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Literatur

Denken ist nicht Komponieren, da wird was auf die Spitze getrieben

Achim Engelberg
schreibt, kuratiert, gibt heraus
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Achim EngelbergDonnerstag, 19.09.2024

Sie gehören zu den Unausschöpfbaren des 20. Jahrhunderts: Theodor W. Adorno, Philosoph und Komponist, Soziologe und Mitbegründer der Kritischen Theorie, und Elias Canetti, Schriftsteller und Literaturnobelpreisträger des Jahres 1981. Ihr Verhältnis war angespannt und von Eitelkeiten verfinstert.

SINN UND FORM publiziert ihren kurzen Briefwechsel und er gehört zur ungebrochenen Entdeckungslust dieser vor 75 Jahren gegründeten Zeitschrift. Sven Hanuschek, Autor einer massgeblichen Canetti-Biographie, schreibt eine instruktive Gebrauchsanweisung über das Verhältnis der beiden.

Hilde Spiel hat in den Erinnerungen »Welche Welt ist meine Welt?« (1990) von einem Mittagessen in ihrem Garten erzählt: Unter einem Kastanienbaum bewirtete sie Theodor W. Adorno, Elias Canetti sowie Ernst und Lou Fischer, und in der Nacht spaltete ein Blitz den Baum – am nächsten Tag habe sie mit ihrem Mann gewitzelt, die geballte Eitelkeit der beiden Geisteshelden habe wohl noch in der Luft gelegen und die himmlische Entladung auf sich gezogen.

Einige vergiftete Aufzeichnungen finden sich bei beiden; aus einer entnahm ich die Überschrift. Vollständig heißt sie und Canetti publizierte sie erst nach Adornos Tod in "Die Provinz des Menschen" (1973):

Er spielt auf zu vielen Instrumenten zugleich. Aber Denken ist nicht Komponieren. Im Denken wird etwas rücksichtslos auf die Spitze getrieben. Der Prozeß der Erkenntnis besteht vorerst darin, daß alles über Bord geworfen wird, um rascher und leichter an das eine geahnte Ziel zu gelangen. A. kann nichts über Bord werfen. Er schleppt sich immer ganz mit. Er gelangt nirgends hin. Alles, was er weiß, ist ihm immer gegenwärtig. Er pocht an alle Türen und tritt nirgends ein. Da er gepocht hat, glaubt er, er ist dort gewesen.

Und ausgerechnet der Philosoph Adorno half entscheidend dabei, dass die Studie "Masse und Macht" des Schriftstellers Canettis auch hierzulande lange vor dem Nobelpreis 1981 seinen Platz unter den Büchern fand, die man lesen sollte.

Beide bereiten in den hier verlinkten Briefen ihr legendäres Rundfunkgespräch vor und nach.

Diese Auseinandersetzung der beiden Antipoden aus dem Jahr 1962 kann und sollte man hier staunend hören.

Und noch etwas Grundsätzliches zum Archiv von SINN UND FORM, das nun digital erschlossen ist und noch wird. Es ist ein intellektueller Kontinent, den der Schriftsteller Stephan Wackwitz in zahlreichen Ausflügen und Expeditionen bereiste. In seinem taz-Beitrag "Kultur unterm geteilten Himmel" gibt er einen Reisebericht:

Es bleibt aber vor allem auch: eine fortwirkende Institution. Die neue Blüte von SINN UND FORM in der vereinigten Republik ist einer der Beweise dafür, daß das untergegangene sozialistische Deutschland auf dem Gebiet der Kultur am lebendigsten gewesen ist. Jedenfalls war sie allein auf dem Gebiet der Kultur frei von der auftrumpfenden Unsicherheit, die ihre offizielle Selbstdarstellung bis zuletzt so wenig einleuchtend gestaltete. Die Digitalisierung ihrer Backlist ist das beste Geschenk, das die Zeitschrift SINN UND FORM sich und uns für die kommenden Jahre gemacht hat.

Und wer Forum liest, weiß nicht nur mehr, sondern bekommt monatlich einen Appetithappen aus SINN UND FORM. Der große Hunger müsst ihr dann selber stillen.

Denken ist nicht Komponieren, da wird was auf die Spitze getrieben

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