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Pop und Kultur

Von AC/DC bis Van Halen: Darf man eine Band noch mögen, wenn sie abgrundtief sexistisch ist?

Fabian Peltsch
Musikjournalist

Fabian Peltsch interessiert sich für globale Popkultur-Perspektiven jenseits von World-Music-Klischees. Er ist Redakteur bei Table.Media in der China-Redaktion und schreibt daneben regelmäßig für Rolling Stone, Musikexpress, Mint, Fluter und die Welt.

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Fabian PeltschSonntag, 05.11.2017

Er sei "in den 60er- und 70er-Jahren aufgewachsen", versuchte sich Harvey Weinstein aus dem Belästigungsskandal herauszuwinden. Damals habe eben eine "andere Kultur" geherrscht, schrieb er in einem offenen Brief. Diese Entschuldigung, die kaum einer dem Hollywood-Zampano durchgehen ließ, könnte man auch auf den jahrzehntelang alltäglichen Sexismus in der Rock-und Popmusik anwenden: Andere Zeiten, andere Sitten, von Led Zeppelins "Lemon Song" bis hin zu "Under My Thumb" von den Rolling Stones. Aber sollte man, wenn man Filme und Serien aufgrund von Belästigungsvorwürfen boykottiert, nicht auch strenger mit den Entgleisungen der Musikgeschichte umgehen? Darf man eine Band noch mögen wenn ihre Songtexte abgrundtief sexistisch sind? In dem Essayband "Under My Thumb: Songs That Hate Women and the Women Who Love Them" haben sich Musikhörerinnen dieser Frage gewidmet. In einem vorab beim Guardian veröffentlichten Text schildert die Kulturjournalistin Fiona Sturges darin etwa ihre schwierige Liebe zu AC/DC: 

AC/DC are the worst. (...) they are defined by casual sexism (...) When not extolling the delights of fighting, gambling, drinking and fast cars, their songs are about getting laid (...) populated by strippers, prostitutes and young men with apparently unvanquishable erections.

Obwohl sich Sturges eine "stolze Feministin" nennt und obwohl ihre 10-jährige Tochter gerade ebenfalls eine Liebe für AC/DC entwickelt, schafft sie es nicht, die Band, die sie seit frühester Jugend begleitet, aus ihrem Leben zu verbannen. Ihre Schlussfolgerung: AC/DC mögen "sexbesessene Idioten" sein, ihre Musik verliere dadurch nicht ihren "old-fashioned rock’n’roll swagger". Und der mache sie nunmal glücklich. Was ihre Tochter angeht, ist Sturges sicher, sie umsichtig genug erzogen zu haben, damit sie die Band mit kritischem Abstand lieben lernen kann. Nachvollziehbarer Umgang oder doch wieder nur eine dünne Ausrede für althergebrachte Muster? Entscheiden Sie selbst.

Von AC/DC bis Van Halen: Darf man eine Band noch mögen, wenn sie abgrundtief sexistisch ist?

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