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Kurator'in für: Pop und Kultur Fundstücke
Schlüsselmoment? Auf undurchsichtigen Wegen, die nichts mit Geld, sondern mit krimineller Energie zu tun haben, ergattert 1979 ein kleiner Junge seine erste Platte. "Parallel Lines" von Blondie - als Picture Disc, was wichtig ist, weil der kleine Junge damals eher visuell als musikalisch an Musik interessiert ist. Das ändert sich mit den ersten Tönen dieser Platte. Um die Geschichte kurz zu machen: Der Junge wird größer, versucht sich in verschiedenen Subkulturen und landet schließlich beim Radio, bei Gedrucktem, beim Netz, um über Musik zu reden und zu schreiben. Nur ein paar Namen: ByteFM ("Electro Royale", "Time Tunnel"), Deutschlandfunk und Deutschlandfunk Kultur, Tagesspiegel. Ein Blog namens technoarm.de und natürlich ein wöchentlicher Podcast: "Pop nach 8".
Seine große Liebe ist der Club, aber eigentlich findet er Chet Baker genauso spannend wie Blake Baxter. Mal sehen, wie das endet.
Er sieht so aus, als könnte er ohne weiteres die Rolle von Alan Harper in „Two and a half men" übernehmen. Er redet schnell und liebt das Klavier. Und doch ist der uncool erscheinende Jools Holland eine der wichtigsten Personen für musikliebende Briten, denn seine Sendung „Later ... with Jools Holland" ist die einzige ernst zunehmende TV-Sendung Großbritanniens (die einzig übrig gebliebene ernst zunehmende, muss man wohl schreiben). Bei uns gibt es solche Shows leider nicht, in denen Musiker wie Kanye West, die Manic Street Preachers, Skepta, Dusty Springfield, Björk oder FKA Twigs auftreten und daran nur wenig peinlich ist, eine Show in der man innerhalb weniger Minuten sowohl Bee-Gees-Sänger Barry Gibb als auch Grime-Aushängeschild Wiley erleben kann, in der es im Nu von Mainstream zu Indie und zurück gehen kann. Angus Harrison schildert in seinem Vice-Artikel, wie ausgerechnet Jools Holland zum Gatekeeper und Tastemaker Großbritanniens werden konnte — und was aus dem Rest des einst so reichhaltigen Musik-TV-Angebots in England wurde.
Mal abgesehen davon, dass Jools Holland immer wieder gemeinsam mit seinen Gästen spielen will (und das ziemlich gut macht), hat der 58-Jährige ein echtes Anliegen — im Gegensatz zu vielen anderen interessiert er sich nämlich wirklich für Musik und Musiker. Er zimmert also keine Mottoshows zusammen, er ist keine Verlängerung von irgendwelchen Castingshows, sondern es geht um echte Unterhaltung, die komplett auf Musik fußt. Wie gesagt: Warum gerade Jools Holland diese einzigartige Position erreichen konnte, ist unklar. Aber er und seine Show sind ein urbritisches Phänomen, das so nur in einer stolzen Pop-Nation entstehen konnte. In Deutschland würde sich niemand (zu)trauen, so etwas auf die Beine zu stellen. Und so ist Jools Holland Vergangenheit, Gegenwart und eventuell auch Zukunft des Musikfernsehens zugleich.
Quelle: Angus Harrison Bild: Dan Evans EN vice.com
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Wiley und Skepta erst durch diesen piq und direkt für mich entdeckt. Vielen Dank!