-15 Fellow am Berkman Center for Internet & Society at Harvard University, 2015-17 Affiliate. 2012-14 Koordinatorin des Global Network of Internet & Society Research Centers (networkofcenters.net). Inzwischen wieder auf dem Europa-Trip. Wohnhaft in Hamburg.
Zuboff, emeritierte Professorin der Harvard Business School, warnt eindringlich vor einer neuen Mutation des Kapitalismus, wie er dank Google & Co. derzeit gedeiht, und fordert präzise Kritik.
Im Überwachungskapitalismus ist der Bürger entmündigt und nichts weiter als die “Quelle eines kostenlosen Rohstoffs für einen neuartigen Produktionsprozess.” Der von Google & Co. durchgeführte Angriff auf Verhaltensdaten sei so brutal, dass herkömmliche Konzepte wie Privatsphäre und ihr Schutz in der Debatte überhaupt nicht mehr relevant seien. Wir müssen viel präziser sein, denn der Erreger sei neu:
“Der Überwachungskapitalismus ist eine neue ökonomische Mutation, hervorgegangen aus der heimlichen Verbindung der gewaltigen Macht des Digitalen mit der radikalen Gleichgültigkeit und dem angeborenen Narzissmus des Finanzkapitalismus und dessen neoliberaler Vision, die das Wirtschaftsleben vor allem in den angelsächsischen Volkswirtschaften beherrscht.”
Zuboffs Forderung nach präziser Kritk ist wichtig. Es darf uns nicht passieren, dass die Entwicklungen im digitalen Raum uns wie ein Aal durch die Hände gleiten und wir unseren Einfluss als Bürger komplett verlieren. Der Überwachungskapitalismus nimmt uns unsere Souveränität. Plötzlich sind wir die Ureinwohner, “deren Ansprüche auf Selbstbestimmung stillschweigend von den Karten unseres eigenen Verhaltens verschwunden sind.” Diese Enteignung gilt es aufzuhalten.
Doch wie? Zuboff fordert nichts weniger als eine soziale Revolte, die gesammelte Empörung der Wissenschaftler und Journalisten, Volksvertreter, Politiker und Bürger, “die in dem Wissen agieren, dass Effizienz ohne Autonomie nicht effizient, aus Abhängigkeit resultierende Folgebereitschaft kein Gesellschaftsvertrag und Freiheit von Ungewissheit keine Freiheit ist.”
Quelle: Shoshana Zuboff faz.net
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Extrem lesenswert. Wieso habe ich diesen Artikel erst heute wahr genommen? (Haare-rauf)
Der Artikel beschreibt die entstandene politisch-ökonomische Dialektik der Internet-Nutzung viel schonungsloser, als man es sonst liest.
Übrigens ist er vermutlich schon vor längerer Zeit entstanden, wird erst jetzt bewusst veröffentlicht, wie vor einem Jahr als "Antwort an Döpfner" (http://bit.ly/21eDPD4 ). Denn seltsamerweise geht Z. überhaupt nicht auf Windows 10, wo ja erstmalig das Betriebssystem auch "Offline"-Nutzer-Daten in die Cloud absaugt, inkl. Mitschnitt von Skype-Gesprächen. Jedenfalls ist die Veröffentlichung nicht nur ein "Debattenbeitrag", sondern soll selbst zur geforderten "Revolte" beitragen. Wobei Artikel in FAZ in erster Linie in den politischen Raum hinein wirken sollen - es ist ja einiges anhängig in der EU gegen Facebook und Google.
Zu diskutieren gäbe es zweierlei: Erstens ob die Analyse zutrifft, zweitens was man dann ggf. mit dem Kampfaufruf macht, mit dem der Artikel endet. Zuboff richtet sich da "Wissenschaftler und Journalisten", ferner an "empörte Volksvertreter und Politiker" sowie "empörte Bürger". Ich würde "empört" und "Politiker" streichen, andererseits Unternehmen hinzufügen. Eventuell ergibt das eine starke Allianz.
Ich kann mit dem Text leider nicht so viel anfangen. Ich finde, er ist gut gepickt, weil man sollte sich mit der grundsätzlichen These des "Überwachungskapitalismus" auseinandersetzen sollte, denn natürlich verändert Google (alle Big-Data-Unternehmen) die Art, wie Menschen in die Welt wirken. Aber der Text leistet meiner Meinung nach nur wenig, um die selbstgestellte Frage zu beantworten. Die ersten 10.000 Zeichen (!) kann ich kein einziges Argument erkennen, das man irgendwie diskutieren könnte. In der Mitte des Textes schreibt die Autorin: "Die Bedeutung des Verhaltensüberschusses wurde bei Google und schließlich in der gesamten Internetbranche rasch verschleiert durch Etiketten wie „digitale Krümel“ und dergleichen" Damit meint sie entweder "cookies" oder aber die "Brotkrümel-Navigation" (zumindest führt sie das Wort nicht näher aus und mir fallen nur diese beiden Punkte ein). Beide sind keine Erfindungen von Google, sondern die Logik, nach der das Netz funktioniert. Die Autorin schreibt das aber nicht. Aber wenn man das schreibt, würde es das Argument schwächen. Ähnlich diffus finde ich den restlichen Text.
gutes piq! warum nur bleibt mir nach lesen des artikels so ein mulmiges gefühl zurück, daß zuboff eine enorm wichtige frage aufgeworfen hat, ich aber viel zu wenig davon verstanden habe? hat sie zu komprimiert geschrieben? was war einfach nur geschwurbel?