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Rainer Sigl studierte Germanistik und Kunstgeschichte in Wien und arbeitet seit über zehn Jahren als freier Journalist für Print- und Onlinemedien. 2012 gründete er das Blog videogametourism.at. Englische und deutsche Artikel erschienen unter anderem für KillScreen, Die Zeit, SpiegelOnline, Huffington Post, Golem, Telepolis und Wired. Er ist Redaktionsmitglied und regelmäßiger Autor des Games-Bookazines WASD, schreibt für den Standard und den österreichischen öffentlich-rechtlichen Radiosender FM4, wo er auch gemeinsam mit Robert Glashüttner und Conny Lee seit 2013 in der monatlichen Games-Sendung "FM4 Extraleben" zu hören ist.
"Through the Darkest of Times" wird kein Videospiel wie jedes andere, so viel war schon Jahre vor Erscheinen klar. Das Strategiespiel, in dem man die Geschicke einer kleinen Berliner Widerstandszelle gegen das Nazi-Regime in der Hand hat, ist aus mehreren Gründen bemerkenswert. Zum einen, weil es ein bislang tatsächlich kaum jemals in Videospielen behandeltes Thema ins Zentrum stellt: Wohl haben Videospieler*innen seit Jahrzehnten buchstäblich Millionen Pixel- und Polygon-Nazis auf virtuellen Schlachtfeldern ins Jenseits geschickt, eine Innensicht des NS-Staates gab es bislang jedoch noch nie wirklich zu sehen.
Kein Wunder, waren einer historisch angemessenen Darstellung der NS-Zeit in Deutschland gesetzlich enge Grenzen gesteckt: Anders als Film, Literatur und Kunst billigte das Gesetz Spielen viel zu lange nicht zu, differenziert über dieses Thema zu erzählen. Waren andere Kulturprodukte vom Darstellungsverbot verfassungsfeindlicher Symbole durch die Sozialadäquanzklausel ausgenommen, durften Videospiele bis 2018 keine dementsprechenden Szenen, Symbole und Settings zeigen.
"Through the Darkest of Times", das ist die zweite große Besonderheit, ist das erste deutsche Spiel, das von der Anpassung dieser anachronistischen Gesetzeslage profitiert, und es tut dies auf spektakuläre Weise: Die Innensicht des Widerstands in den Jahren 1933 bis 1945 gelingt in einem bedrückenden Videospiel, das sowohl in Spielmechaniken wie auch Erzählung seinem Thema gerecht wird.
Wie sehr, das hat der Historiker Nico Nolden dem Spiegel erzählt.
"Selbst ich als Historiker habe noch etwas von dem Spiel gelernt", sagt Nolden. "Etwa wie schnell nach 1933 die ersten Menschen getötet wurden. Oder wie gut 1936 die Propaganda funktioniert hat und wie Widerständler in Deutschland vom Ausland nicht ernst genommen wurden." Besonders beeindruckt habe ihn aber das Gefühl, das "Through the Darkest of Times" nach dem Durchspielen hinterlassen hat, so Nolden. "Ich habe überlebt und mich gefragt: Hätte ich nicht noch mehr tun können? Und dann: Kann ich nicht heute auch mehr tun?"
Piqd-Kollege Christian Huberts hat das Spiel übrigens für die Zeit rezensiert. Sein Fazit:
Computerspiele sind lange Kompromisse eingegangen, um Gamern Eskapismus anzubieten, und haben so eine schiefe Vorstellung politischer Neutralität entwickelt. Aber: Es gibt Positionen, die stehen außerhalb jedes Kompromisses. Und Through the Darkest of Times ist ein Computerspiel, das keine Kompromisse eingeht.
Quelle: Matthias Kreienbrink, DER SPIEGEL spiegel.de
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Schöner kurzer Beitrag von vor der Veröffentlichung des Spiels von arte Tracks auf Youtube: https://www.youtube.co...