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Ich bin Journalist und berichte über Kultur, Bildung und Ideen. Zum Beispiel über traurige Komiker, zärtliche Pornos und Ethikseminare für Frontex. Schreiben ist Denken. Und Staunen ist ein guter Anfang.
Als Redakteur arbeite ich für DIE ZEIT und ZEIT ONLINE im Hamburg-Ressort. Zuvor war ich Chefredakteur des Studierendenmagazins »Zeit Campus«. Ältere Texte von mir findet man auch auf »Spiegel Online«, in »Spex« und im »Missy Magazine«.
Studiert habe ich amerikanische Kultur, Medienkultur und Politik in Hamburg und Washington, DC, aktuell mache ich berufsbegleitend einen Master in Geschichte Europas in Hagen.
Immer wieder gibt es kleine Hypes um Kunstwerke, die von Künstlichen Intelligenzen* (KI) geschaffen wurden. Viele der so entstandenen Arbeiten sind als Pionierleistungen interessant, aber – soweit ich das überblicken kann – davon abgesehen doch ziemlich unbrauchbar.
Da ist zum Beispiel das Buch 1 the Road (2017). Der Künstler Ross Goodwin fuhr dafür mit einem Auto von New York nach New Orleans und ließ dabei eine Software laufen, die Input aus dem GPS, Kameras und Mikrofonen verschriftlichte und zu einem ausufernden, formlosen Gedicht vermischte. Einen Eindruck von dem Projekt bekommt man in dieser Kurzdoku.
Als Performance ist 1 the Road originell und ziemlich clever, eine logische Fortsetzung der von Tom Wolfe dokumentierten Reisen von Ken Kesey mit dem Hippie-Bus. Schon damals experimentierten Kesey und die Merry Pranksters mit Kameras und Mikrofonen – und wollten eine Kunst erschaffen, die nicht mehr dem bewussten Willen der Menschen folgt. (Ein Unterschied: Die neue Bewusstseinstechnologie hieß in den späten 1960er-Jahren nicht KI, sondern LSD).
Als Text finde ich 1 the Road aber eher unlesbar. Der Titel spielt ja auf Jack Kerouacs Buch On the Road an, das ebenfalls in einer Form von "automatic writing" entstand (was damals allerdings noch metaphorisch gemeint war). Truman Capote sagte über den intuitiven, kunstlosen, unlektorierten Schreibstil Kerouacs, "that's not writing, that's typing". Als ich 1 the Road las, das die AI-Software über einen endlos ratternden Drucker ausspuckte, dachte ich: "that’s not writing, that’s printing".
Ebenfalls eher uninspiriert (ups, ist das eine anthropozentrische Kategorie, die wir in der ästhetischen Kritik besser bald aufgeben sollten?) erscheint mir der Song Break Free (2017) von Taryn Southern, für den ihr eine KI assistierte, die zuvor ein Archiv bisheriger Pop-Songs ausgewertet hatte. Das im vergangenen Jahr erschienene KI-Pop-Album Proto (2019) von Holly Herndon ist origineller, trägt aber auch stärker die Handschrift der Künstlerin. So wirkt es zumindest – vielleicht hatte Herndon auch bloß die bessere Software.
KI überzeugt also bisher nicht in der Hochkultur, nicht in der Popkultur, und die Unfähigkeit von KI, einigermaßen lustige Witze zu erfinden, ist fast schon legendär. Auch dieser Porno (2016), den eine KI unter Beaufsichtigung von Jake Elwes erzeugt hat, ist zwar ästhetisch interessant, aber zur sexuellen Stimulation wohl eher unbrauchbar.
Ich habe bestimmt tausend spannende KI-Arbeiten nicht auf dem Schirm (und würde mich über entsprechende Hinweise in den Kommentaren freuen), aber ich wage mal die Behauptung: Bei Literatur, Musik, Kunst etc., die von einer KI erzeugt wurden, gilt eine Variante des Turing-Tests. Nämlich die Frage: Wäre die gleiche Arbeit ähnlich interessant, wenn sie anstelle einer KI ein Mensch geschaffen hätte? Erst wenn wir das bejahen können, wird es spannend.
Trotzdem: Ähnlich wie bei selbstfahrenden Autos und der Frage, wer eigentlich verantwortlich ist, wenn die einen Unfall bauen, stellt sich jetzt schon die Frage nach der Urheberschaft KI-generierter Kunstwerke (Gedichte, Songs, … ). Und die Frage nach dem Urheberrecht. Bisher behandeln wir die KI eher wie ein künstlerisches Werkzeug oder Verfahren (nicht wie einen autonomen künstlerischen Akteur) und ordnen 1 the Road Ross Goodwin zu, Break Free Taryn Southern, den Porno Jake Elwes, etc.
Aber was, wenn die Technik leistungsfähiger und selbstständiger wird? Wessen Name steht dann auf der Goldenen Schallplatte oder in der Spiegel-Bestsellerliste? Werden dann Gema- und VG-Wort-Tantiemen an Software ausgezahlt? Oder weniger albern gefragt: Wem gehören die Arbeiten, die eine KI erzeugt? Den Software-Entwicklern? Denjenigen, die KI und Anwendungsfall zusammenbringen? Niemandem (bzw. der KI selbst)?
Eine kleine Anfrage der Grünen hat kürzlich ergeben, dass Kulturstaatsministerin Monika Grütters derzeit keinen gesetzgeberischen Handlungsbedarf bzgl. des Urheberrechts sieht. Der hier gepiqte Text aus dem Tagesspiegel bildet die Debatte um diese Frage ab und lässt Experten zu Wort kommen, die sagen: Der richtige kreative Schub, den die KI in der Musik und in den Künsten freisetzen wird, steht uns erst bevor.
Ich bin gespannt!
* In diesem Posting wohl durchgehend: a.k.a. Machine-Learning-Algorithmen.
Quelle: Sonja Álvarez Bild: imago/Science Pho... tagesspiegel.de
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