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Kurator'in für: Fundstücke Volk und Wirtschaft Liebe, Sex und Wir Feminismen
Antje Schrupp ist Politikwissenschaftlerin, Journalistin und Sachbuchautorin. Sie beschäftigt sich vor allem mit der politischen Ideengeschichte von Frauen und insbesondere mit feministischer Wirtschaftsethik. Ihr aktuelles Buch "Reproduktive Freiheit. Eine feministische Ethik der Fortpflanzung" erschien 2022. Sie bloggt unter www.antjeschrupp.com.
Laut Recherchen von India Today gibt es in Indien eine neue sexistische Praxis: Imame und andere mit religiöser Autorität ausgestattete Männer gehen gegen Bezahlung Ultrakurz-Ehen mit Frauen ein, damit diese ihre Ex-Ehemänner noch einmal heiraten können.
Hintergrund: Nach patriarchaler Auslegung religiöser Ehevorschriften können muslimische Männer nach Belieben einseitig ihre Ehe auflösen, indem sie dreimal aussprechen, dass sie sich von ihrer Frau trennen. Damit sie von dieser Möglichkeit nicht allzu leichtfertig Gebrauch machen, dürfen sie dieselbe Frau anschließend jedoch nicht wieder heiraten – es sei denn, diese war zwischenzeitlich mit einem anderen Mann verheiratet.
Offenbar wird diese Regelung, die ursprünglich Ehefrauen vor willkürlichem Verlassenwerden schützen sollte, jetzt gegen die Frauen gewendet: Um eine Wiederheirat möglich zu machen, sollen sie einen Mann dafür bezahlen, dass er sie pseudomäßig heiratet, dann mit ihr Sex hat (was nach patriarchaler Auffassung einen "Vollzug" der Ehe bedeutet) und sich dann gleich wieder von ihr trennt.
Die Praxis der Kurzehe im Islam ist schon länger in der Debatte, im Iran etwa ist sie wohl prostitutionsähnlich organisiert. Laut einigen Kommentatoren auf der Facebookseite von Lamya Kaddor, über die ich auf diesen Artikel gestoßen bin, wird die Kurzehe auch in der deutschen Salafistenszene praktiziert, um junge Männer mit folgenlosem Sex zu versorgen, der aber "islamistisch okay" ist – auf Kosten der jungen Frauen, die oft nicht ahnen, dass ihr angeblicher Ehemann sie nach der Sex-Nacht gleich wieder sitzen lässt.
Irritiert hat mich in dem Artikel von India Today die alleinige Fokussierung auf dieses sicherlich verwerfliche und verurteilenswerte Geschäft. Denn das eigentliche Übel ist ja das dahinter stehende Eheverständnis, das Frauen überhaupt in die Lage bringt, solche "Dienstleistungen" nachzufragen. Nicht diese oder jene Praxis ist marode, sondern das ganze hierarchisch-patriarchale Familienbild.
Quelle: Sushant Pathak EN msn.com
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Allerdings - wie im Christentum - entwickelte sich die daraus entstandene real gelebte Religion ganz anders, z.T. auch, weil sie in ganz unterschiedliche kulturelle Kontexte hineingebracht wurde. Heute herrschen teilweise abstruse Praktiken, die Frauen unterdrücken, ihnen ihre Rechte absprechen, etc.. Aber, wie auch bei uns, gibt es eine Reihe feministischer Theologinnen, Juristinnen, etc.., die sich darum bemühen, die ursprüngliche Lehre auszugraben und aus heutiger Sicht zu rezipieren. Es erscheint mir wichtig, darauf hinzuweisen und diese Organisationen zu unterstützen, allein dadurch, dass man sie bekannt macht. Ich denke da besonders an Mussawah http://www.musawah.org/. Sie bemühen sich um ein neues Verständnis von Familie, von Geschlechterverhältnissen, von Ehe, basiert auf der ursprünglichen Lehre. Sie arbeiten international und haben auch schon einiges erreicht.
Es ist wichtig zu bedenken, dass wie bei uns im Christentum, und besonders in der römisch-katholischen Tradition, die Ehe als Institution (und Sakrament) eine Reihe Entwicklungen durchgemacht hat und durchmacht. Das hängt nicht nur mit der Tatsache zusammen, dass jede Gesellschaft die Reproduktion der Gattung (also der Generation von Nachkommen) auf irgendeine Weise regeln muss oder regelt. Es hängen damit ja ganz viele Dinge zusammen, wie eben, dass die Menschen, wenn mal alt, von jemanden versorgt werden müssen, dass Werte (materielle, Spirituelle, Symbolische) auch unabhängig von den einzelnen Individuen weiterleben sollen (das Erbe, die Tradition, das Weiterleben, etc...). Man sollte weiterhin bedenken, dass der Koran in einem äußerst patriarchalen Kontext entstand, in dem es u.a. darum ging, Frauen als gleichwertige und gleichberechtigte Menschen anzuerkennen und ihre Recht zu verbriefen.
Danke für den Text. Ich hielt "Nika Halala" bis eben noch für ein längst vergessenes Relikt aus der Frühzeit des Islam, das heutigen Muslimen allenfalls unter "Kurioses" im Theologiestudium begegnet. Interessant und traurig zu hören, dass es etwas, das eigentlich zum Schutz von Frauen gedacht war, ausgerechnet sein Revival als Instrument der Ausbeutung erlebt.
Aber weswegen ich eigentlich schreibe: "Nika Halala" (worum es im Text geht) und die iranische/ schiitische Zeitehe Sighe (die du ansprichst) sind zwei völlig unterschiedliche Dinge. Richtig ist, dass Sighe im Iran auch Prostitution ermöglicht inkl. all der Übel. Aber für viele Männer und Frauen ist Sighe auch ein Schlupfloch, um der restriktiven Sexualmoral und Geschlechterverhältnissen zu entkommen. Eine Sighe schließen beispielsweise Verliebte, die Zeit miteinander verbringen wollen, ohne sich strafbar zu machen und ohne einander gleich richtig heiraten zu müssen. Studenten und Studentinnen begehen eine Sighe, um miteinander in einer WG leben zu können; Freunde und Freundinnen machen es, um unbehelligt gemeinsam durchs Land reisen zu können uvm.