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Liebe, Sex und Wir

Statt Profilierung, Gesellschaftskritik: die #10YearChallenge in der Türkei

Natalie Mayroth
Journalistin & Kulturwissenschaftlerin
Zum Kurator'innen-Profil
Natalie MayrothMittwoch, 23.01.2019

Früher war alles besser! Oder doch nicht? Die #10YearChallenge auf Facebook, Twitter und Instagram zeigt im Groben und Ganzen das Gegenteil: Wie ich mich in zehn Jahre zum Positiven verändert habe. Die Hashtag-Challenge wurde aber auch von Umweltorganisationen genutzt, um auf den Klimawandel aufmerksam zu machen oder von jungen Frauen in der Türkei, um online ein Statement ihrer Selbstbestimmtheit zu setzen: ein Bekenntnis für ein Leben ohne Kopftuch.

Bereits seit einer Weile erheben in der Türkei Frauen, die ihr Kopftuch abgelegt haben, ihre Stimme und werden im öffentlichen Raum sichtbarer. In der vor einem halben Jahr gegründeten Plattform „Yalnız Yürümeyeceksin“ („Du wirst nicht allein laufen“) vernetzen sie sich mit Frauen, die früher Muslimin waren und sich heute nicht mehr als solche definieren. Auf der Webseite der Plattform erzählen sie anonym, welche Schwierigkeiten sie aufgrund des Kopftuchs erleben, welchem Druck sie in ihren Familien ausgesetzt sind und wie sie leben wollen.

Yalnız Yürümeyeceksin hat einige der Tweets gesammelt, die auf bianet übersetzt wurden. Der Bekannteste stammt von der Journalistin Büşra Cebeci: „Ich konnte mit nicht helfen, ich bin auch hier". Danke fürs Teilen! 

Statt Profilierung, Gesellschaftskritik: die #10YearChallenge in der Türkei

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Kommentare 6
  1. Theresa Bäuerlein
    Theresa Bäuerlein · vor fast 6 Jahre

    Im Zuge der Kopftuchdiskussion finde ich diesen Absatz aus dem Artikel interessant:

    "Was die türkische Version der #10YearChallenge so besonders macht, ist, dass es in den meisten Tweets weniger darum geht, ob eine Frau ein Kopftuch trägt oder nicht. Vielmehr steht im Mittelpunkt, sich so zu kleiden und so zu leben, wie man will. Viele Frauen schreiben, dass diese Entscheidung die beste für sie gewesen sei, und ermutigen andere, nur das zu tun, was sie glücklich macht."

  2. Achim Engelberg
    Achim Engelberg · vor fast 6 Jahre

    Ja, es wandeln sich die Zeiten.
    Mein Vater erlebte eine Türkei fast ohne Kopftuch, allerdings war es eine erzwungene Maßnahme von Republikgründer Kemal Atatürk.
    In den 1990er Jahren war ich erstmalig in der Türkei und ich sah viele Frauen mit Kopftüchern. In der Universität waren diese aber immer noch verboten. Nicht wenige Studentinnen kamen mit Kopftuch und nahmen es demonstrativ vor dem Eingang ab, viele Herauskommende banden sich, sobald sie auf der Straße waren, erneut ein Kopftuch um. Wo es erlaubt war, trugen es viele.
    Wie viele Töchter von den Studentinnen der 1990er Jahre legen nun wieder das Kopftuch ab?
    Ist es eine Wellenbewegung oder ändert sich etwas Grundsätzliches?

    1. Natalie Mayroth
      Natalie Mayroth · vor fast 6 Jahre

      Hallo Achim,
      leider kann ich dir dazu keine qualifizierte Antwort geben, da ich nur selten in der Türkei bin und nichts dazu gefunden habe. Vielleicht kann es aber die Autorin des Beitrag: https://twitter.com/bu....

    2. Achim Engelberg
      Achim Engelberg · vor fast 6 Jahre

      @Natalie Mayroth Danke für den Hinweis.
      Wahrscheinlich ist es auch gar nicht zu beantworten.
      Sicher ist das Kopftuch Teil eines Kampfes. In Bodrum, das weltlich orientiert ist, sah ich weniger als auf der Berliner Sonnenallee.

    3. Natalie Mayroth
      Natalie Mayroth · vor fast 6 Jahre

      @Achim Engelberg Persönlich sehe ich ein Kopftuch nicht grundsätzlich als Unterdrückung (in Ländern wie Iran, wo es Zwang ist, ist das eine andere Sache), aber im Gründe geht es um Freihzügigkeit, dass zu tragen, was man will und das zeigen diese jungen Frauen auf Twitter. Wenn es anderen lieber ist, auf der Sonnenallee ein Kopftuch zu tragen, warum nicht. Es ist nur schwer festzustellen, ob das eine freiwillige Verschleierung ist, Gewohnheit (bei Frauen die geflüchtet sind und neu in Deutschland) oder von der Familie eingefordert wird.

    4. Achim Engelberg
      Achim Engelberg · vor fast 6 Jahre

      @Natalie Mayroth Mir scheint eine gesellschaftliche Prägung wichtig: Es fällt auf, dass dort, wo konservative Gemeinden vorherrschend sind, die Zahl der Kopftücher zunimmt.
      Andererseits gibt es ein gewisses Maß von Selbstbestimmung. Bis auf einige Regionen in Anatolien sah ich noch nie in der Türkei, dass alle Frauen Kopftücher trugen. Es ist üblich, dass man 2 Freundinnen sieht, eine mit, die andere ohne die Bedeckung.

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