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Kurator'in für: Medien und Gesellschaft Kopf und Körper Flucht und Einwanderung Fundstücke Feminismen
piqd für euch die Perlen unter den Radio Features. (Bis Ende 2017 für Deutschlandfunk Kultur, inzwischen unabhängig und senderübergreifend).
Lebt und arbeitet als freie Autorin, Regisseurin und Produzentin mit Schwerpunkt künstlerisches Feature in Berlin. Hat alles mögliche an Geisteswissenschaften studiert und ist Absolventin der EBU Master School on Radio Features. Sie veröffentlichte außerdem ein erfolgloses Hip Hop Album, arbeitete sich durch bislang sieben musikalische Stilübungen von Reggae bis Death Metal, und hat trotz aller Widrigkeiten zwei wunderbare Kinder in die Welt gesetzt.
Der Inhalt dieses ARD-Radiofeatures hat es in sich: „Das Horrorheim. Profitorientierte Pflege auf Kosten der Betroffenen“ von Christiane Hawranek, Claudia Gürkov und Melanie Marks.
Es geht um ein bayerisches Seniorenheim, „Seniorenresidenz Schliersee“, idyllisch gelegen, in einer der reichsten Gegenden Deutschlands, und doch liegt hier das Grauen hinter den Mauern verborgen.
Von untragbaren Missständen ist die Rede, in der Pflege, in der Hygiene, im Umgang mit Corona-Schutzmaßnahmen. Von Täuschung und Profitgier der Heimleitung, von unverantwortlichem Umgang mit den Bewohner:innen bis hin zu rätselhaften Todesfällen.
Eine Mitarbeiterin, die nicht erkannt werden will, hat „das Grauen dokumentiert“, hat Fotos und Aufzeichnungen gemacht und ihre Dokumente in der Hoffnung auf ein Einschreiten von offizieller Seite an diverse Stellen gemailt.
„Es bestand in hohem Maß Gefahr für Leib und Leben der Bewohner.“
Die Bilder und Berichte sind verstörend: Ein Urinbeutel – seinem Aussehen nach wurde er mindestens 6 Monate nicht gewechselt – kotverdreckte Hände einer Bewohnerin, extreme Unterernährung, fast verdurstete Patienten, widerliches Essen.
Die Recherche der beiden Autorinnen entfaltet sich wie ein Krimi. Laut der Informantin, die nicht erkannt werden will, sei diese schon 17 Stunden von der Polizei zu den Missständen befragt worden. Todesfälle im Heim würden bei Verdacht sofort pathologisch untersucht werden.
Die Polizei gibt keine Informationen dazu heraus, aber die Autorinnen recherchieren, dass es Ermittlungen gegen die Heimleiterin wegen „vorsätzlicher Körperverletzung und der Misshandlung von Schutzbefohlenen“ gibt.
Betreiber der Seniorenresidenz ist das italienische Unternehmen „Sereni Orizzonti“, das von einem Ziehsohn Berlusconis gegründet wurde. Es war schon öfter in den Negativschlagzeilen, und der Gründer saß bereits in Untersuchungshaft deswegen – möglicherweise wegen Leistungsbetrug im Gesundheitswesen.
Als die Autorinnen dem Heim unter der neuen Heimleitung einen Besuch abstatten, stellt man ihnen eine Seniorin im Rollstuhl hin, die rundum "zufrieden" ist. Der neue Heimleiter will alles zum Positiven wenden. Doch der Schein trügt offenbar.
Einer Qualitätsmanagerin, die bei dem Interview im Heim in unmittelbarer Nähe dabei war, wird überraschend gekündigt. In einer Mail an die Autorinnen drückt sie ihre Sorge um die Bewohner aus. Es habe da einen "Zwischenfall zwischen zwei Bewohnern" gegeben. Die Rede ist von massiver Gewalteinwirkung gegen eine Seniorin, von sexuellem Missbrauch. Und die Frage nach der Schuld des Pflegepersonals steht im Raum, das seinen Pflichten nicht nachkam und nichts von alledem gesehen haben will. Die Seniorin stirbt kurz darauf an den Folgen ihrer Verletzungen.
Aufgrund der erdrückenden Beweislast – auch der Versorgungsarzt warnt inzwischen vor einer Gefahr für Leib und Leben der Bewohner:innen – beschließt der Landrat, das Heim zu schließen, doch vorab gibt es eine Visite im Heim, bei der – oh Wunder – plötzlich alles sauber präsentiert wird und ansehnlich erscheint – mit dem Ergebnis, dass der Beschluss zurückgenommen wird. Hier war man wohl auf den Besuch vorbereitet und hat entsprechende Maßnahmen ergriffen.
Die Recherche der Autorinnen wird zunehmend erschwert, sie werden beschattet und fotografiert. Und man versteht die Angst der Zeugin, die anonym bleiben möchte:
„Wer sagt mir denn, dass ich nicht mit `nem Betonklotz im Tegernsee versenkt werde?“
Schliersee – ein Einzelfall? Wohl eher die Spitze eines Eisberges. Immer wieder gibt es Berichte über unsägliche Zustände in Pflegeheimen, wobei dies schon ein besonders erschreckendes Beispiel ist. Umso wichtiger, dass dieses Thema wiederholt in den Focus der öffentlichen Aufmerksamkeit gerückt wird. Wie auch Kinder gehören Senior:innen zu den Schutzbedürftigsten unserer Gesellschaft, die leicht zum Opfer werden können. Ihnen steht besonderer Schutz zu.
Die mehrfache Ausstrahlung des erschütternden Features über die ARD- Anstalten als „ARD-Radiofeature“ ist daher zu begrüßen.
Das Heim weist übrigens alle Vorwürfe zurück...
Quelle: Bayerischer Rundfunk Bild: BR www.br.de
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Zur Ergänzung: Hier gibt es den Film dazu https://www.youtube.co...
Und eine der Autorinnen twittert, dass die Staatsanwaltschaft aktiv geworden ist nach den Berichten https://twitter.com/Gu...