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Programmleiter Zukunft des Journalismus am Bonn Institute & Direktor futur eins
Oktober 1979. Deutschland diskutiert, ob man neben dem öffentlich-rechtlichen auch einen privaten Rundfunk einführen solle, oder ob man diesen noch stoppen könne, um zu verhindern, dass "Radio-Télé Luxembourg (RTL) ab 1982 über einen eigenen Erdtrabanten die deutschen Zuschauer mit einem Klimbim- und Larifari-Programm beglückt."
Heute muss man Schmidt und Co. fast "prophetische Weitsicht" bescheinigen, denn besser lassen sich Formate von "Bauer sucht Frau" bis "Dschungelcamp" auch heute nicht zusammenfassen. Qualitätsinhalte – gar politische – sucht man, über Peter Kloeppel hinaus, in den gesamten Privaten in der Regel vergeblich.
Doch wer die düsteren Prognosen der sozialliberalen Bundesregierung unter Kanzler Schmidt liest, dem drängt sich noch ein ganz anderer Verdacht auf:
Krimis, Quiz' und Shows – damit könnte man heute genauso gut auch die Programme der öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten zusammenfassen. Wer hat sich noch nicht nach einer Sendung hart aber fair "muffig und sprachlos" gefühlt? Haben die privaten Anstalten also vor allem auch einen Negativeffekt auf die Öffentlich-Rechtlichten gehabt? Formate wie das in den 60ern ausgestrahlte "Zur Sache" mit Günter Gaus – wie das legendäre Interview mit Hannah Arendt – sucht man heute tatsächlich vergeblich – auch im Öffentlich-Rechtlichen.Justizminister Hans-Jochen Vogel will "Dämme" gegen eine "Reizüberflutung" in den deutschen Wohnstuben errichten: "Ich kann mir nichts Gefährlicheres für die Familie vorstellen." Zu viele Krimis, Quiz und Shows machten die Menschen "muffig und sprachlos".
"Wir amüsieren uns zu Tode", attestierte uns schon in den 80ern der amerikanische Medientheoretiker Neil Postman. Auch wenn wir noch leben, haben uns vor allem Fox und Co. Donald Trump direkt ins Weiße Haus gespült.
Zahlreiche medienpolitische Fragen des 21. Jahrhunderts drängen sich förmlich auf: Wenn RTL schon in den 70ern "Klimbim und Larifari" war – was hätte Helmut Schmidt wohl zu Facebook und Co. gesagt?
Quelle: SPIEGEL ONLINE, Hamburg, Germany spiegel.de
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