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Sachbuchautor über Romane in Berlin. Letzte Veröffentlichung: "Mein Leben als Tennisroman" (Blumenbar). Kolumne "Bad Reading" im Freitag (das meinungsmedium).
Letzte (oder undramatischer: In der gerade vergehenden) Woche las ich eine Kurzgeschichte von Richard Ford und kaufte mir ein Album von Prince.
Die Kurzgeschichte hieß „Passagiere“ und erschien gewissermaßen weltexklusiv, also auch auf Englisch noch unveröffentlicht, in der Übersetzung von Frank Heibert im Feuilleton der FAS, offenbar aus Anlass des Siegfried-Lenz-Preises an Richard Ford.
Ford war mal mein absoluter Lieblingsautor, in my younger and less vulnerable years, deswegen hatte ich mir die Story, die eine ganze Zeitungsseite ausfüllte, etwas ängstlich, aber dennoch extra zum Lesen aufgehoben. Ängstlich aus der Befürchtung heraus, dass sie aufgrund ihres Veröffentlichungsanlasses und -orts scheiße sein könnte.
Ein paar Tage später, Mittwoch oder Donnerstag, überwand ich mich und las „Passagiere“. Die Erzählung handelt von einem amerikanischen Anwalt, der auf einer Fähre nach Dublin mit drei aufgekratzten, älteren Amerikanerinnen ins Gespräch kommt, die unterwegs zu einem Lionel-Ritchie-Konzert sind. Man erfährt, dass der Anwalt (wenn man dem, was er einer der Frauen erzählt, Glauben schenken darf) Tom heißt und sich gerade von seiner irischen Frau scheiden lässt. In Betrachtung einer ihn missbilligend zurückbetrachtenden Irin, die ihn irgendwie an seine Frau erinnert (in hässlich, aber derselbe „Stamm“), fällt ihm eine alte Sexkapade ein, die den ganzen Text ein wenig wie einen Kommentar zu #metoo wirken lässt:
Irgendwas – was? – erinnerte ihn ans College in Ohio, rief eine seiner Eigenschaften auf, die ihn öfters auf Irrwege gebracht hatte…
Bereits hier ruft die Übersetzung ein paar Eigenschaften auf, die mich immer öfters auf Irrwege bringen, wenn mal wieder das Hohe Lied auf Richard Fords „kongeniale“ deutsche Stimme Frank Heibert gesungen wird (ganz im Ernst: was ist das für eine Finanzbeamten-Version eines amerikanischen Satzes?). Rein inhaltlich geht es dann allerdings auch nicht um den ganz großen Kavanaugh.
Der junge Tom blitzte nur mal bei einer „unattraktiven“ Partybekanntschaft ab, die er im Auto nach Hause bringen wollte, um vorher noch ein bisschen „in die Sterne zu schauen“. Den entscheidenden Fehler macht er erst, als er sie dann nach dem Warum fragt: Nur scheinbar, weil es ihn wirklich interessierte, sondern in Wahrheit, um sie mit seinem sensiblen Dranbleiben vielleicht doch noch rumzubekommen. Das wirft er sich noch Jahrzehnte später als seine große amerikanische Charakterverfehlung vor, die letztlich auch zum Scheitern seiner Ehe führte: Vortäuschung von menschlicher Anteilnahme, um seinen Willen zu bekommen.
Das Gute an „Passagiere“ ist, dass die Geschichte ein bisschen zu lakonisch ist, um wirklich scheiße (oder – im Hegemannschen Sinne – gut scheiße) sein zu können. In all ihrer Uncoolness und gedanklichen Schlichtheit hat sie dennoch etwas angenehm aus der Zeit Gefallenes, amerikanisch dem Gegenüber Zugewandtes, das man gerne liest. Besonders in den Dialogen schimmert diese gute Mischung aus Sympathie und Skepsis im amerikanischen Umgang miteinander durch, selbst wenn die sich – geniales Sujet! – auf eine Fahrt mit der Fähre über die raue irische See verirrt haben. Trotz Träne und Cognacschwenker-Erkenntnis am Ende:
Doch jetzt, wo er diese Träne vergossen hatte, auch im allerunerwartetsten Moment, ob wahr oder nicht, tatsächlich oder nicht, ging es ihm ein bisschen besser als erwartet, wenn man alles betrachtete, die Tage hinter ihm und all das, was vor ihm lag.
Noch einmal still „Heibert!“ gebrüllt und dann lieber die neue Prince aufgelegt. Denn „Piano & A Microphone“ ist tatsächlich das erste sogenannte „posthume“ Album von meinem großen Kindheits-Idol Prince, das fast genau so großartig geworden ist, wie die schöne Hymne, die Jan Kedves ihm in der SZ gewidmet hat.
So black, so beautiful – aber was hat Richard Ford („an old Southerner, who doesn’t like to be talked back by a Negro“, wie Colson Whitehead Ford ihn einmal nannte, als ich ihn fragte, ob er ihn wirklich wegen einer negativen Rezension angespuckt hätte) bitteschön mit Prince (als Hetero-Sexzwerg in Frauenkleidern und Vorband der Rolling Stones von deren weißen Macho-Fans mit Sachen beworfen) zu tun?!
So gut wie nichts, außer dass sich in „Passagiere“ die drei Lionel-Ritchie-Ladies einmal über Prince‘ großen Gegenspieler Michael Jackson lustig machen. Und ich bei Prince immer, wenn ich ihn höre, tatsächlich eine Träne verdrücken muss, wie Heiberts Ford schreiben würde. Weil mich Sign O The Times mit einer Born in the USA-Jugend versöhnte. Und weil sich Richard und Roger diese Woche noch mal so unerwartet auf piqd.de getroffen haben:
Am letzten September, Kaffee und Kokain zum Frühstück!
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