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Diese Juli-Highlights von Netflix und Amazon bleiben im Kopf

Benjamin Freund
News Editor / Redakteur bei LinkedIn News

Studierter Medienwissenschaftler & Kulturjournalist. Fest für LinkedIn News, frei für dpa, Tagesspiegel, Monopol, shelfd & Galore. Vorher unter anderem bei ze.tt, DLF Nova, Deutsche Welle, Berliner Zeitung & Musikexpress.

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Benjamin FreundDienstag, 18.08.2020

Netflix

"Stell dir vor, was Goebbels mit Facebook hätte erreichen können", hat Sacha Baron Cohen mal gesagt. Und in der Tat fördern die Netzwerke mit ihren Algorithmen die Verbreitung von Desinformation. Aber wer sind die Spreader der Fakes? Auf die Gretchenfrage findet "The Hater" eine beißend-kühle Antwort. Die bäumt sich nicht in Form von Göbbels auf, sondern huscht als hagerer Ex-Jurastudi Tomek durch ein aufgeheiztes Warschau. Um die Gunst seiner Traumfrau und derer Snob-Eltern zu gewinnen, beginnt Tomek in einer PR-Bude Unwahrheiten über Politiker und Minderheiten zu streuen. Keine gute Idee, Tomek! Wahrlich keine gute Idee..

Das ist kraftvolles, hochemotionales modernes Kino, das thematisch weit über die Probleme Polens herausragt und in seiner beklemmenden, fatalistischen Konsequenz nachdenklich macht.

Dass Daniel Radcliffe nicht nur den Zauberstab schön schwingt, sondern auch auf schnuckeligen Theaterbühnen herumrobbt oder als Halbtoter (Swiss Army Man) durch den Morast hüpft, wissen manche. In die Experimentierwut des Briten im Horror-Drama "Horns" sind aber gewiss nur die Hartgesottensten eingeweiht: Hier mimt Radcliffe einen mutmaßlichen Mörder, dem über Nacht Teufels-Hörner aus der Schädeldecke sprießen und dem die Menschen ihre Sünden beichten. Muss man noch mehr sagen?

Tonal wechselt Horns immer wieder, ist mal grimmige schwarze Komödie, dann wieder Coming-of-Age-Geschichte und schließlich die große, tragische Romanze. Das sorgt für Abwechslung, auch wenn man als Zuschauer immer wieder neu justieren muss. Langweilig wird das aber nie.

Wie fällen wir Entscheidungen? Die Gerichts-Serie orientiert sich am gleichnamigen Film von 1957. In serieller Erzählweise ist das nun zäh, leidig und ermüdend – wie richtige Prozesse eben. Durchhalten lohnt sich aber! Nicht wegen des Finales, sondern wegen der Psychogramme der Charaktere. Die haben nämlich neben dem Job als "Schöffe" alle ihr eigenes Päckchen zu schultern. 

Was zuvor wie eine unerschütterliche Wahrheit wirkte, steht auf einmal nur noch auf wackligen Füßen. Manche Spuren führen auch ins Nichts, wie bei einem klassischen Whodunnit wird man hier regelmäßig in die Irre geführt. Das ist für ein Publikum, das gerne rätselt, ein reizvoller Spielplatz, auf dem man viel Zeit verbringen kann – und gewissermaßen auch muss [...]

Amazon

Kurz nach dem 2. WK. Siggi muss einen Aufsatz über "Die Freuden der Pflicht" schreiben. In einer Strafzelle sitzend kritzelt der Junge hastig seine Erinnerungen an den Vater auf. Der war zu NS-Zeiten Polizist und sollte seinem Jugendfreund, den Expressionisten Max, das Malen untersagen. Siggi geriet zwischen die beiden Männer.

Obwohl Schwochow auf historische Details weitgehend verzichtet, geht von seinen Bildern ein unmittelbares Gefühl von etwas sehr Finsterem und Bedrohlichem aus. Als sie im Watt nach Vogeleiern suchen, werden Siggi und seine ältere Schwester Hilke von Möwen angegriffen. Wie Kampfflugzeuge im Tiefflug verteidigen sie ihre Nester. Später, als es tatsächlich zu einem Luftangriff über Rugbüll kommen wird, sind nur die Motorengeräusche und Sirenen zu hören. Die Bilder dazu haben wir da schon im Kopf. Schwochow drängt seinem Zuschauer nichts auf. Er bietet Assoziationsflächen.

Heute geiern die Medien auf Elon Musks Raketen-Missionen zum Mars. Aber drehen wir die Uhr doch mal einen Tick zurück. "Aufbruch zum Mond" erzählt von der Vorzeit der guten alten Mondlandung. Eingespannt zwischen irdischen Schicksalsschlägen und der Weite des Alls bibbert Ryan Gosling als Neil Armstrong.

Das Öffentliche und das Private sind die beiden Pole, zwischen denen Chazelle seine Geschichte aufspannt, und Ryan Gosling sein Spiel. Hinter der beherrschten Fassade lässt der immer wieder die feinen Risse durchschimmern, den inneren Tumult eines Menschen an der Grenze.

Dokuserie über ungelöste Fälle. Man nehme X-Factor und ein bisschen True Crime – Voilà!

Die Folgen enden alle mit einem Aufruf an die Zuschauer, sich an die Produzenten zu wenden, sollten sie Hinweise haben, die bei der Aufklärung der Fälle helfen könnten. Um die Sache für Couch-Sherlocks noch ein wenig interessanter zu machen, haben die Macher nun ein Google-Dokument mit zusätzlichen Informationen und bislang nicht veröffentlichten Video-Interviews zur Verfügung gestellt.
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