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Kurator'in für: Fundstücke Medien und Gesellschaft
Mag es, gute Geschichten zu erzählen.
Mag es, gute Geschichten zu lesen.
Mag es, gute Geschichten zu teilen. Das tut er hier.
Mag es gar nicht, in der dritten Person über sich zu schreiben.
Eine der Lieblingsbeschäftigungen von Journalisten scheint es zu sein, über den Niedergang des "Qualitätsjournalismus" zu diskutieren (zu diesem fürchterlichen Begriff ein wunderbares Interview mit Constantin Seibt). Die Leser werden dabei nur selten nach ihrer Meinung gefragt. Viele Medienmacher gehen davon aus, dass online eh nur Katzenbilder, Promiklatsch und reißerische Überschriften funktionieren.
Der Tagesanzeiger hat die Leser selbst zu Wort kommen lassen und um ihre Meinung gebeten. In der verlagseigenen 12-App wurden sie am Ende jedes Textes gefragt: "Ist dieser Artikel lesenswert?"
Datenjournalisten haben die Antworten ausgewertet und grafisch aufbereitet - mit bemerkenswerten Ergebnissen:
Hoch taxiert werden: Auslands-, Wissens-, Politikthemen; Reportagen, Interviews, Analysen. Lange Texte schneiden besser ab als kurze. Und: Textqualität ist den Usern wichtiger als Bildstrecken oder Videos.
Und was fällt bei den Lesern durch?
Themen wie Lifestyle, People, aber auch einzelne Sportarten (Ausnahme: Tennis) führen zu einer tiefen Wertung. Ebenfalls nicht geschätzt wird ein aggressiver, polemischer Ton.
Natürlich verzerrt eine solche Umfrage. Wie bei Wahlprognosen gibt es einen Effekt der "sozialen Erwünschtheit". Und selbst wenn Leser eine Analyse des Syrien-Konflikts höher bewerten als eine Fotostrecke mit Hollywood-Stars, bringt Letztere garantiert ein Vielfaches an Klicks.
Dennoch zieht der Tagesanzeiger folgende Konsequenzen aus der Leserbefragung:
Lifestyle-Storys etwa bieten wir kaum mehr an, aus den Bereichen Sport und Digital wirklich nur noch die allerbesten Geschichten. Bei der Verwendung von Videos und interaktiven Grafiken sind wir zurückhaltender. Dafür setzen wir noch entschlossener auf erklärende und einordnende Texte mit einem hohen Nutzwert.
Das ist keine Revolution des Online-Journalismus – aber trotzdem erfreulich.
Quelle: Michael Marti und Marc Fehr blog.tagesanzeiger.ch
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Das ist wie wenn man die Zuseher nach ihren Fernsehgewohnheiten befragt: Alle gucken eigentlich nur Nachrichten, Kultursendungen und Naturdokus.
"...Und zeigen: User-Feedbacks sind für die Qualitätssteigerung im Journalismus produktiver...". in dieser aussage find ich mich wieder. als user.
Der prinzipielle Ansatz vom Tagesanzeiger scheint mir ein guter zu sein.
Cool, danke!
Wenn ich das richtig verstanden habe, hat 12App ein mit piqd vergleichbares Konzept. Hat man hier ähnliche Erfahrungen gemacht? Haben diese Ergebnisse Auswirkungen auf piqd?