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Programmleiter Zukunft des Journalismus am Bonn Institute & Direktor futur eins
Was wünscht man sich als zwielichtiger Akteur, um im Verborgenen eine Wahl zu beeinflussen? Vielleicht eine große Plattform, mittels der ich viele Menschen einfach und personalisiert erreiche, um gezielte Propaganda zu schalten. Absoluter Wunschtraum: Möglichst unter Ausschuss der Öffentlichkeit. Et Voilà: Kannst du haben – Facebook!
Klar, Wahlbeeinflussung ist komplexer als das und die Rolle, die Boris Johnson (der rote Brexit-Bus), David Cameron und andere Konsorten beim Brexit gespielt haben, ist wahrscheinlich wichtiger als alle Einflüsse von außerstaatlichen Akteuren zusammengerechnet. Aber der Erfolg der Populisten wird ohne Zweifel durch den Medienwandel und neue Kommunikationskanäle sowie neue Möglichkeiten, Propaganda zu verbreiten begünstigt.
Ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss im britischen Unterhaus hat sich nun konkret mit der Rolle von Facebook, "Dark Ads" und "Fake News" beschäftigt und hat sich auch die Kampagnen der Brexitbefürworter genauer angeschaut. Und siehe da: Allerlei massiver Unsinn wurde dort über die EU mittels personalisiert geschalteten, nicht öffentlich sichtbaren Werbeanzeigen (= Dark Ads) verbreitet. Von der neuen britischen Außengrenze zu Syrien bis zum EU-Beitritt Albaniens war allerhand dabei, um die Stimmung gegen die Europäische Union anzuheizen.
Correctiv hat sich ein paar der Anzeigen angeschaut und berichtet auch über die Rolle Arron Banks, der 8,4 Mio. britische Pfund an die "Vote Leave"-Kampagne gespendet hat:
„Meine Erfahrung mit sozialen Medien ist, dass sie ein Feuersturm sind, der wie ein Buschfeuer über alles fegt. Unsere Fähigkeit war, Buschfeuer zu erzeugen und dann einen großen Ventilator darauf zu richten und ihn zum Wehen zu bringen. [...] Die Einwanderungsfrage war es, die die wilden Feuer in Brand setzte.”
Übrigens: Die Europawahl naht und außer ein bisschen Selbstverpflichtung ist bei Facebook noch nicht viel passiert...
Quelle: Cristina Helberg Bild: Tolga Akmen/AFP correctiv.org
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Die Dark Ads sind erstmal ein Werkzeugkasten, um sehr präzise eine bestimmte Zielgruppe zu erreichen. Erstaunlich finde ich, das die Rechten diese Möglichkeiten kreativ nutzen, während links/grün/liberal herumjammert, und mehr Kontrolle fordert.
ganz unabhängig davon, wie "dark" die inkriminierten Anzeigen waren: Sie arbeiten auf jeden Fall mit Falschinformationen und betreiben so gezielt Desinformation - mit verheerenden Folgen. Der Artikel ist wirklich stark, weil er das haarklein dokumentiert und auch thematisiert, wie zäh es war, Facebook diese Infos aus dem Kreuz zu leiern.
Was mir an der Bezeichnung "Dark Ads" gefällt: Das damit neue Aufmerksamkeit auf das Phänomen gerichtet wird.
Was mir nicht gefällt: Das der Begriff impliziert, es gäbe auch andere Ads auf Facebook. Dabei sind nach meinem Verständnis alle Ads (zumindest auf FB) "dark ads". Oder verstehe ich da etwas falsch?