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Tabubruch für den Frieden – gemischte Paare im Nahostkonflikt

Susanne Franzmeyer
Piqer für Radio Features
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Susanne FranzmeyerDienstag, 22.06.2021

Ein erschütterndes und zugleich Mut machendes Feature ist „Wo die Liebe nicht sein soll. Gemischte Paare im Nahostkonflikt“ von Sarah Hofmann aus dem Jahr 2019, das heute erneut bei Deutschlandfunk ausgestrahlt wird und auch online abrufbar ist.

„Niemand von meiner Familie ist zu unserer Hochzeit gekommen. (…) 'Stell dir doch nur mal die Bilder vor: Wir tanzen mit Juden. Das kann man gegen uns verwenden. Wir müssen vorsichtig sein.'“

Die Beziehungen zwischen Israelis und Palästinensern sind von blutigen Konflikten, von Feindschaft und Vorurteilen der anderen Seite gegenüber geprägt. Familien beider Seiten sowie die Politik setzen viel daran, eine soziale Vermischung von Israelis und Palästinensern zu verhindern. Die Gräben sind tief, Verluste und Verletzungen auf beiden Seiten scheinen vielen unüberwindbar. Doch ab und zu finden trotzdem Paare beider Seiten zueinander. Im Gegensatz zu ideologischen, religiösen oder politischen Grenzen, kann die Liebe ebendiese überwinden.

„Ich glaube wirklich, es ist das ultimative Tabu. Manchmal haben Israelis Freunde, die Palästinenser sind. Aber eine Beziehung zu führen, dieses Maß an Intimität, das ist völlig tabu. Ich denke, das gilt für beide Kulturen.“

Die Autorin hat Paare gefunden, die bereit waren, von ihren Erfahrungen zu erzählen, von der Überwindung von Konflikten in der Beziehung, in der Familie, im Leben, vom Mut, einen eigenen Weg einzuschlagen und sich dem Sturm der Entrüstung und den erschwerten Bedingungen zu stellen, die gemischte Paare zu erwarten haben, wenn sie ihre Verbindung bekanntgeben oder heiraten wollen.

Michal und Adam haben über die Friedensinitiative „Combatants for Peace“ zueinander gefunden, in der sich Israelis und Palästinenser gemeinsam engagieren. Das ist schon eine Ausnahme, denn es gibt nur wenige Gelegenheiten und Räume, in denen solche Bande überhaupt geknüpft werden können.

Adam hatte als junger Mann selbst Steine geworfen, saß mehrere Jahre in israelischen Gefängnissen, erlitt eine schwere Schussverletzung, ehe er für sich entschied, dass es so nicht weiterging. Michal kam über eine Studienfreundin zur Teilnahme an Friedensdemonstrationen, auf denen sie erstmals erkannte, dass es zwei Seiten einer Geschichte gab. Ihrer Beziehung liegen Steine im Weg. Denn er darf nicht zu ihr nach Israel, und sie nicht zu ihm ins Westjordanland. Adam wohnt im ehemaligen Ortsteil Jerusalems, der heute hinter der israelischen Mauer liegt, dem „Sperrwall“, der „Terroristen“ abhalten soll. Israelis ist es per Militärdekret verboten, die hinter der Mauer liegenden Städte zu betreten, die von der Palästinensischen Autonomiebehörde verwaltet werden. Michal begeht also eine Straftat, wenn sie Adam dort besucht. Jedes Mal kostet es sie Überwindung.

„Er versteht nicht, wovor ich Angst habe. Er sagt: du bist Israelin, was können sie dir schon tun? Vielleicht nehmen sie mich fest? Vielleicht fragen sie nach meinem Namen und was ich hier mache, aber ich möchte unerkannt bleiben. Ich will nicht, dass sie wissen, wer ich bin. Also dass sie mein Auto kennen oder meine Personalien aufnehmen. Das Risiko will ich nicht eingehen. Ich tue viel dafür, eine solche Situation zu vermeiden. Ich bin da wirklich nicht besonders mutig.“

Die Paare erleben Ausgrenzung innerhalb der eigenen Familie und seitens der Politik. Eine etwaige Heirat wird von allen Seiten verunmöglicht, abgelehnt oder erschwert. Und auch in der Beziehung selbst spielt der Konflikt eine Rolle.

Trotz allen Erschwernissen schaffen es diese Paare, die Kluften dank ihrer Liebe zueinander zu überwinden, auch, wenn es bisweilen zum Bruch mit der Familie führt, oder aber erst im Ausland möglich scheint. Sie setzen damit ihrerseits ein Zeichen für den Frieden zwischen den sonst so verfeindeten Seiten, das Mut macht, weil es zeigt, dass es eben doch geht – wenn auch bis dato nur im kleinen Kreis: Das friedliche, respekt- und liebevolle Miteinander zwischen Israelis und Palästinensern.

Tabubruch für den Frieden – gemischte Paare im Nahostkonflikt

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Kommentare 1
  1. Theresa Bäuerlein
    Theresa Bäuerlein · vor mehr als 3 Jahre

    "Ich bin da wirklich nicht besonders mutig" sagt die junge Israelin – und tut etwas, das mutiger ist als alles, was ich bisher geschafft habe...

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