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Eine andere Mode ist möglich

Torsten Schubert
Journalist, Autor
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Torsten SchubertMittwoch, 19.02.2020

Die Textilindustrie gilt als Branche, in der Arbeiterinnen vor allem aus der sogenannten Dritten Welt ausgebeutet werden. Die Dokumentation bezieht sich als Ausgangspunkt auf das Unglück 2013 in Bangladesch, bei dem mehr als 1100 Textilarbeiter bei dem Einsturz eines baufälligen Gebäudes ums Leben kamen. Daraufhin setzte eine weltweite Protestwelle ein und brachte die Textilindustrie in Erklärungsnot. Aktivisten kämpfen für eine Mode nach ethischen Grundsätzen. Ein spannendes Thema. Allerdings ist die Dokumentation bereits aus dem Jahr 2016. Seitdem hat sich zumindest in Deutschland einiges getan. Konzerne beginnen allmählich umzudenken und setzen bei ihren Produzenten mehr und mehr bessere Arbeitsbedingungen für die Näherinnen durch, kämpfen zum Teil sogar für Tarifverträge. Dennoch ist die Dokumentation sehenswert, weil sie aufzeigt, wie es gewesen ist - und in vielen Teilen der Welt auch weiterhin trotz aller Proteste praktiziert wird.

Die Modeindustrie erlebt heute eine Sinnkrise von historischem Ausmaß. Die Globalisierung machte aus der einstigen Traumbranche, die vor noch nicht allzu langer Zeit für handwerkliche Meisterleistungen, Kreativität und Avantgarde stand, ein menschenverachtendes Geschäft. Die Zeiten, in denen Modeschöpfer wie Azzedine Alaïa, Martin Margiela oder Jean Paul Gaultier als Stars gefeiert wurden, sind vorbei. Heute haben Luxusimperien das Sagen; die Designer sind bestenfalls Anpassungsvariablen bei Börsennotierungen. Die Zeichen stehen auf „Fast Fashion“. Ihre Schattenseiten heißen: Burnout, Umweltverschmutzung und Ausbeutung der Dritten Welt. Am 24. April 2013 kamen mehr als 1.100 Textilarbeiter bei einem Gebäudeeinsturz in Sabhar, in Bangladesch, ums Leben, mehr als 2.500 wurden verletzt. Die von der Tragödie ausgelöste Betroffenheit und Empörung brachte in New York, Tel Aviv, Amsterdam und Paris eine neue Generation von „Fashion Activists“ hervor, die für eine Mode mit ethischen Grundsätzen und menschlichem Antlitz kämpfen. Die einen setzten auf die Rückkehr zum traditionellen Handwerk mit dem Webstuhl, andere auf Spitzentechnologien wie den 3D-Drucker. Die Dokumentation lässt einige dieser Designer, Vordenker und Macher zu Wort kommen, so die internationale Trendforscherin Li Edelkoort, die Modeschöpferin Iris van Herpen, die Designerinnen Anaïs Dautais Warmel, Pascale Gatzen und Samia Ziadi sowie die Unternehmer Sébastien Kopp und Daniel Harris.

In der Arte-Mediathek ist die interessante Dokumentation nach bis zum 21. April 2020 zu sehen.

Eine andere Mode ist möglich

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