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Kurator'in für: Pop und Kultur Zeit und Geschichte Fundstücke
Fabian Peltsch interessiert sich für globale Popkultur-Perspektiven jenseits von World-Music-Klischees. Er ist Redakteur bei Table.Media in der China-Redaktion und schreibt daneben regelmäßig für Rolling Stone, Musikexpress, Mint, Fluter und die Welt.
Es macht Sinn, dass Isolation Berlin, Hendrik Otremba von Messer oder Paul Pötsch von Trümmer in der Doku "Die Liebe frisst das Leben" auftreten, um die Lieder von Tobias Gruben nachzuspielen. Dessen düstere, poetische Kompositionen haben viel vorweggenommen, was im deutschen Post-Punk der letzten fünf Jahre passiert ist. Obwohl der Sänger, der 1996 im Alter von 34 Jahren an einer Überdosis Heroin starb, heute fast vergessen ist, liefen in seiner Biographie doch viele Fäden zusammen, wie die faszinierende Doku von Oliver Schwabe zeigt. Tobias Gruben, der Sohn des renommierten Archäologen Gottfried Gruben, spielte mit Christoph Schlingensief in der Band Vier Kaiserlein. Das einzige Album von Grubens Band Die Erde erschien 1989 bei What's So Funny About, einem Sublabel von Alfred Hilsbergs Zickzack. Produziert wurde es von F.M. Einheit. Die Gitarre spielte niemand Geringerer als Tobias Levin.
Sie alle zollen Gruben in dem 96-minütigen Film Tribut. Zusammen mit ehemaligen Bandkollegen und Grubens Schwester Imogen zeichnen sie das Bild eines asketischen, zerrissenen Rebellen, der tragischerweise "Kunst und Leben miteinander verwechselte". Grubens "latent feindseliges" bis "offen sadistisches" Verhältnis zu seinem Vater ist ein Leitthema. Immer wieder wird aus den eloquenten, verzweifelten Briefen zitiert, die sich die beiden sehr unterschiedlichen Charaktere um Verständnis ringend schrieben. Der Vater bezeichnet sich dort als "Pflichtmensch", will den "hedonistischen" Sohn zurück auf den rechten Weg zwingen, unter anderem indem er sich persönlich an die Stadt Hamburg wendet, um die Behörden davon zu überzeugen, dem Sohn keine Sozialhilfe mehr zu überweisen.
Die Doku hätte eigentlich letzte Woche in die Kinos kommen sollen. Da das virusbedingt nicht geht, kann man sie unter dem Link unten zum Kinoticket-Preis ausleihen oder zum DVD-Preis kaufen. 50 Prozent der Streaming-Erlöse gehen direkt an die Kinos, die den Film hätten zeigen wollen. Mehr Hintergrundinfos gibt es im Deutschlandfunk.Quelle: Oliver Schwabe mindjazz-pictures.de
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