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Kurator'in für: Pop und Kultur Fundstücke Medien und Gesellschaft
Freier Journalist in Hamburg. Liebste Arbeit: Interviews führen; übelste Arbeit: Interviews abtippen.
Flohwalzer-Virtuose. Erste selbstgekaufte Kassette: Roxette - "Tourism". Krautrock, afrikanischer Blues und Souljazz waren da noch fern. Schätzt "Handgemachte Musik", und hört natürlich trotzdem HipHop, Dub und Ambient.
Nicht Russen vergewaltigen, Verbrecher vergewaltigen. Ohne die Grausamkeiten während der Invasion der Ukraine relativieren zu wollen – nicht alle russischen Soldaten sind Monster.
Die jungen Männer, die derzeit einen verbrecherischen Krieg führen, sind vor allem: kaum erwachsene, unterernährte Menschen. "Ihre Nichtversorgung ist Teil der Kriegsführung" schreibt SZ-Reporterin Renate Meinhof in ihrem berührenden Essay.
Meinhof machte Anfang der Achtziger an einer kirchlichen Schule in Potsdam ihr Abitur und erlebte das Elend der Sowjetarmee gleich nebenan. In der Kaserne lebten die dürren "Soldaten wie Gefangene. Zwei, drei Jahre ohne Ausgang, ohne Heimaturlaub." Meinhof zitiert Wolf Biermann: "Wenn ich wo Rotarmisten seh/Dann blutet meine Wunde/Der Deutsche ist schon wieder fett/Sie leben wie die Hunde."
Glaubt man Michail Schischkin, Reserve-Leutnant der Sowjetarmee, hat sich in 40 Jahren nichts verändert – siehe piq.Schischkin, der im Schweizer Exil lebt, zählt die Zahl der Straftaten in der Armee auf, berichtet von Korruption und Sadismus: "Die russische Armee war und bleibt eine Schule der Sklaven, in der ältere Soldaten praktisch unbeschränkte Macht über neue Rekruten haben."
Für den Autor ist es eine "Armee der Hungrigen", die seit Jahren abgelaufene Rationen essen müsse. Er denkt an den geliebten Küchendienst in seiner Armeezeit zurück, während dessen sich niemand schämte, den Offizieren die Fleischbüchsen leer zu essen.
Nein, vor diesen geschorenen Jungen hatten wir keine Angst. Ich sehe sie wieder vor mir, die Ukrainer, Kasachen, Tadschiken, Russen. Ihre Gesichter legen sich über die Gesichter ihrer Söhne, die jetzt auf Facebook oder Twitter ins Handy weinen, die gegeneinander kämpfen, auch mit deutschen Waffen. Es sind ihre Töchter und Enkel, die jetzt hier vor unserer Tür stehen.
Quelle: Michail Schischkin Bild: Natruskin / Reuters www.nzz.ch
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