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Medien und Gesellschaft

Journalisten müssen sich jetzt mal eingestehen, dass ihr Beruf in der Krise steckt

Hristio Boytchev
Journalist
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Hristio BoytchevFreitag, 01.03.2019

Franco Zotta, Geschäftsführer des Wissenschaftsjournalisten-Verbands WPK, rüttelt hier, ausgehend vom DuMont-Ausverkauf, die Kollegen auf. 

Es wäre deshalb ein Segen für die Debatte, wenn Journalisten die Dramatik ihrer Lage insgesamt auch mal zur Kenntnis nehmen würden, ehe auch dort das letzte Licht ausgedreht wird. Schonungslos, ohne naive Anleihen an religiöse Metaphorik, derzufolge Morgen der Heiland kommen wird, der alles richten wird. Er kommt nicht. 

Wenig hält Zotta von der Meinung, das Schlimmste sei überstanden. Oder dass Innovation allein es schon richten werde:

Auch die Kohleindustrie in Deutschland war bis zuletzt voller mutiger Innovateure. Trotzdem hat 2018 der Letzte in der Zeche Prosper-Haniel in Bottrop das Licht endgültig ausgemacht. 

Dabei konzentriert sich Zottas Kritik auf die vorauseilende Ablehnung von alternativen Finanzierungsquellen wie Stiftungen oder einer stärkeren öffentlichen Rolle – wie etwa durch den Axel-Springer-Vorstandsvorsitzenden Matthias Döpfner:

Zumal, wenn man sich den verzichtbaren Luxus leistet und jene zu den lautesten Branchensprechern werden lässt, die nach der Maxime agieren, dass es etwas Schlimmeres gäbe als den Tod des Journalismus, nämlich seine Subventionierung. Herr Döpfner kann sich diese Martyrerpose leisten, er wird nicht am Bettelstab enden, wenn der Springer-Verlag in womöglich nicht zu ferner Zukunft den DuMontschen Weg auch beschreiten muss. Aber die Demokratie, sie kann es sich nicht leisten, ganze Landstriche in Medienwüsten zu verwandeln. Und diese entstehen, wenn die Tageszeitungen sterben, was sie vor unseren Augen tun. Denn am Journalismus hängt letztlich nicht weniger die Funktionsfähigkeit eines demokratischen Gemeinwesens.

Insgesamt ein sehr lesenswerter Debattenbeitrag für alle, die sich mit dem Wesen und der Zukunft des Journalismus beschäftigen. Disclaimer: Ich gehöre zur ehrenamtlichen Redaktion von „meta Magazin“, war aber nicht an der Entstehung dieses Artikels beteiligt.

Journalisten müssen sich jetzt mal eingestehen, dass ihr Beruf in der Krise steckt

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Kommentare 5
  1. Frederik Fischer
    Frederik Fischer · vor fast 6 Jahre

    Vielen Dank. Ein sehr wichtiger Text. Wer 2019 pauschal staatliche Unterstützung ablehnt und die Öffentlich-Rechtlichen immer noch als Gegner sieht, mag dafür viele gute betriebswirtschaftliche Gründe haben. Das Interesse der Allgemeinheit, hat er/sie dabei sicher nicht im Blick. Und wie Döpfner immer noch als Stimme des Qualitätsjournalismus von den Podien dieses Landes tönen kann ohne ausgelacht zu werden, bleibt mir ein Rätsel.
    Über die Utopie eines öffentlich-rechtlichen Netflix mit Gemeinwohlanspruch habe ich hier geschrieben: https://medium.com/@Fr...

  2. Christoph Zensen
    Christoph Zensen · vor fast 6 Jahre

    Zotta bezieht sich stark auf den Text aus Wired vin Martinez, den ich kürzlich gepiqt habe. Vielleicht möchtest du da noch einmal vorbeischauen: https://www.piqd.de/me...

  3. Christoph Zensen
    Christoph Zensen · vor fast 6 Jahre

    Hallo Hristio,

    am Ende des Piqs steht, dass der Journalismus – so wie er aktuell ist – essentiell wichtig für die Demokratie ist.

    In diesem Artikel auf Niemanlab sagt Kate Myers von First Look Media das Gegenteil: http://www.niemanlab.o...

    Zitat: "When we treat the sideshow as the main show, we actually disempower our readers. The world feels out of their hands; they think there’s nothing they can do to change it. Work that is good for democracy has to leave our audiences understanding what they can do.”

    Wer hat recht?

    1. Hristio Boytchev
      Hristio Boytchev · vor fast 6 Jahre

      Danke für Deinen Kommentar. Ich glaube, beide Artikel behandeln verschiedene Probleme. Das Zitat, worauf Du Dich beziehst, handelt von einer gewissen Art des Journalismus, Skandalisierung usw., der Satz davor lautet ja: "We all know the media landscape is exhausting; we — and our audiences — are all burned out from the daily scandals that don’t actually change anything." Die Gedanken von Myers sind sicherlich interessant und ohne Frage gibt es am Journalismus viel zu verbessern. Aber seine Abschaffung ist nun auch keine Lösung – und davon handelt Zottas Artikel, den in der Gänze durchzulesen auch wirklich empfehle. Dass Journalismus essentiell für die Demokratie ist, ist ansonsten auch eine tief verankerte Ansicht (erklärt z.B. hier https://www.bpb.de/izp...), die ich persönlich auch teile.

    2. Christoph Zensen
      Christoph Zensen · vor fast 6 Jahre

      @Hristio Boytchev Ich denke, dass Myers auch den von Zotta hervorgehobenen Journalismus von Times, Guardian und Süddeutsche in ihrer Kritik einschließt.

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