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Jochen Schmidt zählte 1999 zu den Mitbegründern der Berliner Lesebühne "Chaussee der Enthusiasten", bei der er bis 2017 wöchentlich auftrat und neue Texte las. Er veröffentlichte Erzählungen ("Triumphgemüse", "Seine großen Erfolge", "Meine wichtigsten Körperfunktionen", "Weltall. Erde. Mensch", "Der Wächter von Pankow"), Romane ("Müller haut uns raus", "Schneckenmühle", "Zuckersand"), Reiseliteratur ("Gebrauchsanweisung für die Bretagne", "Gebrauchsanweisung für Rumänien", "Gebrauchsanweisung für Ostdeutschland"), eine "Gebrauchsanweisung fürs Laufen" und "Schmidt liest Proust", das Tagebuch eines Lektürejahrs. Mit der Künstlerin Line Hoven arbeitete er für "Dudenbrooks", "Schmythologie" und "Paargespräche" zusammen. Gemeinsam mit David Wagner schrieb er die deutsch-deutsche Kindheitserkundung "Drüben und drüben". Zuletzt erschien der Roman "Ein Auftrag für Otto Kwant".
In letzter Zeit wurde ich häufiger gefragt, wie ich mir das Wahlverhalten der Ostdeutschen erkläre, und bei meinen improvisierten Antwortversuchen wurde mir schnell bewußt, daß ich eigentlich Zahlen brauchte, Umfrageergebnisse, Statistiken, qualitative Interviews mit Akteuren, daß die Zeitgeschichte mir jenseits meines eigenen Milieus ziemlich unbekannt ist, daß man also eigentlich Soziologe sein müßte, um in so komplizierten Fragen auf mehr als die spärlichen eigenen Erfahrungen, zufällige Reiseeindrücke und von Lektüren inspirierte Spekulationen zurückgreifen zu können.
In der Latenzzeit zwischen Schule und Studium hat mich die Literatur als Erkenntnisinstrument am meisten überzeugt, mehr als das, was ich damals von Soziologie, Journalismus oder Geschichtswissenschaft zu wissen meinte. Die Parabeln von Kafka, die provozierenden Gedankensprünge von Heiner Müller, die schlecht gelaunten, kulturkritischen Aperçus von Adorno oder die zu rätselhaften Bildern kondensierten Einsichten Benjamins schienen mir haltbarer als jeder positivistische Versuch, die Gesellschaft anhand von Daten und Theorien zu analysieren. Und war die Soziologie mit ihren fast schon wieder poetischen Begriffsungetümen in Wirklichkeit nicht selbst eine Art Literatur? Ging es hier um mehr als um Sprache? Allerdings um eine, die nicht gerade um eine breite Leserschaft buhlte? Was der soziologischen Literatur zudem oft fehlte, war die Kenntnis des Gegenstands aus eigener Erfahrung, wobei man die natürlich als Wissenschaftler absurderweise gerade nicht bemühen sollte. Es ist ein Glücksfall, wenn beides einmal zusammentrifft, wenn ein Soziologe sich dem Lebensraum und dem Sozialgefüge seiner eigenen Kindheits- und Jugendumgebung widmet, wie es Steffen Mau in seinem Buch "Lütten Klein. Leben in der ostdeutschen Transformationsgesellschaft" getan hat.
Steffen Mau, Jahrgang 1968, Professor für Makrosoziologie an der Berliner Humboldt-Universität, ist im Rostocker Neubaugebiet (damals sagte man, wie er richtig bemerkt, kaum "Plattenbau", und noch weniger "Platte") Lütten-Klein aufgewachsen, seine "Ost-Biographie" kulminierte in der Nacht des Mauerfalls, die er als Soldat der NVA auf Wache in Schwerin verbracht hat. Im Oktober 1990 begann er ein Studium an der Humboldt-Universität. Es gibt also erstaunliche Parallelen zu meiner Biographie (Neubaukind, Wende bei der Armee, Oktober 1990 Studienbeginn an der HU). Was, wenn ich mich damals auf den "sozialwissenschaftlichen Beobachtungsposten" begeben hätte? Wäre ich dann heute auch Professor an der HU? Wohl kaum, und daß das nicht nur an meiner mangelnden Befähigung liegt, auch davon erzählt das Buch. ("Generell führte die Wiedervereinigung zu einer Unterschichtung der alten Bundesrepublik, während der Osten überschichtet wurde." "Vor allem in den jüngeren Kohorten gibt es dramatisch weniger Aufstiege als in Westdeutschland." "Es ist sicherlich keine allzu gewagte Spekulation, zu behaupten, daß eine derartige Unterrepräsentation, wären die Ostdeutschen phänotypisch erkennbar, schon längst zum Skandalon geworden wäre und weiter gehende Forderungen nach einer Quotierung oder besonderen Förderung nach sich gezogen hätte. Westdeutsche wissen oft nicht, wer aus dem Osten kommt, viele Ostdeutsche aber schon …")
Die Differenzen im scheinbar Nebensächlichen sind im übrigen auch wieder entscheidend, die Maus hatten keinen Kirchenhintergrund, "Zum 1.Mai hing bei uns die DDR-Fahne aus dem Küchenfenster." (Daß das bei uns nicht der Fall war, war für unsere Familie geradezu identitätsstiftend.) Mein Vater wäre auch nie, wie Maus Vater, den Betriebskampfgruppen beigetreten. Wenn ich ihn damals gekannt hätte, hätte ich mich schon wegen dieser damals für mich vielsagenden Details reserviert verhalten!
Fast 30 Jahre nachdem Mau sein Neubaugebiet verlassen hat, hat er es als Wissenschaftler wieder besucht, den Ort neu erkundet, sich erinnert, an seiner alten Wohnungstür geklopft, Statistiken studiert, Interviews geführt. Das Neubaugebiet steht dabei pars pro toto für die Transformation Ostdeutschlands, die zu einem Zustand geführt hat, den er "frakturierte Gesellschaft" nennt. Die um Objektivität bemühte wissenschaftliche Beschreibung eines Gegenstands, über den man schon unendlich viel in Feuilletons und Literatur gelesen und noch viel mehr in Gesprächen philosophiert hat, hat für mich etwas äußerst erfrischendes. Wobei es sich für mich letztlich auch nur um eine der Literatur verwandte sprachliche Erfassung der Wirklichkeit handelt, auch wenn die Soziologie einen höheren Anspruch hat. (Ich muß das denken, wenn ich diese wundervoll zupackenden Begriffe lese: Einkommensspreizung, attentistische Gesellschaft, Statusturbulenzen, "Theorie der relativen Deprivation", sozialstrukturelle Petrifikation, marriage squeeze, biographische Haltebuchten, habituelle Außenseiter, Diversitätsstreß ...) Der Wechsel zwischen beneidenswert distanzierter Wissenschaftssprache ("Differenzierungsdynamiken wurde mit Bevormundung begegnet") und kurzen Streiflichtern auf eigene Erinnerungen, z.B. die Umbruchzeit beim Militär, mit Sitzstreik, Befreiung vom Frühsport, selbst organisierter Bewachung eines Stasi-Objekts, macht für mich viel vom Reiz des Buchs aus.
Ausgangspunkt war vor der Wende eine Gesellschaft, die Mau knapp charakterisiert:
"Mein Befund ist der einer stark nivellierten, um die Arbeit herumstrukturierten, geschlossenen und ethnisch homogenen Gesellschaft, die sich vom westdeutschen Pendant - mittelschichtdominiert, migrantisch geprägt, zunehmend individualisiert - grundlegend unterschied".
Bis heute werden die unterschiedlichen Biographien medial als Mangel gesehen, als wären Lebenserfahrungen nicht ein Gewinn für jedes Land. Und die Unterschiede waren enorm. Viele der Fakten aus dem Buch sind längst bekannt, müssen aber immer wieder wiederholt werden, sollte sich ein westlicher Leser mit Aufklärungsbedürfnis hierher verirren. Denn zur Geschichte der Wende gehört, daß es an solchen bis heute mangelt. Daß '89 Frauen durchschnittlich mit 22 Jahren ihr erstes Kind bekamen (im Westen mit 27.) Daß schon von '49 bis '61 geschätzt 3 Millionen Menschen den Osten verlassen haben, und bis '88 noch einmal 600000, und noch einmal Millionen nach der Wende. Daß es nach wie vor keinen ostdeutschen Rektor einer der 81 staatlichen Universitäten in Deutschland gibt. Daß durch das Wirken der Treuhand nur fünf Prozent des Produktivvermögens in ostdeutsche Hände ging. Daß der Plattenbau damals für hohe Wohnzufriedenheit stand. 1/4 der Ostdeutschen wohnte im Plattenbau, 70% der Rostocker, von denen 90% außerhalb des Wohngebiets arbeiteten, was eine keineswegs auf die DDR beschränkte Umsetzung von gutgemeinten städtebaulichen Ideen aus den 20er Jahren war.
Mau ist "von Anfang an allein zur Schule gegangen", wie man das damals als Kind tat, gerade in Neubaugebieten, wo es keinen Durchgangsverkehr gab. Im Sommer fuhr er mit dem Rad eine Viertelstunde zum Ostseestrand. Typisch war, daß alle ungefähr das gleiche Leben führten. "In der DDR gab es für die breite Masse der Bevölkerung kaum wohnbezogene Formen der sozialstrukturellen oder statusmäßigen Segregation". (Wobei ich sagen muß, daß wir auch damals Häuschenbesitzer beneidet haben, oder auch nur den Chefarzt, der ein Zimmer mehr als Familienmitglieder hatte.) Es gab auch große Unterschiede im Habitus und bei der Wohnraumgestaltung, die allerdings nicht unbedingt mit Geld erkauft waren, sondern eher mit handwerklichem Geschick und Beziehungen zu tun hatten. (Bei unserer Familie war es eher die väterliche Vorliebe für Objekte von Mülldeponien.) Tatsache ist die sozial durchmischte Bewohnerschaft der Neubauviertel, vom Straßenbahnschaffner bis zum Opernsänger. (Daß diese Mischung nicht mehr besteht, ist eine der wichtigsten Ursache für heutige Probleme dort, weniger die Architektur.) Es gab "gesteuerte Vereins- und Kollektivierungsformen", um Anonymität entgegenzuwirken (was wir immer als proletarische Zumutung erlebt haben). Allem voran die Hausgemeinschaft als "erweiterte Sozialisationsagenturen" mit Versammlungen und Festen in den Trockenräumen, die zum Wäscheaufhängen gedacht waren. (Manche Hausgemeinschaften bauten sich hier eine Bar ein). Bei uns ging man einmal im Monat gemeinsam in der Clubgaststätte kegeln.
"In der DDR spielte die normative Selbstbindung an gesellschaftliche Gleichheitsziele eine große Rolle, der erreichte Grad an sozialer Egalität galt sogar als Fortschrittsmaß der sozialistischen Gesellschaft."
Mit der Pubertät begann ich Unterschiede zu den Milieus in den Altbaugegenden im Stadtzentrum wahrzunehmen. "Es gab Mansardenzimmer und Eichenschränke statt Holzfurnier, mitunter sogar Kronleuchter." Reste von bürgerlicher Wohnkultur und Döblinschem Elendsmilieu, nicht Licht, Luft und Raum für alle, wie im Neubau, sondern Kneipen, Nischen, Hinterhöfe, dort wollte man hin.
81% der Bevölkerung gehörten offiziell zur Arbeiterklasse, wobei dazu auch die Apparate von Staat, Partei und bewaffneten Organen gezählt wurden. (Genau davon distanzierten wir uns so weit wie möglich, aber wir gehörten auch zum "Refugiumsbürgertum", wie ich jetzt weiß, und damit zu einer winzigen Minderheit.) Mir wurde von meinen Eltern immer eingetrichtert, ich müßte in diesem Land studieren, um mich vor politischen Zumutungen retten zu können. Dabei war es umgekehrt, wenn man auf eine Bildungskarriere verzichtete, konnte man in Milieus landen, in denen man Narrenfreiheit genoß, weil man nicht tiefer sinken konnte, und das Leben war ja nicht teuer. Wie ein Interviewpartner ausführt: "In der DDR konnte man seinen Vorgesetzten beleidigen, ohne daß man Ärger bekam, aber die Partei- und Staatsführung eben nicht. Im Westen war es genau andersherum."
In den 50er Jahren wurden Arbeiterkinder, oder das, was die SED als solche definierte, oftmals gegen den eigenen Willen, zum Studium gedrängt, 50% der Studenten stammten damals aus diesen Schichten, in den 80er Jahren, schreibt Mau, waren es nur noch 10%. Was auch damit zusammenhing, daß Abitur und Studium nur wenigen erlaubt wurden: "... gegen den internationalen Trend drosselte die DDR den Ausbau von Erweiterten Oberschulen und Universitäten." Oder soziologisch gesagt: es wurde kein "offenes Mobilitätsmodell" durchgesetzt. "Die formale Bildung für die Masse war zwar recht gut, eine Verbreiterung der Spitze war allerdings nicht erwünscht."
Das war nach Mau auch einer der Gründe für die Auflösung des Systems, denn: "Durch die Verstopfung der Mobilitätskanäle hat sich das Regime die Möglichkeit genommen, die Menschen durch Aufstiegshoffnungen an sich zu binden." (Ein Rezensent bestritt, daß es sich dabei um ein Motiv für die Wende gehalten habe, die Menschen hätten in erster Linie nach Freiheit verlangt. Interessant wäre, ob man diese Gegenthese soziologisch unterfüttern kann.)
Erhellend ist, wenn Mau Ursachen für heutige Verwerfungen schon in der DDR ausmacht: "Die politische Instrumentalisierung der Schule machte den Alltag zwar nicht quälend, war aber doch der Grund, weshalb sie als Raum zum Erlernen und Erproben selbstbewußter Urteilsfähigkeit nicht infrage kam." Das hört man im Osten nicht gern. Und was ausländische Neuankömmlinge in der sozialen Warteschlange betrifft, gilt: "Aufgrund der jahrzehntelangen Abschottung und der starken Homogenisierung wurde der Umgang mit Fremdheit und Differenz kaum eingeübt."
Andererseits dürfte es wieder manchen im Westen provozieren, wenn Mau über die Wahlen im März 1990 schreibt:
"Gemeinhin gilt die letzte Volkskammerwahl im März 1990 als die einzige Wahl der DDR, die demokratischen Grundsätzen entsprach. Man muß diese Einschätzung allerdings relativieren, rangen doch zum Teil Parteien und Personen miteinander, die eigentlich gar nicht zur Wahl standen."
Er geht sogar noch weiter:
"… die Standards eines fairen und offenen Wettbewerbs waren allerdings nicht erfüllt, da die neuen, unabhängigen Parteien zwischen den aus dem Westen gesteuerten Wahlplattformen und der nach wie vor finanz- und mitgliederstarken SED-Nachfolgepartei PDS förmlich zerrieben wurden. [..] Die letzte Wahl zur Volkskammer der DDR kann insofern nicht nur nach heutigen Standards als ein besonders eklatanter Fall der Einmischung in die Wahlen eines zwar dem Untergang geweihten, aber immer noch souveränen Staates gelten."
Das Ergebnis wurde (von den Wahlsiegern) als Sieg der Demokratie gefeiert: "Der Zusammenbruch der DDR wurde bruchlos in die eigene Erfolgsgeschichte eingegliedert und als Beleg der Stärke des westdeutschen Modells verstanden."
Für die Ostdeutschen begann eine beispiellos anspruchsvolle Umbruchszeit:
"Von den im Jahr 1989 Erwerbstätigen arbeiteten vier Jahre später gut zwei Drittel nicht mehr im ursprünglichen Beruf, bei Personen auf höheren Leitungspositionen waren es neunzig Prozent."
Und nicht nur das: "Hergebrachte Lebens- und gesellschaftliche Regulationsweisen galten als Hypothek, nicht als Ressource." "Der Osten wurde zur Pionierregion neoliberaler Deregulierung." Helfen mußte ein zweifelhafter Kitt: "Die Aufwertung von Herkunft und Zugehörigkeit – das nationale Projekt – überlagerte das demokratische Projekt der deutschen Einheit."
Wie fast jede Stadt mit Neubaugebieten wird Rostock zu einem "stark segregierten Sozialraum" mit einer Schere zwischen Großsiedlungen und aufgewerteter Innenstadt.
"Wer gehofft hatte, nach dem Ende der DDR-typischen politisierten Verteilung von Positionen und Ressourcen würden nun meritokratische Prinzipien einziehen, wurde enttäuscht. Statt Qualifikation und Leistungsbereitschaft waren es kontingente Umstände, die die Post-Wende-Biographien dirigierten: der richtige Ort, die richtige Zeit oder die richtigen Kontakte."
Viele Ostdeutsche haben sich daraufhin in die "mentale Wagenburg der Ossifizierung" begeben. Zudem konstruierten sie sich im Nachhinein eine "sozialmoralische Überlegenheit" als "Antidot zur positionalen und kulturellen Deklassierung." (Damit ist der oft behauptete stärker entwickelte Gemeinschaftssinn gemeint, der aber nach Mau gar nicht nachweisbar ist.)
Die Frakturen der ostdeutschen Teilgesellschaft seien konstitutiv für das Gedeihen von Ressentiments.
"Die industriegesellschaftliche Prägung der DDR, die unterentwickelte demokratische Tradition, der schwache soziale Status, die Elitendefizite, das unvollständige gesellschaftliche Einwurzeln der Zivilgesellschaft, die großflächige Freisetzung und auch die demografische Schieflage dürften dabei wichtige Faktoren darstellen. Ebenso schwer wiegen jedoch die erlebten Veränderungszumutungen und das Gefühl der kulturellen Entwertung."
Und zum Schluß gibt es nicht einmal Trost:
"Naiv sind deshalb diejenigen, die meinen, dies alles ließe sich durch eine innerdeutsche Gesprächstherapie heilen. Auch wenn es oberflächlich so wirken mag, aber es braucht deutlich mehr als den Schmierstoff der Anerkennung, um hier Abhilfe zu schaffen. Die Frakturen sitzen tiefer, sie betreffen das, was die Gesellschaft als Ganzes ausmacht."
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Danke für diese sehr persönlichen piqd. Er hilft mir Süddeutschem, das immer noch „unbekannte Wesen“ des Ossis mit manchen für mich schwer nachvollziehbaren Eigenschaften etwas besser zu verstehen. Natürlich „weiss“ ich viele Informationen, aber die persönliche Schilderung der Auswirkungen auf die Biografie, auf die Brüche in der Biografie, oder über das Leben und den Alltag in der Platte macht es für mich leichter fassbar.
Vieles was in der DDR bzw. Ostdeutschland ab 1989 "falsch" gemacht wurde, sind natürlich genau die Dinge die auch im Westen ab den 80igern falsch gemacht wurden und zugemutet (=Neoliberalismus etc.). nur "wir" im Westen konnten uns das als bissl selbst bestimmt schön reden, auch weil länger verteilt quasi verdünnt.
was ein wirklich guter Ansatz ist: der Gedanke "wenn man die Ostdeutschen wie poc quasi sofort sehen würde" in Beruf Regierung FührungsPosition. ..
Allerdings sollten "die" Ostdeutschen sich auch mehr zeigen positionieren.
Eben empfahl ich einen letzten Beitrag über die globalen Proteste, nun schreibe ich meinen letzten Kommentar - bevor die 2020er beginnen. Erst 3030 gibt es so was wieder.
Ich fand den Mau oooch jut und teile viele Deiner Einschätzungen.
Vielleicht meinst Du es ironisch, aber mich nervte der Soziologensound, den Du benennst:
"Einkommensspreizung, attentistische Gesellschaft, Statusturbulenzen, "Theorie der relativen Deprivation", sozialstrukturelle Petrifikation, marriage squeeze, biographische Haltebuchten, habituelle Außenseiter, Diversitätsstreß"
Da halte ich es lieber mit Albert Einstein:
"Man sollte alles so einfach wie möglich machen, aber nicht einfacher."
Irgendwo las ich, dass er nicht unwissenschaftlich arbeitete.