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Pop und Kultur

Doku "I am Divine": Die Drag-Queen, die die Popkultur für immer veränderte

Fabian Peltsch
Musikjournalist

Fabian Peltsch interessiert sich für globale Popkultur-Perspektiven jenseits von World-Music-Klischees. Er ist Redakteur bei Table.Media in der China-Redaktion und schreibt daneben regelmäßig für Rolling Stone, Musikexpress, Mint, Fluter und die Welt.

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Fabian PeltschMontag, 25.11.2019

Divine brachte den Punk in die Welt der Crossdresser - und das schon in den 60er-Jahren. Die legendäre, 140 Kilo schwere Performerin war brachial beleidigend, exzessiv, majestätisch und gefährlich. Bei ihren Performances warf sie schon mal tote Fische ins Publikum. Ihr Schauspiel in Filmen wie "Pink Flamingos" war so schmerzfrei, dass sie für kommende Grenzübertreter die Türen geradezu einriß. Sie sei "auf brillante Weise ätzend" gewesen, heißt es in der Doku "I am Divine" von Jeffrey Schwarz, die noch bis zum Januar auf Arte.tv zu sehen ist.

Hinter der Kunstfigur stand Glenn Milstead, ein pummliger, sanftmütiger Junge aus Baltimore, der seine Jugendjahre in ständiger Angst vor Mobbing verbrachte. Divine sei das befreiende Gegenteil seiner Alltagsperson gewesen, erklärt der gelernte Friseur in der Doku. "Er wollte wie ein normaler, adretter Junge wahrgenommen werden", so sein Freund und Mentor, der Regisseur John Waters ("Hairspray"). "Aber das nahm ihm niemand ab. In ihm schlummerte eine Wut, die er aus seinen High-School-Traumata in sich trug. Die machte ich mir zunutze." Zusammen drehten die beiden unzählige B-Movies, die sich an Tabubrüchen übertrumpften. Motto: "Wenn jemand kotzt, ist es wie stehender Applaus". In den 70er- und 80er-Jahren wurde Divine dann vom Untergrundstar zum echten Celebrity, landete High-Energy-Disco-Hits mit rauer Kante und erlebte mit dem Film "Hairspray" einen zweiten Frühling. Der leider nicht lange währte: In der Nacht bevor er eine ihm auf den Leib geschnittene Rolle in" Eine schreckliche nette Familie" antreten sollte, starb Milstead 1988 an einem Herzinfarkt. 

Der Film kommt der Skandalfigur (die übrigens auch der Arielle-Hexe "Ursula" Pate stand), aber auch dem Menschen dahinter berührend nahe. Besonders schön sind die Erinnerungen seiner Mutter, ebenso die frühen "Behind-the-Scenes"-Aufnahmen, die einen freien Menschen zeigen, der endlich seine Community gefunden hat. 



Doku "I am Divine": Die Drag-Queen, die die Popkultur für immer veränderte

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