sharing is caring
ist wirklich so!
Vielen Dank fürs Teilen!
Kluge Köpfe filtern für dich relevante Beiträge aus dem Netz.
Entdecke handverlesene Artikel, Videos und Audios zu deinen Themen.
Kurator'in für: Fundstücke Zeit und Geschichte
Seit der ersten Stunde als Kurator bei Forum dabei: Dirk Liesemer arbeitet als Journalist für Magazine wie mare und G/Geschichte. Er hat Politik, Philosophie und Öffentliches Recht studiert, die Henri-Nannen-Journalistenschule besucht, immer mal wieder in Redaktionen gearbeitet und ehrenamtlich eine Reihe von Recherchereisen mitorganisiert und begleitet. Bisher fünf Bücher, darunter "Café Größenwahn" (2023), ein Ausflug zu den großen Kaffeehausliteraten des Fin de Siècle. Foto: Andreas Unger
Die Schriftstellerin Angelika Overath stellt eine provokante Frage, die sich nicht so leicht beantworten lässt: "Können wir ohne das Wort 'Mohr', ohne das Wort 'Neger', ohne das Wort 'Weib' über Diskriminierung und Schönheit und Identität sprechen?" Dass solche Wörter ausschließlich verletztend und gar rassistisch verstanden werden, ist historisch gesehen eine jüngere Lesart, die sich gegen andere durchgesetzt hat. Dabei, so notiert die Schriftstellerin, haben Wörter "spezifische Widerstände" und "Geschichten" und "changieren mit ihren Kontexten".
Diese Feststellung klingt eigentlich banal – aber doch auch anachronistisch, weil sich, jedenfalls nehme ich es so wahr, ein Verlangen nach eindeutiger, opportuner Begrifflichkeit durchsetzt. Nach Wörtern, die man möglichst nicht interpretieren und bei denen man nicht mitdenken muss. In der Wissenschaft geht es nicht anders, aber im Alltag und erst in der Literatur?
Anders gefragt: Was geht kulturell verloren, wenn man etwa den Begriff "Weib" vollends auf den Index verbannt, den es bekanntlich nur im metaphorischen Sinne gibt? Bei Lesen dieses Wortes fielen mir die Feministinnen Renate Wurms und Florence Hervé ein, die ihr großartiges Nachschlagewerk über Frauen selbstbewusst als "Weiberlexikon" bezeichneten. Sie drehten also den Spieß um und gaben dem Wort eine neue Facette. Renate, die ich gut kannte, hatte an dieser subversiven Vorwärtsverteidigung ihren Spaß.
Für interessanter halte ich gleichwohl Overaths Frage, ob wir "verbotene" Wörter brauchen, um moralische und ästhetische Themen zu verhandeln. Overath selbst schreibt am Ende: "Wenn wir Angst vor Wörtern haben, wie sollen wir den Mut finden zu eigenen Gedanken?"
PS: Ein paar Tage lang ist der kostenpflichtige Text auch auf Blendle abrufbar, danach nur noch auf faz.net
Quelle: Angelika Overath Bild: Creativ Studio He... www.faz.net
Bleib immer informiert! Hier gibt's den Kanal Medien und Gesellschaft als Newsletter.
Einfach die Hörempfehlungen unserer Kurator'innen als Feed in deinem Podcatcher abonnieren. Fertig ist das Ohrenglück!
Öffne deinen Podcast Feed in AntennaPod:
Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.
Öffne deinen Podcast Feed in Apple Podcasts:
Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.
Öffne deinen Podcast Feed in Downcast:
Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.
Öffne deinen Podcast Feed in Instacast:
Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.
Öffne deinen Podcast Feed in Apple Podcasts:
Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.
Öffne deinen Podcast Feed in Podgrasp:
Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.
Bitte kopiere die URL und füge sie in deine
Podcast- oder RSS-APP ein.
Wenn du fertig bist,
kannst du das Fenster schließen.
Öffne deinen Podcast Feed in gpodder.net:
Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.
Öffne deinen Podcast Feed in Pocket Casts:
Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.
Danke!
Kurz davor erschien ebenfalls in der FAZ ein Gespräch mit dem Historiker Wolfgang Reinhard mit dieser Passage:
Wenn weiße Kinder sich für das Dreikönigsspiel schwarz anmalen, werden sie als rassistisch bezeichnet.
Ja, das ist eine Art Hyperallergie, die wir uns anerzogen haben. Um auf Mbembe zurückzukommen: Sein berühmtes Buch heißt im Original „Critique de la raison nègre“. Korrekt übersetzt: „Kritik der Neger-Vernunft“. Aber es traut sich keiner, „Neger“ zu schreiben. So heißt es deutsch „Kritik der schwarzen Vernunft“.
Die Frage ist, ob man die Phänomene selbst zum Verschwinden bringen möchte, indem man das Wort „Rasse“ verbannt oder „Sklave“. Wir haben darüber gesprochen, dass der Sklavenhandel innerhalb Afrikas von einheimischen Akteuren und muslimischen Zwischenhändlern dominiert wurde, bis weit ins achtzehnte Jahrhundert hinein.
Ich fürchte, bis ins einundzwanzigste.
Darf man das heute noch feststellen und gleichzeitig eingestehen, dass Europäer Schuld auf sich geladen haben?
Da bin ich entsetzlich altmodisch: Ich habe etwas gegen Sprachreinigung. Wir haben uns eingebildet, wenn wir das Wort „Rasse“ abschaffen, dann gibt es auch die Sache nicht mehr. Das ist eine Überschätzung der Sprache.
Hier das ganze Gespräch auf blendle:
https://blendle.com/i/...