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Medien und Gesellschaft

Sarah-Lee Heinrich: "Ich werde mich nicht zurückziehen"

Simon Hurtz
Journalist, Dozent, SZ, Social Media Watchblog

Mag es, gute Geschichten zu erzählen.
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Simon HurtzFreitag, 15.10.2021

Sarah-Lee Heinrich ist 20 Jahre alt, wuchs mit Battlerap auf und schrieb im Teenager-Alter einige dumme Dinge ins Internet. Das klingt nach einer ganz normalen jungen Frau, interessierte vergangene Woche aber plötzlich viele Menschen. Denn Heinrich wurde kürzlich zur Co-Sprecherin der Grünen Jugend gewählt.

Seitdem kursieren in sozialen Medien Screenshots und Videos, die ihre alten Tweets und Äußerungen zeigen. Dabei blieb es nicht. Die Anfeindungen in einigen unangenehmen Ecken des Netzes schwollen zu einem Shitstorm an, der in Morddrohungen gipfelte. Heinrich erhielt Nachrichten wie "Du stehst auf der Abschussliste", "Es werden immer die Falschen vergewaltigt" oder "Jemand wie du gehört vergast".

Im Gespräch mit Robert Pausch erzählt Heinrich, wie sie die vergangene Woche erlebt und was ihr geholfen hat. Sie erklärt, warum sie als 14-Jährige solche Tweets schrieb, was sie heute darüber denkt und in welchem Kontext der Begriff "eklige weiße Mehrheitsgesellschaft" fiel.

Ich möchte nicht das ganze Interview zusammenfassen, schließlich ist es frei verfügbar – und Heinrich spricht am besten für sich selbst. Stattdessen picke ich in diesem piq einige Sätze heraus, die ich unterstrichen hätte, wenn ich die gedruckte Ausgabe der ZEIT gelesen hätte:

  • Sprüche mit Gewaltvorstellungen, mit Diskriminierungen sind nicht einfach Sprüche, sondern schlimm. Und dafür entschuldige ich mich.
  • Ich finde es wichtig, Menschen an ihren Taten zu messen und an den Positionen, die sie in der Gegenwart vertreten. Und bei Dingen, die irgendjemand mal irgendwann gesagt hat, ist es für mich entscheidend, ob sie noch immer Teil eines Weltbildes sind, das man heute vertritt.
  • Vielleicht müssten wir wieder lernen, mehr Nachsicht zu üben. Das gilt für alle Seiten.
  • Der Kritik an meinen Aussagen stelle ich mich gerne und finde sie auch wichtig. Aber ein Shitstorm macht eine kritische Auseinandersetzung für alle Seiten unmöglich.
  • Ich werde mich jedenfalls nicht aus der Öffentlichkeit zurückziehen. Dann hätte der Shitstorm ja sein Ziel erreicht.
  • Ich finde, wir als politische Linke müssen besser darin werden, Menschen mit ins Boot zu holen, die sich anders ausdrücken als wir.
Sarah-Lee Heinrich: "Ich werde mich nicht zurückziehen"

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Kommentare 1
  1. Cornelia Gliem
    Cornelia Gliem · vor 3 Jahren

    Ich habe zwar solche Dinge mit 14 nicht gesagt auch nicht gedacht - gottseidank. Aber es gibt auch Dinge für die ich mich schäme. und froh bin dass sie nicht für ewig im Netz sichtbar sind.
    Sollten die Jugendlichen es heutzutage besser wissen? klar. So komisch das klingt schließlich sind sie noch keine Erwachsenen von denen wir bewusstes reflektiertes Verhalten erwarten (=haha ich weiß).
    Aber sie als digital natives sollten eigentlich Medienkompetenz diesbezüglich besitzen. Auch haha. woher sollten sie diese denn lernen?

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