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Literatur

Gestern & Heute: Der Verlag ist ein großes, ernstes Spiel

Achim Engelberg
schreibt, kuratiert, gibt heraus
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Achim EngelbergSamstag, 28.09.2024

Am 28. September 2024 wäre Siegfried Unseld 100 Jahre alt geworden. Suhrkamp schaltet deshalb die Verlagschronik und große Teile des Unseld-Archivs frei.

Es ist ein umfangreiches Projekt, zeigt die digitalen Möglichkeiten, aber auch Gefahren. Mehrere Tausend Seiten sind zu Wegen durch die Literatur- und Philosophiegeschichte jetzt zugänglich.

Im Mittelpunkt dieses Pick steht eine Rede des Verlegers, die er 1998 hielt, und die in der Tele-Akademie zu sehen und hören sind. Kompakt in 45 Minuten umkreist diese markante, auch dominante Jahrhundertfigur das Beziehungsgeflecht zwischen Autor und seinem Verleger, von Verleger und seinen Autoren. Dabei reflektiert er den Medienumbruch.

Zurück zum frei zugänglichen Material von Unseld. Es sollte der Rohstoff der Autobiografie sein, die der 2002 verstorbene Verleger nie schrieb.

Thomas Sparr schrieb eine Einführung, in der er den wahrscheinlich bedeutendsten deutschen Verleger seiner Zeit gleich am Anfang zitiert:

Worüber man sprechen kann, darüber soll man berichten. Ich beginne hier eine neue Form der Aufschreibung, der Aufsagung. Ich gebe Berichte von jener Welt- und Erfahrungsbreite, die mir zustößt. Ich berichte Dinge, die mir begegnen, Vorgänge, denen ich mich stellen muß. Dabei bin ich eingedenk, daß ein Verleger im Grunde genommen immer nur an den Büchern beurteilt werden soll, die er macht, nicht an den Worten, die er über diese Bücher oder über andere Gegenstände verliert.

Auf der Suhrkamp-Webseite findet man ein ungeheures Werk und Links zu käuflichen Büchern und besuchbaren Ausstellungen, die eine Auswahl treffen: Ein Porträt in Briefen, so hat Kurator Jan Bürger die Ausstellung genannt. 

Man merkt dabei, dass das Zeitalter der Mails gerade noch an Unseld vorbeigegangen ist: Rund 50.000 Briefe liegen im Marbacher Archiv; ein ungeheurer Ausstoß. 

Der Literaturkritiker Alexander Cammann, der vor der Freischaltung das Material sehen und teilweise lesen konnte, bemerkt auf Zeit Online: 

Da überschwemmt ein gewaltiger Strom die Buchwelt: 2.650 digitalisierte Schreibmaschinen-Seiten plus 3.000 Seiten Notizen und Reiseberichte aus diesen Jahren für die Suhrkamp-Mitarbeiter ... Man kann sich jetzt durch diesen herrlichen Dschungel an Schreibmaschinen-Typo klicken und scrollen, inklusive Suchfunktion, für lange, lustige Bingeabende vor dem Bildschirm .... Fassungslos macht bei dieser Lektüre die tägliche Intensität - wie dieser Mann das alles geschafft hat, was man hier liest, bleibt ein Rätsel. Unselds Pensum braucht eigentlich einen Doppelgänger, mindestens.

Auf der Webseite des Verlags zu Unseld findet man Links zum Medienecho zur Jahrhundertfigur Siegfried Unseld. Als ich dieses Pick zusammenstellte, war der Beitrag von Philipp Haibach im FREITAG noch nicht verlinkt. Hier sieht man: Unseld schrieb nicht nur Prominenten.

Gestern & Heute: Der Verlag ist ein großes, ernstes Spiel

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Kommentare 3
  1. Christoph Weigel
    Christoph Weigel · vor 3 Monaten

    achim, eine bitte: in deinen texten nicht derart viel zwischen normal/fett/kursiv schrift abwexeln.

    1. Achim Engelberg
      Achim Engelberg · vor 3 Monaten

      Danke. Einige fanden es gut, aber ich werde Deinen Rat befolgen und es reduzieren.

    2. Christoph Weigel
      Christoph Weigel · vor 3 Monaten

      @Achim Engelberg ich finde dieses abwexeln gut bei Q&A texten, bei interviews zum beispiel (bei podcasts hörst du die unterschiedlichen stimmen).
      bei längeren texten führt das bei mir unbewußt ganz rasch zu dem effekt, den ich aus permanent und häufig wahllos gelb-markierten kenne: hier muss editiert werden. also dem gegenteil des beabsichtigten.

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