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Pop und Kultur

The National & The War on Drugs — Rockmusik ist nicht tot, sondern nur erwachsen geworden

Tino Hanekamp
Autor

Tino Hanekamp war Journalist und Musikjournalist, hat in Hamburg zwei Musikclubs gegründet (Weltbühne, Uebel & Gefährlich), einen Roman geschrieben (‚So was von da‘) und unlängst ein Buch über Nick Cave ('... über Nick Cave'). Er lebt im Süden Mexikos.

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Tino HanekampMontag, 11.09.2017

Der Rock’n’Roll muss ja angeblich ständig gerettet werden. Die Kids hören HipHop und kaufen kaum Gitarren, die Stones sind Stonehenge, The Strokes Oldieradio. Nun sind zwei Alben von Bands erschienen, die Gitarrenmusik mal wieder revitalisieren und auf die großen Bühnen bringen: The National und The War on Drugs. Ihre Version von Rockmusik hat so gar nichts Ungestümes und Jugendliches, sondern klingt, nun ja, erwachsen. Und: Sie arbeiten hart, sehr hart. The National sind „the hardest working band in the world“, wie der hier verlinkte Text treffend überschriftelt. Vier Jahre haben sie gebraucht, um ‚Sleep Well Beast‘ an den Start zu kriegen, das wieder herrlich irrlichtert zwischen Introspektion und Ausbruch. Doch das Erstaunlichste an dieser Band ist, was ihre Mitglieder so zwischen den Alben machen. Allein Gitarrist Bryce Dessner nahm ein Album auf mit Sufjan Stevens und Nico Muhly, komponierte Ballettmusik und mit Ryuchi Sakomoto und Alva Noto den Soundtrack zu ‚The Revenant‘. Zudem haben diese Typen noch diverse Festivals und eine Benefiz-Kompilation namens ‚Day of the Dead‘ initiiert — und so weiter! Ihre Rockmusik wirkt wie ein Derivat aus den unterschiedlichsten musikalischen Spielarten und vielleicht gerade deswegen so zeitgemäß. Ebenfalls hart am Knechten ist Adam Granduciel von The War on Drugs, deren Album ‚Lost in a Dream‘ 2014 fast jede Jahresbestenliste anführte. Danach hat sich der Extrem-Perfektionist ins Studio eingeschlossen und an jedem Ton und Gitarren-Lick gefeilt, bis sein neues Album ‚A Deeper Understanding‘ endlich fertig war, das den Breitband-Rock der frühen Neunziger in die Neuzeit holt — Bombast, Elegien, Beinahe-Hymnen. "Sind The War on Drugs die nächsten Fackelträger des Rock?", fragt The New Yorker. Auf jeden Fall ist ‚A Deeper Understanding‘ ein großartiges Album, das einen mit durch die Nacht nimmt zu den alten Fragen: Wer bin ich? Warum? Und was soll das? Ob das die Kids zurück zur E-Gitarre bringt? Wen kümmert’s. ‚The Kids Are Alright.‘

The National & The War on Drugs — Rockmusik ist nicht tot, sondern nur erwachsen geworden

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