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Tino Hanekamp war Journalist und Musikjournalist, hat in Hamburg zwei Musikclubs gegründet (Weltbühne, Uebel & Gefährlich), einen Roman geschrieben (‚So was von da‘) und unlängst ein Buch über Nick Cave ('... über Nick Cave'). Er lebt im Süden Mexikos.
Maxim Biller – der Beste, Coolste, Schnellste, Hellste. Langes Interview auf Zeit Online, anlässlich der Veröffentlichung seines neuen Romans ‚Der falsche Gruß‘ – „Literatur, wie sie kein anderer Schriftsteller in Deutschland zu schreiben vermag.“; Tagesspiegel ... usw. usf.). Interview geführt von der Autorin Jana Hensel (‚Zonenkinder‘), mit wohlgesonnener Skepsis. Wie immer ein großes Vergnügen, Biller beim Reden und Denken beizuwohnen.
Auszüge:
ZEIT ONLINE: Wie fühlt es sich für Sie an, wenn Sie sich an den Schreibtisch setzen und einen Essay schreiben?
Biller: Wie ein Handwerker, der die Waschmaschine reparieren muss. Man darf auf keinen Fall beim Schreiben emotional sein. Das gilt bei der Literatur auch. Man darf nie über Dinge schreiben, die man gerade erlebt hat oder die einen gerade sehr aufgeregt haben. Ich muss in einem Essay den Gegenstand kühl betrachten und mich kühl für eine Kritik, für eine Invektive entscheiden. Ich merke manchmal, wie die Fingerchen das ganz von allein tun. Das ist dann ganz schön.
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ZEIT ONLINE: Warum wollen Sie vermeiden, dass aus Ihrem Roman ein politischer Roman wird?
Biller: Das wäre dann ein Pamphlet und pure, langweilige Agitation. So wie all die zeitgenössischen Bücher, deren Autoren erzählen wollen, dass es den Schwarzen oder den Frauen schlecht geht. Ja, es geht ihnen schlecht, oft sogar sehr schlecht! Aber in dem Moment, in dem sie als Helden eines Romans oder einer Erzählung nur noch leidende Heilige und immer im Recht sind, reicht es nicht für gute Literatur. Damit ein Roman literarisch funktioniert und ein wenig weise ist, müssen Figuren immer beides sein: Opfer und Täter. Wie in der griechischen Mythologie oder in der Bibel. Nur so entsteht tragische Tiefe. Und prosaische Poesie. Partei ergreifen für nur eine Figur ist Kolportage und trivial.
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Biller: Fritz J. Raddatz hat mir, als er mich noch mochte, einmal folgende Geschichte erzählt: Franz Marc stand in einem Museum vor einem seiner Bilder mit blauen Pferden. Da rief eine alte Dame neben ihm: "Unverschämtheit! Warum sind denn diese Pferde blau?" Woraufhin sich Marc zu ihr beugt und sagt: "Mit Verlaub, gnädige Frau, das sind keine Pferde." Genauer lässt sich das Verhältnis zwischen Literatur und Wirklichkeit nicht beschreiben.
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Biller: Ich bin ein politischer und ein poetischer Mensch. In meinen Romanen will ich erzählen, dass das Leben sinnlos und trotzdem wahnsinnig schön ist. Und als politischer Mensch will ich dann doch aus meiner Sicht Ungerechtigkeiten benennen. Aber damit bin ich ja nicht der Einzige. Ich weiß aber, dass es für die deutschen Leser und Kritiker stets eine große Versuchung ist, mich auf das Politische zu reduzieren. Am Ende reaktivieren meine Kritiker oft nur das alte Bild von Richard Wagner, dass Juden nur destruktiv, sprich kritisch, sein können, während die Nichtjuden Gemüt haben und Kunst machen können. Bei Heinrich Böll war das auch so, dabei war er ein waschechter Katholik.
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Ist Hans Ulrich Barsilay, der vermeintliche Gegenspieler von Erck Dessauer, Ihr Alter Ego?
Biller: Er ist zumindest so, wie die Deutschen mich sehen. Wahnsinnig gutaussehend, teure Klamotten, immer mit schönen Frauen unterwegs … Können Sie bitte schreiben, dass ich an dieser Stelle gelacht habe?
Schnell lesen, bevor es hinter der Bezahlschranke verschwindet.
Quelle: Jana Hensel Bild: Hannes Jung www.zeit.de
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