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Die Vinyl-Blase erreicht ihren "Breaking Point"
Musikjournalist
Kurator'in für: Pop und Kultur Zeit und Geschichte Fundstücke
Fabian Peltsch interessiert sich für globale Popkultur-Perspektiven jenseits von World-Music-Klischees. Er ist Redakteur bei Table.Media in der China-Redaktion und schreibt daneben regelmäßig für Rolling Stone, Musikexpress, Mint, Fluter und die Welt.
Die Corona-Epidemie hat der Vinyl-Industrie eher gut getan. Musikfans, die sonst vielleicht zu Konzerten gegangen wären, gaben ihr Geld für Platten aus. 2020 stiegen die Einnahmen aus dem Verkauf von Vinyl im Vergleich zum Vorjahr um 30 Prozent. Im März 2021 meldete die British Phonographic Industry (BPI), dass die Vinylverkäufe zum ersten Mal seit 1987 die CD-Verkäufe überholen würden.
Das Problem ist nur: Es gibt viel zu wenige Presswerke, um den Bedarf zu decken. Weltweit sind es nur etwa 100, weswegen sogar Top-Stars wie Taylor Swift mittlerweile monatelange Lieferverzögerungen akzeptieren müssen. Hinzu kommt, dass auch die Vinyl-Industrie von fragilen Lieferketten abhängt. So wurde aufgrund von extremen Wetterbedingungen in Texas der Grundstoff PVC für eine Weile knapp, was die Preise nach oben trieb. Für kleinere Labels wird es so immer schwieriger und unwirtschaftlicher, Vinyl zu pressen. Ein Artikel in der englischen Wochenzeitung "New Statesman" erklärt die Hintergründe eines möglichen "Breaking Point" in der Vinyl-Industrie:
Every time a new record is pressed, a plate must be changed. Therefore, it makes economic sense for plants to prioritise major label orders, which tend to be large quantities of the same record, compared with an indie order, which may require several plate changes before a run is complete.
Resultat ist, dass große Labels mehr und mehr die Preise diktieren. Neue Alben von Künstlern wie Billie Eilish oder Reissues von Klassiker-Alben kosten in der Regel über 30 Euro. Newcomer können da meist nicht mitziehen. Um den weltweiten Bedarf zu decken, bräuchte man mindestens 300 Presswerke mehr.
Auch auf den Umwelt-Aspekt der Vinyl-Produktion geht der Artikel ein. So zeigen Daten, dass die Herstellung einer Schallplatte in Bezug auf den verwendeten Kunststoff als auch auf die Treibhausgasemissionen doppelt so viele Auswirkungen auf die Umwelt hat wie eine CD. Mehr Plattenpresswerke zu errichten ist also nicht unbedingt die beste Idee, da die Platte dann, ebenso wie die CD, zu einem Wegwerfprodukt verkommen könnte.
Quelle: Ellen Peirson-Hagger EN www.newstatesman.com
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