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Kurator'in für: Pop und Kultur Fundstücke Medien und Gesellschaft
Freier Journalist in Hamburg. Liebste Arbeit: Interviews führen; übelste Arbeit: Interviews abtippen.
Flohwalzer-Virtuose. Erste selbstgekaufte Kassette: Roxette - "Tourism". Krautrock, afrikanischer Blues und Souljazz waren da noch fern. Schätzt "Handgemachte Musik", und hört natürlich trotzdem HipHop, Dub und Ambient.
Was für eine Geschichte! Eine Mutter von sieben Kindern, die bereits als Familienministerin für Benachteiligte kämpfte und deren Vater schon von einem geeinten Europa träumte, wird EU-Kommissionspräsidentin - Ursula von der Leyen.
Sie ist in Brüssel geboren – Europa war schon in der Muttermilch! Man sieht hier: Jedes Detail wird plötzlich zu einem Mosaiksteinchen in der größeren Geschichte einer Heimkehr.
Diese Sätze stammen von Bernhard Pörksen, der immer wieder auf piqd auftaucht, nicht zuletzt dank seiner schlauen Gedanken zur Mediendemokratie, die zur Empörungsdemokratie wird. Im gepiqden Text (hier auf blendle) geht es dem Medienwissenschaftler nicht um von der Leyen selbst, es geht ihm um Inszenierungen wie die der Politikerin, die ihr "wahrscheinlich mit zur knappen Mehrheit im EU-Parlament verholfen" habe.
Solche Mythen verstopften die Kommunikationskanäle und korrumpierten den Journalismus, sie basierten auf berechnender Erschütterung und Gefühlsbefehlen, "befreit von der Last realer Komplexität". Pörksen bezeichnet Geschichten als
Ordnungsformen der Wirklichkeit. Sie stiften Sinn, verwandeln die Fragmente eines Lebens in schlüssige, kausal verknüpfte Ereignisfolgen, die man sich immer wieder erzählt und irgendwann mit unbedingter Gewissheit glaubt.
Pörksen listet fünf Idealtypen der narrativen Manipulation auf. Der erste ist der Apokalyptiker des Niedergangs (Trump), der zweite das imaginäre Opfer (Marie Sophie Hingst), der dritte ist der Storydealer, der Emotionen nur aus Profitinteresse schürt. Der vierte Typus ist der Ideologe der guten Absichten (Menasse), der fünfte der weitverbreitete Selbstdarsteller, der sich mit seinen Storys aufregender macht.
Der Autor plädiert nicht dafür, auf Geschichten zu verzichten. Pörksen geht es darum, für "den allgegenwärtigen Missbrauch der menschlichen Faszinationsbereitschaft zu sensibilisieren."
Quelle: Bernhard Pörksen Bild: Jochen Luebke Artikel kostenpflichtig sueddeutsche.de
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