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Kurator'in für: Pop und Kultur Fundstücke
Schlüsselmoment? Auf undurchsichtigen Wegen, die nichts mit Geld, sondern mit krimineller Energie zu tun haben, ergattert 1979 ein kleiner Junge seine erste Platte. "Parallel Lines" von Blondie - als Picture Disc, was wichtig ist, weil der kleine Junge damals eher visuell als musikalisch an Musik interessiert ist. Das ändert sich mit den ersten Tönen dieser Platte. Um die Geschichte kurz zu machen: Der Junge wird größer, versucht sich in verschiedenen Subkulturen und landet schließlich beim Radio, bei Gedrucktem, beim Netz, um über Musik zu reden und zu schreiben. Nur ein paar Namen: ByteFM ("Electro Royale", "Time Tunnel"), Deutschlandfunk und Deutschlandfunk Kultur, Tagesspiegel. Ein Blog namens technoarm.de und natürlich ein wöchentlicher Podcast: "Pop nach 8".
Seine große Liebe ist der Club, aber eigentlich findet er Chet Baker genauso spannend wie Blake Baxter. Mal sehen, wie das endet.
Die Welt ändert sich. Das war wahrscheinlich schon immer so, aber es gibt Zeitabschnitte, in denen das schneller passiert als in anderen. Und dann können die, die eben noch als Aushängeschild galten, auf einmal als rückständig gelten. Gutes Beispiel dafür ist Dieter Nuhr. Vor 10, 15 Jahren war der Kabarettist auf dem Höhepunkt seiner Kunst. Besonders seine Jahresrückblicke, aber auch sein Blick auf die Welt im Allgemeinen, machten einen schlauer. Dieter Nuhr stand unter Strom und konnte mit wenigen Sätzen die Absurdität der Verhältnisse auseinandernehmen.
Mittlerweile aber ist ja alles ein bisschen anders. Ja, die Absurdität ist immer noch da, aber Dieter Nuhr kennt das ja alles schon und es langweilt ihn sicherlich auch, also sucht er sich lieber Felder, die er noch nicht so abgegrast hat. Dabei kann es einem so vorkommen, als hätte Dieter Nuhr seinen Kompass verloren. Johannes Kram beschreibt in seinem Nollendorfblog sehr ausführlich und gut, wie Nuhr dabei mit den Themenkomplexen Homophobie und Rassismus umgeht und warum die ARD ihn gewähren lässt. Kurzfassung: Nuhr ist in der ARD kein Fremdkörper, sondern Teil des Ganzen!
Dies bedeutet natürlich nicht, dass die ARD-Formate besonders dazu neigen, rassistisch oder homophob zu sein. Es gibt in der ARD auch immer wieder wunderbare und beispielhafte Beispiele dafür, wie man angemessen mit Rassismus und Homophobie umgeht. Das Problem ist ein anderes, nämlich das mangelnde Problembewusstsein. Offensichtlich sind viele ARD-Formate mit deren Macher*innen so sehr von ihrer unbestreitbaren Fortschrittlichkeit überzeugt, dass es ihnen nicht nur schwerfällt, ihre unbewussten oder unbedarften homophoben und rassistischen Denkstrukturen zu hinterfragen, sondern auch mit völligem Unverständnis reagieren, wenn andere dies tun.
Wie gesagt: langer, aber nicht zu langer Artikel, der gut in Worte fasst, warum Dieter Nuhr viel zu viel Sendezeit eingeräumt wird.
Quelle: Johannes Kram www.nollendorfblog.de
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