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Kurator'in für: Fundstücke Medien und Gesellschaft
Mag es, gute Geschichten zu erzählen.
Mag es, gute Geschichten zu lesen.
Mag es, gute Geschichten zu teilen. Das tut er hier.
Mag es gar nicht, in der dritten Person über sich zu schreiben.
Die Webseite des Medienmagazins Journalist ist optisch und funktional nicht ganz auf der Höhe der Zeit. Es gibt keine Mobilversion, und auf größeren Monitoren sieht das nicht-responsive Design antiquiert aus. In dieser Hinsicht ist das Interview mit Gabor Steingart ein Gewinn: Es enthält eine Menge modernen Weißraum.
Damit hören die guten Nachrichten aber schon auf. Eigentlich passt das düstere Schwarz viel besser, mit dem die Redaktion Steingarts Aussagen in der Printausgabe unkenntlich gemacht hat. 32 Fragen, keine Antwort – weil Steingart im Nachhinein nicht mehr zu dem stehen wollte, was er gesagt hatte.
Eine Stunde habe Journalist-Autorin Catalina Schröder Anfang September mit Steingart gesprochen, schreibt Chefredakteur Matthias Daniel. Als das Magazin das Interview autorisieren lassen wollte, habe Steingart eine Version zurückgeschickt, "die mit dem tatsächlich geführten Gespräch an vielen Stellen nichts mehr zu tun hatte".
Das wiederum lehnte die Redaktion ab. Mehrere Verständigungsversuche scheiterten, bis Steingart schließlich über seinen Medienanwalt Christian Schertz mitteilen ließ, dass er seine Antworten komplett zurückziehe.
"Die Eingriffe von Steingart hatten mit Autorisierung nichts zu tun. Ich sehe sie als Versuch, Gesagtes im Nachhinein um- und neuzuschreiben", sagt Daniel. Steingart habe sogar versucht, in die Fragen der Autorin einzugreifen und diese zum Teil umzudichten.
Das ist schade. Die Fragen klingen nach einem interessanten, kritischen Gespräch. Ich hätte gern gewusst, was Steingart hierzu sagt:
Auf der Website Ihrer Firma Media Pioneer steht: "100% Journalismus. Keine Märchen." Erzählen außer Ihnen alle Medien Märchen?
Oder wie er sein Treffen mit Steve Bannon begründet. Oder wie er auf meine Lieblingsfrage reagiert:
Sie lassen gerade ein Schiff bauen, das ab Frühjahr 2020 Ihr Redaktionssitz werden soll und täglich auf der Spree fahren soll. Wieso braucht Journalismus ein Schiff?
Quelle: Catalina Schröder Bild: Journalist journalist-magazin.de
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Bis auf den unnötigen Hinweis auf das angeblich nicht zeitgemäße Seitendesign des journalist-Webauftritts ist alles ok.
Ich sehe das zwiespältig. Autorisierung ist meines Erachtens notwendig, um Fehler, die beim Abtippen, Kürzen, Verdichten passieren, auszumerzen. Es ist, zumindest bei Interview-Ungeübten, auch verständlich, dass diese gesagte Dinge zurücknehmen wollen. Das darf aber natürlich nicht ausarten. Was ich schon kämpfen musste!
Das Problem ist auch diese Autorisierungspraxis insgesamt, die Interviewpartnern die Macht einräumt, nach dem Gespräch Aussagen oder eben das ganze Gespräch zu revidieren. Wie viele geschwärzte (siehe auch https://taz.de/!673398/ ) Interviews wollen wir lesen, bevor wir sie endlich abschaffen?
Wird Gabor Steingart reagieren? Was weiß DER JOURNALIST, dass dieses Blättchen so angriffslustig wird?