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Ich bekomme immer Kopfschmerzen, wenn ich pseudointellektuelle, fortschrittspessimistische, Enthaltsamkeit predigende, geschichtsvergessene, pauschalisierende und Pathos tropfende Gesinnungsaufsätze lese, wie jüngst diese Forderung nach einem „Leben nach dem Internet“ von Anna Miller:
Das digitale Leben macht uns krank und wir wissen das. Wir müssen es beenden!
Über dem Artikel steht „Digital Detox“, dabei fordert der Anreißertext Digital Suicide.
Natürlich haben wir beim Kulturwandel immer Adaptionsschmerzen, teils massive, individuell und gesellschaftlich. Wandel gehört zum Leben, so wie lass-das-besser-sein-Texte, wie der von Anna Miller, zur Menschheitsgeschichte gehören. Diese Texte tropfen bei jedem Kulturwandel aus ich-fands-vorher-besser-Menschen, bei der Einführung des Buchdrucks, bei der Popularisierung von Romanen, bei der Einführung der Eisenbahnen, dem Film, dem Tonfilm, beim Aufkommen von Telespielen, Heimcomputern, Videorecordern oder der Vernetzung. Jeder Wandel wird immer wieder von Oberchecker-Chören begleitet, die ihn für Krankheit, Vereinsamung, Verdummung oder Verrohung verantwortlich machen.
Statt zu fordern das „digitale Leben“, die Pubertät oder irgendeinen anderen Wandel zu beenden, weil er Friktion, Schmerzen, Streit oder Stress verursacht, bin ich eher ein Freund des Verarbeitens. Wandel muss aber nicht nur mühsam verarbeitet werden (gesellschaftlich wie individuell), sondern auch ständig evaluiert und im besten Falle auch mitgestaltet werden. Beim Evaluieren, beim Bewerten des Wandels, konzentrieren wir uns gerne auf die Nachteile, die weniger vorteilhaften Entwicklungen, die der Wandel natürlich auch mit sich bringt. Wir neigen dazu die Vergangenheit zu idealisieren, irgendwie das alte Neue dem neuen Neuen überlegen anzusehen.
Wie tiefgreifend Fortschritt und Wandel unser Leben innerhalb von wenigen hundert Jahren zum Positiven verändern kann, vergessen wir vor lauter Alltags- und Weltschmerz immer wieder. Bei der Erinnerung half mir dieses Video von Jon Townsend, der zeigt, wie irre umständlich Kochen in der vermeintlich „guten alten Zeit“ war. Wie umständlich, anstrengend, gesundheitsgefährdend kochen noch vor einer Weile war, wie luxuriös selbst die einfachste Küche heutzutage im Vergleich zu einer Schloss-Küche vor ein paar hundert Jahren ist, daran denken wir gar nicht, wenn wir unsere Wasserhähne aufdrehen (statt Wasser zu schleppen) oder Hitze per Knopfdruck erzeugen (statt zu kokeln). Umso wichtiger und hilfreicher, wenn solche Videos wie die auf Townsends Youtube-Kanal uns das unterhaltsam vorführen.
Wir sollten weder den Fortschritt idealisieren noch die Vergangenheit. Beide verdienen unseren kritischen Blick, aber eben auch unseren wohlwollenden Blick.
Diesen wohlwollenden Blick auf die Gegenwart zu lernen, sich zu erinnern welche revolutionären Veränderungen Technologie und Fortschritt im Haushalt und Alltag — und folglich auch gesellschaftlich verursachen — dabei hilft dieses Video über das Kochen vor 300 Jahren, aber auch, zum Beispiel, Hans Roselings großartige Würdigung der Waschmaschine. Für die Digitalisierung, Vernetzung und all die anderen Fortschrittsdilemmata, mit denen wir uns derzeit beschäftigen, müssen wir die wirklich positiven, fortschrittlichen Aspekte selbst aus dem Rauschen der Fortschrittsskeptiker, Heulsusen und dem euphorischen Geschrei der Marketing und PR-Menschen ausfiltern.
Quelle: Jon Townsend Bild: Jon Townsend EN youtube.com
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die nette würdigung der waschmaschine stammt von hans rosling (typo). und eure auseinandersetzung, felix und marcus, hat viel spaß beim lesen gemacht. kam rüber wie ein gutes interview. so kann no-bullshit journalismus auch gehen!
Hab mich natürlich auch herrlich geärgert über den Artikel. Er ist wirklich erstaunlich mies. Vielleicht habe ich mich aber anders geärgert als du, weil diese Art des weinerlichen, kleingeistigen, trotzigen Gezeters, eine an sich so wichtige Kritik diskreditiert. Und die digitalen "Köpfe" in meiner Bubble zwar gerne wie auf Knopfdruck lospoltern, wenn jemand sich antidigital äußert, aber ihrerseits auch eher wenig Bereitschaft zeigen, sich an einer konstruktiv kritischen Debatte des digitalen Fortschritts zu beteiligen. Lieber feiern sie den Fortschritt anhand von Waschmaschine und fließend Wasser :).
Also wer macht das, was du im letzten Satz forderst?
Ich glaube auch, dass der digitale Fortschritt in einer ganz undigitalen, eher historischen und quasi zufälligen Kritik steht und vielleicht stehen muss. Vereinfacht gesagt werfen die ökologische Krise, Ungerechtigkeit, Demokratieverlust und die 8 aufeinanderfolgenden Meisterschaften des FC Bayern die permanente Frage auf, welchen Fortschritt wir wollen - quantitativ oder qualitativ? Bei aller Liebe zu Netz und Netzkultur und "code-based innovation" habe ich leider dennoch keine Zweifel, dass sie bis dato eher Brandbeschleuniger des Konsumismus und des Demokratieverlustes gewesen sind, als sonst was.