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Pop und Kultur

Social Distancing ist ein Privileg – über die rassistische Arroganz des Westens

Jan Paersch
Autor für taz, NDR, DLF, Jazz Thing und andere
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Jan PaerschMittwoch, 22.04.2020

Mal ganz ehrlich: ging es Ihnen auch so, dass Sie, als die Corona-Lage Mitte März ernst wurde, erst einmal nichts mehr hören konnten vom Elend anderswo?

Ich kann mich selbst da leider nicht komplett ausnehmen. Blind vor Privilegien, schließlich geht es mir in meinem warmen Home Office verdammt gut. In der taz liest man von PBV: „privilegienbedingte Verweichlichung“. Die Kulturwissenschaftlerin Susan Arndt meint, bei der Coronakrise schwinge "die Überzeugung mit, dass Heilung zunächst einmal den Westen ereilen werde."

Arndt schreibt Sätze, die weh tun:

Es ist sehr viel komfortabler, in der Annahme zu leben, dass die Welt so geschaffen sei, dass es mir besser gehen müsse als anderen – als mich deswegen schlecht fühlen zu müssen.

Und:

Das Entsetzen über die Krise hat viel damit zu tun, dass die Menschen in Deutschland nicht nur daran gewöhnt sind, dass es ihnen besser geht als Milliarden anderen Menschen. Sie sehen es als ihr Anrecht an

Nachvollziehbarer noch: "Shutdowns wie auch social distancing sind ein Privileg." Ausführen muss man das eigentlich nicht, für Tagelöhner in vielen afrikanischen, asiatischen, und amerikanischen Ländern sind Shutdowns ein Countdown zum Untergang. Und: ein Land wie Malawi hat 30 Intensivbetten für 18 Millionen Einwohner, berichtet Bernd Dörries in der SZ.

Arndt meint, man könne Afrikanern, die weißen, womöglich infizierten Europäern zuletzt skeptisch begegneten, nicht Rassismus vorwerfen ("es ist das Wesen des Rassismus, die Überlegenheit von Weißen zu postulieren"). Die Wissenschaftlerin fordert ein Ende der rassistischen Arroganz.

Versöhnlicher drückt es Dörries aus: "Die Welt wird nur zur Normalität zurückfinden, wenn Corona auch in Afrika besiegt wird."

Social Distancing ist ein Privileg – über die rassistische Arroganz des Westens

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