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Liebe, Sex und Wir

"Touch Isolation": Männer dürfen weniger berühren – wollen sie deswegen häufiger Sex?

Katrin Rönicke
Autorin und Podcasterin
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Katrin RönickeDienstag, 08.08.2017

Ein Mann, der eine Frau anfasst – was denken Sie bei diesem Bild? Viele denken sich gar nichts. Viele andere dürften ein mulmiges Gefühl haben, denn ein Mann, der eine Frau anfasst, da schwingt heutzutage auch oft die Frage mit: "Darf der das?" Wir sind misstrauisch geworden und zwar leider oft gegen Männer im Generellen – das zumindest ist die These von Mark Greene. 

As a result, it has become every man’s job to prove they can be trusted, in each and every interaction, day by day and case by case.

Die Wurzeln des Misstrauens gehen tief, sagt Greene, sie beginnen in der Kindheit und zwar mit sexistischen Männlichkeitsvorstellungen, die Eltern auf ihre Söhne projizieren. 

In an ironic twist, we think too much gentle platonic touch will ruin our boys; will make them too needy; will make them weak.

Eltern kuscheln ihre Söhne weniger als ihre Mädchen. Sie lesen ihnen weniger vor. Sie ermuntern sie häufiger, nicht zu weinen – kurz: Sie halten sie emotional häufiger an der kurzen Leine. Mit der Folge, dass Jungs Berührungen bald nur noch in zwei Arten kennen: Schulhofprügeleien und Teamsport. Und später dann: Dating und Sex.

When they do seek gentle touch in their lives, it is expected to take place in the exclusive and highly sexualized context of dating.

Greene analysiert, dass diese Einschränkung eine große emotionale Last auf die Schultern der Mädchen packt: Sie seien nun der manchmal einzige Ausweg, den Jungs aus einer, wie Greene es nennt, "Touch Isolation" fänden. Diese beschreibt den Zustand, der Männern kaum Möglichkeiten alltäglicher Berührungen einräume, "Berührungsarmut" sei die Folge. Alles konzentriere sich nun auf die Paarbeziehung.

"Young men starving for touch seek it in the sexual realm, often exclusively from their partners. This makes frequency of sex a challenging issue for couples."

Einer der Gründe, warum Männer häufiger Sex wollen, als Frauen? – Eine interessante Sicht. Bislang musste immer das Testosteron als Erklärung herhalten – war einfacher.

"Touch Isolation": Männer dürfen weniger berühren – wollen sie deswegen häufiger Sex?

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Kommentare 8
  1. Theresa Bäuerlein
    Theresa Bäuerlein · vor 7 Jahren

    Wichtige Frage, die dieser Text stellt, ich glaube, da ist wirklich etwas dran. Ich hoffe, dass das bei den Jungs, die gerade aufwachsen, schon anders ist. Interessant wäre ein Vergleich mit Kulturen, wo auch Männer sich anfassen dürfen - in arabischen Kulturen zum Beispiel.

  2. Volkmar Munz
    Volkmar Munz · vor 7 Jahren

    Toller Bericht und sehr sinnige - naheliegende Gedanken.
    Ja, ich glaube da ist sehr viel dran.

    Herzliche Grüße,
    Volkmar von sonnenkunst.info
    Sexological Bodyworker

  3. Fabian Goldmann
    Fabian Goldmann · vor 7 Jahren

    Ich weiß nicht aus welcher Welt der Autor seine Grundannahmen nimmt, aber auf jeden Fall nicht aus meiner. Wer denkt denn so etwas...!?
    "We believe that men always have a sexual agenda. We believe that, given the opportunity, men will collapse into the sexual at a moment’s notice.... A stranger at the park is first and foremost a potential predator. A man who touches a woman at work, wedding ring on his finger or not, is seeking sex. ..."
    Schade, dass sich diese (aus meiner Sicht) ziemlich aus der Luft gegriffenen Thesen und simplen Erklärungen durch den ganzen Text ziehen, da "Männer und ihr kompliziertes Verhältnis zur Körperlichkeit" ansonsten eigentlich ein ganz interessantes Thema wäre.

    1. Katrin Rönicke
      Katrin Rönicke · vor 7 Jahren

      jau, dein letzter Satz war im Grunde meine Motivation, den Text reinzunehmen. je länger ich über die Thesen darin aber nachdenke - da hast du Recht - desto mehr scheint es mir so eine Art Lockmittel zu sein: "Hier ist der Grund, warum Männer mehr Sex wollen, als Frauen!" - denn gefühlt wollen ALLE das wissen, bzw. darüber diskutieren - und dann aber auf das Thema "touch isolation" zu kommen...
      ich schaue mal, dass ich da bessere Quellen finde, die nicht so reißerisch agieren (müssen). ist ja schließlich piqd hier! :)

    2. Theresa Bäuerlein
      Theresa Bäuerlein · vor 7 Jahren

      Ich glaube, der Text bezieht sich da eher auf die US-amerikanische Kultur.

  4. Marcus von Jordan
    Marcus von Jordan · vor 7 Jahren

    In solchen Texten wird gerne viel davon gesprochen, dass wir genau so und so sind, genau das und das machen und denken und wollen und deshalb an genau an dem und dem leiden. Ohne selbstbewusst behauptete Verallgemeinerung kommt das irgendwie nicht aus. Bei diesem Text fällt es mir besonders schwer, all diese Dynamiken als ganz grundsätzliche gesellschaftliche Realität zu sehen. Aber klar - wenns nur einen betrifft und der liest es und lernt was, dann ist es ja auch gut.

    1. Katrin Rönicke
      Katrin Rönicke · vor 7 Jahren

      das ist sehr wahr, tatsächlich kenne ich auch zu viele "schwarze Schwäne", also "Ausnahmen", als dass diese These verallgemeinert werden könnte. Als Nullhypothese neben der sonst üblichen, auch sehr einfachen Erklärung "ja, Testosteron halt", fand ich es dann aber doch wieder charmant. Weil es halt nie so einfach ist - weder auf die eine, noch auf die andere Art.

    2. Marcus von Jordan
      Marcus von Jordan · vor 7 Jahren

      @Katrin Rönicke absolut...wenns nur Testosteron wäre, könnten wir auch gar nichts dran ändern.

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