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Kurator'in für: Technologie und Gesellschaft Medien und Gesellschaft Klima und Wandel
Irgendwas mit Medien seit 1996, Typograph, Grafiker, Blogger. Ask me anything.
Der Essay von Johannes Schneider in der Zeit wurde bereits gepiqt, ich habe ihm allerdings ein paar Dinge hinzuzufügen, weshalb ich mir die Freiheit nehme, ihn auf dieser Plattform noch mal zu posten.
Der Text weist unter anderem auf die Gefahren der Gleichwertigkeit von Folk-Etymologie, hyperbolischen Fiktionen und gesicherten Fakten in Sozialen Medien im Kontext des Klimawandels hin: „Die Wissenschaften werden, indem sie so von der Welt erzählen (müssen) wie zuvor Mythos, Kult und Fiktion, diesen zwangsläufig ähnlich“.
Das Problem an vorhergesagten Katastrophen ist, dass die Prognose so lange fragwürdig bleibt, bis die Katastrophe eintritt. Der Restzweifel, der jeder Wissenschaft innewohnt, wenn sie in die Zukunft extrapoliert, eignet sich, um die Ergebnisse grundsätzlich infrage zu stellen. Letztlich, so könnte man sagen, handelt es sich auch bei wissenschaftlichen Prognosen somit um eine Fiktion, die sich von der realen Welt insofern abhebt, als sie sich in ihr (noch) nicht ereignet hat.
Was das für die Gegenwart bedeutet, erleben wir gerade in der Konfrontation von Klimawissenschaft (im weitesten Sinn) und den Diskursformationen der sozialen Medien, in denen jeder Autorität auf gleicher Ebene eine Scheinautorität entgegentreten kann und jedem Faktum ein wissenschaftlich klingendes Pseudofaktum. Je dringlicher Wissenschaftlerinnen vor baldigen gravierenden Konsequenzen des weltweiten CO2-Ausstoßs warnen, je surrealer die von ihnen genannten points of no return in zeitliche Nähe rücken (zuletzt war in einem BBC-News-Artikel von 18 Monaten die Rede, in denen sich die Zukunft der Menschheit entscheidet), desto umstrittener wird ihre Position. Angesichts einer immer noch lebenswerten Umwelt, angesichts gefüllter Supermarktregale in Mitteleuropa und dem bisherigen Ausbleiben transnationaler Hungerkatastrophen in ärmeren Regionen, scheint es vielen glaubwürdiger, dass die Klimaforscher eine geheime Agenda oder gar Persönlichkeitsstörungen haben, als dass ihre Alarmstufe auf ihrem Wissen basiert.
Mit dem Wegbruch der Gatekeeper (oder genauer: mit der Neuverteilung der Gatekeeper-Rolle) und dem egalitären Plattformdesign, nach dem jede Äußerung gleichwertig neben anderen erscheint (Katzenvideos neben Mitteilungen der Wirtschaftsweisen etwa) und deren distributive Kraft sich alleine aufgrund ihrer Emotionalität entfaltet, gewinnt jede Fiktion einen Vorteil gegenüber den oft trockenen, nicht-emotionalen Meldungen faktischer Authentizität. Das gilt vor allem für angsterfüllten Bullshit von Rechts, aber auch für katastrophischen Hyperbole von Aktivisten. Gerade letztere sind verantwortlich für einen sehr großen Teil hyperbolischer Social-Media-Posts, weshalb Aktivismus im Netz ein grundsätzliches Problem darstellt, da er den Übertreibungs-Mechanismen des Netzes seinen eigenen aktivierenden Hyperbole hinzufügt. Das Dilemma dessen ist mir bewusst.
Medieninhalte existieren prinzipiell auf einem Spektrum der Realitätstreue, das von Fiktion bis Realität reicht. Im fiktiven Teil dieses Spektrum treffen wir auf Literaten, Comedians, Designer und jeden, der gerne Geschichten erzählt. Im Mittelfeld tummeln sich Aktivisten und Politiker (aber auch Verschwörungstheoretiker), deren Aussagen auf Realität beruhen, die sie aber für ihre Agenda oder Ideologie umformulieren, sie über- oder untertreiben. Im eher realitätsgebundenen Teil dieses Spektrums treffen wir auf Journalisten und schließlich auf Wissenschaftler. Das Netz wirft all diese Menschen und ihre Kommunikation in einen gigantischen Vortex und alleine die emotionale Kraft der Inhalte entscheidet über ihre Sichtbarkeit. Auf Dauer senkt die system-inhärente emotional-psychologische Filterfunktion der Sozialen Medien das Vertrauen in alle Inhalte und nichts und niemand wird mehr ernst genommen. Für Wissenschaftler, die seit Jahren vor dem Klimawandel warnen wollen und nicht gehört wurden, ist das ein Problem.
Das Internet verliert durch diese emotionsgesteuerte (memetische) Informationsverteilung, die in einer allsichtbaren, prismatischen Darstellung der Ideenwelt mündet, eine prismatische Etymologie sozusagen, eine seiner zentralen Funktionen: Die Kommunikation unter Fachleuten im Notfall (zur Erinnerung: das Internet startete als Kommunikationstool wissenschaftlicher Einrichtungen für den Fall eines Atomkriegs). Neue Gatekeeper wie Fact Checker können dem leider nur sehr wenig entgegensetzen.
Quelle: Johannes Schneider zeit.de
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