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Medien und Gesellschaft

Unpiq (?): Der Reuters Digital News Report

Frederik Fischer
Mitgründer KoDorf / Summer of Pioneers - Neues Leben und Arbeiten auf dem Land
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Frederik FischerFreitag, 15.06.2018

Ich bin jetzt wahrscheinlich ein bisschen unfair, aber der Digital News Report trifft einen wunden Punkt bei mir. Ich habe während des Studiums der Medienwissenschaften ein tiefes Misstrauen gegenüber eben jenen entwickelt. Zu viele Studien hatten eine fragwürdige Methodologie oder haben auf Basis dünner Daten unlautere Schlüsse gezogen. 

Beim Reuters Digital News Report begegnen mir einige dieser Unzulänglichkeiten wieder. Warum dann dieser piq? Der Report ist von großer Relevanz für die Branche, die Zahlen darin werden auf Konferenzen weltweit zitiert. Der Aufwand ist beträchtlich. 74.000 Menschen aus 37 Ländern wurden dafür befragt. 

Aber hier ist direkt das erste Problem: An der Studie konnte nur teilnehmen, wer einen Internetanschluss hatte, denn den Fragebogen gab es nur in digitaler Form. D.h. die Ergebnisse sind nicht repräsentativ für die Gesamtbevölkerung, sondern bestenfalls für den Teil der Bevölkerung, der online ist. Die AutorInnen der Studie erwähnen diesen Umstand zwar, in der Kommunikation über die Studie, wird diese verzerrende Einschränkung aber häufig nicht ausreichend kommuniziert. 

Der nächste Punkt: Die Fragen sind vielfach äußerst interpretationsoffen. Beispiel: Es wird nach den wöchentlich genutzten Nachrichtenquellen gefragt. Zur Auswahl stehen u.a. Social Media, Radio, Fernsehen, (Online-)Zeitungen. Abgesehen davon, dass hier Podcasts fehlen, lassen sich in der digitalen Medienwelt doch kaum noch scharfe Grenzen ziehen. Social Media ist schließlich ein Potpourri verschiedener Quellen und Formate. Was gebe ich also an, wenn ich einen Beitrag von Spiegel TV im Facebook-Feed gucke? Social Media? Fernsehen? Online-Nachrichtenmagazin? 

Jetzt habe ich mich leider verrantet und kaum noch Zeichen. Daher die Trends in Stichworten: 

  • Podcasts und Messenger boomen
  • Facebook verliert an Bedeutung
  • Zeitungen sind wieder hip(per)
  • Die Befragten sehen bei Fehlinformationen die Verlage in der Pflicht, weniger Plattformen oder Politiker



Unpiq (?): Der Reuters Digital News Report

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Kommentare 3
  1. Alexander Sängerlaub
    Alexander Sängerlaub · vor mehr als 6 Jahre

    Methodische Achtsamkeit ist immer angebracht, aber deine beiden Punkte eigentlich nicht. ;-) Ich kann die methodische Kritik verstehen, aber im "Digital News Report" muss ich ja die Offliner nicht befragen, da sie ohnehin keine digitalen News konsumieren. Also warum ihnen tausend Fragen zur Online-Mediennutzung stellen?
    Die Mediennutzungsforschung hat derzeit massiv Schwierigkeiten Mediennutzung sinnvoll zu ermitteln, weil, genau wie du sagst, die Kanäle alle miteinander verschmelzen. Du kannst das schon fast gar nicht mehr sinnvoll abfragen. Entweder du hast einen 400 Seiten langen Fragebogen – oder du musst es halt mit Ungenauigkeiten in der Abfrage lösen. Unschärfen sind also vorprogrammiert. Wissenschaft ist immer nur eine Annäherung an Realität. ;-D

    1. Frederik Fischer
      Frederik Fischer · vor mehr als 6 Jahre

      Wir müssen uns ja auch mal uneins sein:)
      Zum ersten Punkt: Die Kritik bezieht sich hier nicht in erster Linie auf die Wissenschaftler. Es macht sicher keinen Sinn, Offliner nach ihrem Online-Konsum zu befragen. Meine Kritik bezieht sich hier auf die Kommunikation der Ergebnisse. Die Ergebnisse werden häufig als repräsentativ für alle Medienkonsumenten verkauft, ohne es auch nur annähernd zu sein. Journalisten tragen hier sicher die größere Verantwortung.
      Das zweite Argument erwischt wieder meinen wunden Punkt. Das Argument haben wir natürlich permanent auch von unseren Profs gehört und auch damals dachte ich mir: Gut gemeint, ist nicht gut gemacht. Nicht jede Annäherung an die Realität bringt uns weiter. Bei dem von mir genannten Beispiel bleibt mir weiterhin unklar, was der Mehrwert von Ergebnissen sein soll, die auf solch unpräzisen Fragestellungen basieren.

    2. Alexander Sängerlaub
      Alexander Sängerlaub · vor mehr als 6 Jahre

      @Frederik Fischer Weil ich gerade immer noch drin herumlese...: Der Digital News Report versucht sich aber genau auch dem Problem zu nähern und stellt sich die gleichen Fragen, die du dir auch stellst, z.B. was passiert, wenn dich eine Nachricht über Social Media erreicht – erinnern sich die Leute an den originalen News Brand oder bleibt nur die Plattform im Gedächtnis?

      "This year, as part of our Digital News Report, we conducted a study where we passively tracked usage by a representative sample of UK users and then 3,000 surveys were completed to see what they could remember about the story and the brand. Overall, we found that roughly two-thirds remembered the path through which they found the news story (Facebook, Google, etc.), but less than half could recall the name of the news brand itself when coming from search (37%) and social (47%). Respondents were more likely to remember the brand if they had a previous connection with it or used it as a main source."

      Die methodische Kritik an solchen Papieren ist generell richtig, aber ausgerechnet bei dieser Studie finde ich, ist vieles transparent und gut durchdacht (und für die journalistische Aufbereitung der Daten kann ja wiederum die Studie nix). ;-)

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