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Medien und Gesellschaft

Wagenknecht bei Klamroth: Wenn Faktencheck, dann bitte richtig

Simon Hurtz
Journalist, Dozent, SZ, Social Media Watchblog

Mag es, gute Geschichten zu erzählen.
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Mag es, gute Geschichten zu teilen. Das tut er hier.
Mag es gar nicht, in der dritten Person über sich zu schreiben.

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Simon HurtzFreitag, 03.03.2023

Vor ein paar Tagen war meine Twitter-Timeline voll mit Lob für Louis Klamroth. Als Sahra Wagenknecht bei "Hart aber fair" versuchte, russische Kriegsverbrechen und Vergewaltigungen zu relativieren, unterbrach sie der Moderator. "Sorry, das kann ich in dieser Sendung so nicht stehen lassen", sagte Klamroth und spielte einen Faktencheck ein.

Der Clip wurde Hunderte Male geteilt, Klamroths Moderation als seltener Lichtblick in der Talkshow-Welt gefeiert. "Wagenknecht via Faktencheck durch Klamroth live entlarvt", titelte der Volksverspetzer. Gut so, dachte ich, und vergaß die Sache schnell wieder.

Kurz darauf brachten rechte und rechtsradikale Accounts den Hashtag #Klamrothlügt (kurze Klarstellung: Moderator und Redaktion haben Fehler gemacht, das sind aber keine Lügen) in die Twitter-Trends, und der WDR musste seinen Faktencheck, den er nach der Sendung veröffentlicht hatte (Archive.org), an einer entscheidenden Stelle korrigieren.

Hatte Wagenknecht also doch recht? Nein. Wenn sie Gräueltaten russischer Soldaten verharmlost, indem sie darauf verweist, dass die ukrainischen Truppen ebenfalls Kriegsverbrechen begingen, ist es wichtig, dass solche Aussagen nicht unwidersprochen bleiben. Bitter wird es aber, wenn ausgerechnet im Faktencheck selbst Fakten fehlen.

Diese unschöne Gemengelage beschreibt Stefan Niggemeier gewohnt präzise und ordnet die Ereignisse treffend ein. Sein Fazit wirft kein gutes Bild auf den WDR:

„Faktenchecks“ wären im Idealfall eine Chance, in einer hitzigen, aufgeladenen Debatte eine Tatsachengrundlage zu schaffen, auf der man gemeinsam streiten kann. Tatsächlich scheinen der Begriff und die Methode inzwischen zumindest bei besonders lauten Kritikern ziemlich verbrannt und werden von ihnen als etwas abgetan, was nur unliebsame Meinungen diskreditieren soll.
Der dreifache Quasi-Faktencheck rund um Wagenknechts Äußerungen hat jedenfalls offenkundig nicht zu einer Klärung beigetragen: Die einen sehen sich jetzt in all ihren Vorurteilen gebenüber Klamroth bestärkt und werfen sogar mit dem „Lügenpresse“-Vorwurf nach ihm. Die anderen lassen #Wagenknechtlügt trenden. Und alle berufen sich dabei irgendwie auf den WDR.  
Wagenknecht bei Klamroth: Wenn Faktencheck, dann bitte richtig

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