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Medien und Gesellschaft

Warum sich Juan Moreno mit seinem Relotius-Buch angreifbar macht

Bernd Oswald
Autor, Trainer und Trendscout für digitalen Journalismus

Digital Resident aus Leidenschaft. Aber ohne dabei betriebsblind zu sein. Seit 2000 bewege ich mich als Journalist und als Trainer an den digitalen Schnittpunkten von Politik, Medien und Gesellschaft. Nützliche Links habe ich schon immer gerne geteilt.

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Bernd OswaldFreitag, 25.10.2019

In den letzten Monaten war es etwas ruhiger um Claas Relotius geworden, den Mann, der zahlreiche seiner Reportagen manipuliert oder teilweise gar erfunden hatte. Sein ehemaliger SPIEGEL-Kollege Juan Moreno hat nun ein Buch über den Fall Relotius veröffentlicht: "Tausend Zeilen Lüge. Das System Relotius und der deutsche Journalismus". Es mutet fast schon komisch an, dass Claas Relotius, der überführte und geständige Fälscher, nun mittels eines prominenten Medienanwalts gegen Juan Moreno bzw. den Rowohlt-Verlag vorgeht und sich gegen eine Reihe von angeblichen Falschbehauptungen verwahrt. Zum Beispiel die Szene, mit der das Buch endet:

Ein Kollege im „Spiegel“ erreichte Relotius einige Monate nach Ende des Skandals. Relotius behauptete, dass er gerade in einer Klinik in Süddeutschland sei. In Behandlung. Ihm werde da geholfen. Die Ärzte würden Fortschritte sehen. Es sei ihm immer nur darum gegangen, die Kollegen, seine Freunde, nicht zu enttäuschen. Das sei das Wichtigste überhaupt.

Tags darauf traf dieser Kollege eine „Spiegel“-Sekretärin. Die Frau hatte Relotius gerade auf dem Fahrrad gesehen.

In Hamburg.

Stimmt nicht, sagt Relotius. Weder habe die Sekretärin Relotius auf dem Rad zweifelsfrei erkannt, noch stimme der geschilderte zeitliche Zusammenhang. Moreno hat nicht selbst mit der Sekretärin gesprochen, sondern ein Kollege habe ihm die Geschichte so erzählt.

Das ist natürlich eine ziemlich dünne Beweislage und an diesem Punkt setzt Stefan Niggemeiers Kommentar an. Er findet es "ärgerlich", dass sich Moreno mit dieser nicht verifizierten Pointe "angreifbar gemacht hat". Und er sieht in dem Fall auch als eine "gute Mahnung, es mit der Heldenverehrung Morenos nicht zu übertreiben". Wobei man auch sagen muss, dass sich Moreno gegen eine Darstellung als journalistischer Held verwahrt hat. Für Journalisten ist Stefan Niggemeiers Kommentar ein guter Anstoß, bei der Verwendung von Pointen besonders genau hinzuschauen.

Warum sich Juan Moreno mit seinem Relotius-Buch angreifbar macht

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Kommentare 1
  1. Bernd Oswald
    Bernd Oswald · vor 5 Jahren

    Juan Moreno war übrigens am Freitag, 25. Oktober auf den Münchner Medientagen zu Gast, wo ihn Richard Gutjahr zu seinem Buch und der Relotius-Schlusspointe interviewte. Nachzusehen hier auf dem YouTube-Kanal der Medientage: https://www.youtube.co... Besonders spannend ist es um 10:00 herum, wo Richard Gutjahr Moreno danach fragt, ob Moreno die Aussage einer Sekretärin, dass die Claas Relotius in Hamburg gesehen habe, nicht durch eine zweite Quelle hätte belegen müssen.

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