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Kurator'in für: Fundstücke Medien und Gesellschaft Flucht und Einwanderung Feminismen
Reporter, Kurator, Autor für deutsche und internationale Medien. Studium der Politikwissenschaft/Anthropologie. Themen: Weiße Mehrheitsgesellschaft, MENA, Autokratien, Kapitalismuskritik, Feminismus und kritische Theorie.
Vor wenigen Tagen habe ich einen super spannenden Beitrag im Radio gehört. Er handelte von eurozentrischen Sichtweisen auf Musik und deren Auswirkungen auf Musiker*innen of Color und Schwarze Künstler*innen weltweit. Ich habe den Beitrag online gesucht, um ihn hier zu empfehlen – ihn aber nicht gefunden :( (falls jemand weiß, um welchen Beitrag es geht und einen Link parat hat: Bitte melden!)
Im Beitrag ging es unter anderem um eine Tagung bei der kritisch auf das Kuratieren von Musik-Festivals geblickt wurde. Viele Konsument*innen – vor allem der klassischen Musik – behaupten ja, dass Musik eine universale Sprache sei. Beethoven – dem ja ein ganzes Jahr gewidmet wird – müssen alle Menschen verstehen, oder doch nicht?
These: Musik reflektiert lediglich die Sozialisation, die Machtstrukturen und die Hegemonie einzelner Gruppen und Gesellschaften. Zum Beispiel, wenn in nahöstliche Musikstücke aus europäischer Sicht Dinge reininterpretiert werden, die dort gar nicht stattfinden. Muss ein*e irakische*r Oud-Spieler*in unbedingt beim Musizieren immer an den Krieg denken? Oder ist das Verständnis von Musik im Irak einfach anders und es braucht kein Thema/ Leitmotiv dafür? Und wie passt dann diese irakische Musik in westlich geprägte Festivals und Projekte (dort wo die Ressourcen sind), wie das berühmte West-Eastern Divan Orchestra?
Ich selbst bin kein aktiver Hörer von klassischer Musik. Ich fühle dabei wenig bis nichts. Lange dachte ich, dass ich dies aus Habitus-Gründen verschleiern müsste. Schließlich gilt Klassik in Europa als Hochkultur. Und alle, die etwas werden wollen, müssen ja Hochkultur mögen. Hier stellen sich aber viele Fragen: Wer definiert eigentlich was Hochkultur ist? Wer entscheidet, wie viele (gemeinschaftliche) Ressourcen dort einfließen? Wer profitiert letztendlich davon? Und warum gibt es "Musik" und "Weltmusik"?
Das erste Mal konnte ich mich ausführlich mit diesen Fragen durch die Arbeit von Brandon Keith Brown auseinandersetzen. Er ist als Dirigent einer der wenigen Schwarzen Menschen in der Szene der klassischen Musik. In diesem Interview erzählt der in Berlin lebende Musiker, wie es ist, in einer Branche zu arbeiten, die sehr sehr sehr weiß ist:
„Mir wurde zum Beispiel der Zugang zur Garderobe verweigert, weil ein Security-Mitarbeiter der Meinung war, ich sei ja nicht der Dirigent – ein Schwarzer könne kein Dirigent sein. Ich erlebe viele kleine Verletzungen meiner Würde.“
Neben dem hier verlinkten Text aus dem New Yorker (Classical-music institutions have just begun to work through the racist past.), empfiehlt sich auch dieser Text aus der Washington Post:
The “proportion of nonwhite musicians represented in the orchestra workforce — and of African American and Hispanic/Latino musicians in particular — remains extremely low.”
Interessant in diesem Zusammenhang ist die Debatte bzw. die Spiegelung dieses Problems aus deutscher Sicht, wo wiedermal so getan wird als existiere dieser Missstand nur in den USA. "Warum ist die klassische Musik in den USA so weiß?", fragt zum Beispiel dieser Bericht vom NDR.
Der Blick von außen offenbart zwei Ebenen: Es geht einerseits um Dynamiken, die auch in der Klassik-Gesellschaft wirken (eine lange Geschichte der Andersmachung von Minderheiten, Diskriminierung, Ausschluss von Menschen und Abschottung...) und andererseits um die Musik selbst, dessen Macher*innen, Förderung und Fans sich punktuell als elitäre Hochkultur vom Rest abheben möchte – finanziert durch reichlich öffentliche Ressourcen.
Quelle: The New Yorker Bild: Anuj Shrestha EN www.newyorker.com
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Die Hochkultur ist kein europäisches Phänomen, so entstand u. a. die Peking-Oper in China. Wichtige Vertreter stiegen zu hohen Beamten des Kaisers auf.
leider gibt es auch in der Musik rassismus. und klar den Gegensatz Hochkultur und die "Niederungen" - wie in der Literatur zwischen Hochliteratur und populärLiteratur und nationalLiteratur und Weltliteratur. klar herrscht hier auch eine eurozentristische Sichtweise vor: die Einteilung selbst ist allein historisch in Europa entstanden und die großen Verlage sind bisher aus dem Westen.
Aber diese Perspektivgebundenheit geht tiefer - und diese Klage hört man auch etwa von deutschen oder französischen Literaten über die Dominanz der amerikanischen englisch sprachen Literatur. ..
Lieber Mohamed, das ist ein sehr grosses Thema, an dem Du Dich hier versuchst. Allerdings fällt mir auf, dass Du bei den für mich entscheidenden Fragen unklar bleibst:
....... ist das Verständnis von Musik im Irak einfach anders und es braucht kein Thema/ Leitmotiv dafür... ???
Ich liebe die Musiken aus dem arabischen Kulturkreis. Allerdings was soll ich anderes dabei empfinden als meistens Erinnerung an Schmerz und Trauer? Manchmal spüre ich auch pure Leidenschaft , wobei hier das Wort "Leiden" auch schon eingebaut ist. Ich habe von einem Sängerwettstreit in Marokko gehört, den dann derjenige Künstler gewonnen hat, der die meisten Zuhöhrer zum Weinen gebracht hat.
Jede Musik auf dieser Welt hat auch eine Absicht, ein Ziel, einen Zweck.
Dies ist allerdings so selbstverständlich, dass niemand darüber reflektiert, oder spricht.
Was ist denn Deiner Meinung nach die Absicht, Botschaft und der Zweck der Hochkultur - Musik aus den islamisch geprägten Ländern , oder speziell aus dem Irak ????
Eine für uns Westler unbeschwert klingende Melodie in Dur wird man in der arabischen Kultur vielleicht eher nicht finden ? Ganz anders übrigens in Afrika. Dort ist die Lebensfreude, die Lust am Tanz und der Körperlichkeit Thema fast aller Musik und sogar auf Beerdigungen wird dort getanzt (und nebenbei Beweglichkeit trainiert).
Die klassische Musik in Europa war ganz klar, immer eine Musik der Herrschenden , die es ohne die Kirche und den damals regierenden Adel nicht geben würde. Speziell die katholische Kirche hat sich sehr um die Musik "gekümmert". Vor 500 Jahren liess sie einen Komponisten namens Giovanni Pierluigi da Palestrina ein Regelwerk für Kirchenmusik erstellen. Bis heute wird der Tonsatz nach Palestrina an allen westlichen Musikhochschulen gelehrt.
Überhaupt verlaufen auf dieser Welt die musikalischen Stil-Grenzen nicht parallel zu Ländergrenzen, sondern eher nach den jeweils vorherrschenden Religionen.
Generellen Rassismus im Musikbetrieb der europäischen Klassik kann ich insofern nicht erkennen, als dass die herausragenden Künstler in diesem Genre mittlerweile sehr häufig aus Asien stammen und diese in der Welt der Klassik doch auch ein sehr hohes Ansehen geniessen.
Klassische westliche Musik hat mit Sicherheit auch klar einen absoluten Leistungsanspruch. Die asiatischen Kollegen sind oft einfach so unglaublich fleissig, dass sich westlich erzogene Musiker manchmal schwer tun, mit deren Virtuosität und Präzision mitzuhalten.
Ich, als weisser alter Mann, bevorzuge mittlerweile die afrikanische Musik, und da vor allem die traditionelle. Da geht mir das Herz auf und ich wünschte Mozart hätte das hören können, was von dort alles herrliches kommt.