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Pop und Kultur

Antisemitische Irrungen und Wirrungen im Pop-Business

Martin Böttcher
Journalist, Sammler
Zum Kurator'innen-Profil
Martin BöttcherMontag, 21.08.2017

Unter der Überschrift "Kauft nicht bei Juden!" starteten die Nazis 1933 ihre erste deutschlandweite Aktion, um jüdische Mitbürger aus dem Wirtschaftsleben zu drängen. Der so genannte "Judenboykott" richtete sich gegen jüdische Geschäfte und Banken, gegen Warenhäuser, Ärzte, Anwälte, Notare. Wie wir alle wissen, war das nur der erste Schritt auf dem Weg zu Entrechtung und Ausgrenzung, zu Konzentrationslagern, Gaskammern, Massenmord.

Schon allein wegen des geschichtlichen Bezugs verbietet sich meiner Ansicht nach eine Boykottkampagne gegen Israel. Die Kampagne "BDS" ("Boycott, Divestment and Sanctions") steht aber genau dafür: Israel soll wirtschaftlich, politisch und vor allem auch kulturell boykottiert und isoliert werden. Die Anhänger von BDS machten vor Kurzem wieder einmal auf sich aufmerksam, sie versuchten, Thom Yorke und seine Band Radiohead unter Druck zu setzen, damit die ihren geplanten Auftritt in Tel Aviv absagen. Das Perfide an der Sache: zu den Unterstützern von BDS gehören Musiker wie Roger Waters, Brian Eno, Kate Tempest, Jarvis Cocker, die als Künstler also anderen Künstlern vorschreiben wollen, wo sie zu spielen haben und wo nicht. Sybille Berg hat zu dieser Konstellation bei Spiegel-Online absolut das Richtige geschrieben. Radiohead spielten trotzdem.

Jetzt gibt es einen neuen Fall, in dem BDS-Anhänger den kulturellen Boykott Israels fordern: sie haben sich das Berliner Festival "Pop-Kultur" ausgesucht und die dort auftretenden Künstler angeschrieben, ihre Teilnahme abzusagen. Grund: die israelische Botschaft hat für eine Musikerin, die bei "Pop-Kultur" auftritt, einen Reisekostenzuschlag von 500 Euro gezahlt und ist deshalb auf der "Pop-Kultur"-Website mit ihrem Logo neben Dutzenden anderen als Partner vertreten. Warum diese ganze Aktion nicht nur antisemitische Züge trägt, sondern auch ein Festival trifft, das Verständigung und Austausch als Grundprinzip in sich trägt, hat Jan Kedves für die Süddeutsche Zeitung aufgeschrieben.
Antisemitische Irrungen und Wirrungen im Pop-Business

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Kommentare 1
  1. Jan Paersch
    Jan Paersch · vor 7 Jahren

    Dein NS-Vergleich ist gewagt, deshalb gab es hier wohl "irrelevant"-Klicks. Dennoch ein wichtiger Beitrag von Kedves.

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