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Pop und Kultur

Nachruf auf Stella Chiweshe

Dorothea Tachler
Musikerin

Spielt und singt in Bands und macht Musik für Filme.
Ihre eigenen Bands heissen My Favourite Things und Hunki Dori.
Sammelt und verteilt Lieder und Artikel in München, Berlin und New York.

Zum Kurator'innen-Profil
Dorothea TachlerDienstag, 31.01.2023

Stella Chiweshe ist im Alter von 76 gestorben. Sie hat die Musik ihres Volkes aus Zimbabwe, die Shona, weltweit bekannt gemacht. Ihr Instrument: die Mbira, oder auch Kalimba genannt, in Deutschland auch mal Daumenklavier. Dieses Instrument wurde traditionell eigentlich nur von Männern gespielt. So ist und war sie also eine Rebellin und Pionierin auf mehreren Ebenen. Sie wurde nämlich Afrikas bekannteste Mbira-Spielerin. Das Instrument wird oft in eine große Kalebasse gelegt, der als Resonanzkörper funktioniert und die Musik somit lauter macht. Die Mbira spielte eine große Rolle in der Shona-Kultur und wurde eingesetzt, um verstorbene Vorfahren anzurufen sowie während nächtlicher Zeremonien für die Stammeshüter. Chiweshe nannte es "ein Telefon für die Geister der Menschen, von Wasser, Bäumen und Vögeln". Zimbabwe war von Briten kolonialisiert, und diese nannten das Land damals Rhodesien. Diese christlichen Missionare befanden dieses Instrument für so gefährlich, dass sie es verbannten. 

Stella begann erst mit 20 Jahren das Instrument zu spielen, hörte als Jugendliche eigentlich lieber amerikanische Populärmusik wie die Everly Brothers. Doch plötzlich fühlte sie eine Art Berufung und sie sagte, sie hörte den Klang der Mbira  laut und endlos in ihrem Kopf. Es war nicht leicht, ein Instrument und einen Lehrer zu finden, da niemand die männliche Tradition brechen wollte ‒ doch sie schaffte es und nach drei Jahren begann sie aufzutreten. Sie sang auch dazu, und riskierte sogar, ins Gefängnis gehen zu müssen, als sie bei den nächtlichen Zeremonien teilnahm. Fünf Jahre später, 1974, veröffentlichte sie ihre erste Single Kashawha und wurde eine lokale Bestseller*in. 

Sie verbrachte sogar viel Zeit in Deutschland, weil sie mit dem deutschen Peter Reich verheiratet war, der die Slumberland Bar in Berlin mitgegründet hatte. Er war schon 2022 verstorben. Sie verstarb in Zimbabwe, ein Land, für deren politische und spirituelle Entwicklung Stella viel getan hat. 


Nachruf auf Stella Chiweshe

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