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Pop und Kultur

(Mehr als) Drei Beispiele: the Rock'n'Roll future is female

Jan Paersch
Autor für taz, NDR, DLF, Jazz Thing und andere
Zum Kurator'innen-Profil
Jan PaerschDonnerstag, 16.06.2022

Na schön: auch Männer machen gute Musik. Hat die ZEIT gerade betont, angesichts der Debatte um ein überwältigend männliches Lineup bei Megafestivals wie Cock ..., pardon, Rock am Ring. Meint auch Carolin Kebekus:

Ich bin total oft bei "Rock am Ring" gewesen und habe wahnsinnig tolle Bands erlebt. Aber wenn man sieht, dass auch in diesem Jahr der Frauenanteil auf der Bühne gegen null geht, kann das einfach nicht sein. Das geht 2022 nicht mehr.

Was hilft: weibliche Bands buchen. Es braucht dafür weder eine Quote noch rein weiblich besetzte Events, das beweisen coole Festivals wie das Øya in Oslo schon seit Jahren. Dort ist man schlicht hellwach und lädt tolle KünstlerInnen ein. Ob sie dann am Ende 46 oder 51 Prozent des Lineups ausmachen – who cares?

Mich persönlich langweilen viele male Rockbands (bitte keine Diskussion über die Definition von "Rock") mittlerweile einfach. Schon allein, weil junge Künstlerinnen wie Phoebe Bridgers, Big Thief, Brittany Howard, Angel Olsen, Wet Leg oder Courtney Barnett so gute Songs schreiben wie derzeit kaum jemand. Von etablierten Gitarrengöttinnen wie St. Vincent oder Anna Calvi mal ganz zu schweigen.

Meine drei aktuellen Rock-Darlings:

Onemillionsteps - Trio aus Hamburg/Flensburg um Gitarristin/Sängerin/Songwriterin Nora Oertel. DreamPop, Gitarrenrock, elektronische Grooves – mir fallen tausend Referenzen ein, u. a. Big Thief und Whitest Boy Alive. Vor allem ist das: feiner, verschachtelter Pop mit großen Melodien.

Julia Jacklin - Es hieß, die Australierin habe auf ihrem letzten Album "the edges of intimacy within the singer-songwriter mode" neu definiert. Ihre dritte Platte kommt erst Ende August, aber die neuen Singles sind schon so gut, dass man sie immer wieder hören muss. Auch und gerade wenn Gitarren gar keine so große Rolle spielen: "Lydia Wears A Cross". Verwundbar, edgy, hymnisch.

Christin Nichols - Schauspielerin/Sprecherin/Musikerin etc. aus Berlin, macht Post-Punk und New Wave mit englischen und ziemlich deutlichen deutschen Texten, in denen sie z. B. dumme Sprüche wiedergibt, die sie sich schon anhören musste. Das ist aber nicht bloß engagiert, das ist eingängig, tanzbar und lässig. Lieblingszeile aus "Neon": "Ich seh nicht so gut aus wie du, aber im Dunkeln leuchte ich".

Gepiqd: eine Sechs-Stunden-Playlist von Spotify mit einigen der oben erwähnten Künstlerinnen und mehr Songs – auch ohne Gitarren.

(Mehr als) Drei Beispiele: the Rock'n'Roll future is female

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Kommentare 2
  1. Jan Paersch
    Jan Paersch · vor mehr als 2 Jahre

    Die einstündige Reportage über Kebekus' Festival hier:
    https://www.ardmediath...

  2. Johannes K.
    Johannes K. · vor mehr als 2 Jahre

    Danke! Ich ergänze: Evelinn Trouble! Für mich das beste Album (Longing Fever) und Konzert der letzten Jahre.
    Anspieltipps:
    https://youtu.be/EVjHv...
    https://youtu.be/u31lH...
    https://youtu.be/OV-uJ...

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