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#coronaeltern

Jennifer Sutholt
psychologische Beraterin

Als psychologische Beraterin unterstütze ich alleinstehende Personen mit Kinderwunsch, baue ein Informationsportal für Co-Elternschaft auf und engagiere mich ehrenamtlich bei Solomütter Deutschland e.V.

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Jennifer SutholtDonnerstag, 30.04.2020

Corona stellt für alle eine Herausforderung dar. Für Eltern von kleinen Kindern, Schulkindern oder mehreren Kindern allerdings hat sich das Leben dramatisch geändert. Besonders, wenn beide Elternteile im Homeoffice arbeiten müssen und gleichzeitig das vielgehasste Homeschooling betreiben müssen. Familien an der Belastungsgrenze. Bei manchen sind es Massen an Schulaufgaben, bei anderen kein Mucks aus der Schule. Was Eltern zur Zeit belastet und umtreibt, ist in kurzen Zitaten im Artikel zu lesen.

Ganz besonders leiden Alleinerziehende. Auf stadtlandmama.de beschreibt Judith sehr ehrlich ihre Situation:

Und dann kam der Tag X. Die Schulen machten zu. Wir bekamen eine Menge Schulstoff nach Hause, ein paar Tage klappte das Bearbeiten recht gut. Doch ich merkte, dass sich meine Tochter veränderte. Sie wurde von Tag zu Tag verschlossener, verbrachte immer mehr Zeit alleine in ihrem Zimmer und hörte einfach still ihrer Musik zu. Das ist absolut untypisch für sie.
Was die Schulsachen betrifft, kam ich gar nicht mehr an sie ran. Wir brachten uns sehr schnell gegenseitig zur Verzweiflung, es flossen viele Tränen. Glücklicherweise kamen dann die Osterferien und ich hatte die Hoffnung, dass einfach nur die Luft bei meinem Kind raus ist und es nach den Ferien wieder besser klappt.

Am Ende musste sie aufgeben, die psychische Belastung war einfach zu hoch. Die Lehrerin hatte zum Glück Verständnis. Wenn sich ein Elternteil alleine zwischen all den neuen Aufgaben zerreißen muss, wird es noch schneller schwierig. Kommt nach ein paar Tagen keiner, der einem mal die Last der Verantwortung abnimmt, ist der Elternteil schnell am Ende. Wie groß der Unterschied zwischen getrennt erziehend und alleinerziehend ist, sieht man besonders in Krisen, wenn mühsam geflochtene Netzwerke wegbrechen.

Denn zwischen all dem Stress darf man eins nicht vergessen: Auch die Kinder leiden. Selbst wenn sie es scheinbar gut wegstecken, so reagieren viele jetzt nach ein paar Wochen gestresst, aggressiv oder mit totaler Verweigerung. Schon Anfang April schrieb der MDR über die Auswirkungen auf Kinder und wie man den Sorgen begegnen kann.

Die Nöte der einzelnen Kinder und Jugendlichen sind sehr unterschiedlich, sagt der Therapeut. Manche reagieren mit Ängsten, Schlafstörungen oder Albträumen. "Andere hingegen sind eher auffällig unauffällig. Sie ziehen sich trotz der Isolation zu Hause und der Enge noch mehr zurück, lenken sich ab mit YouTube oder Videospielen." Wenn Kinder von sich aus über Sorgen reden, sei es wichtig, sie ihnen nicht auszureden. Steffen Bambach rät dazu, Ängste zu teilen, etwa zu sagen: "Ja, ich habe auch Angst, dass Oma oder Opa sich anstecken könnten."

Wer wirklich Hilfe braucht, findet beim BMFSFJ Telefonnummern. Mehr aber auch nicht.

In einer solch schwierigen Situation ist es verständlich, dass Eltern Unterstützung fordern. Unter dem Hashtag #coronaeltern teilen sie ihre Sorgen. Finanzielle Unterstützung ist das eine, Betreuung das andere, die Sorgen sind bei jedem anders. Denn auch die heimische Situation kann sich nun ändern und mühsam erkämpfte Gleichberechtigung um Jahre zurückwerfen. Auf ZEIT verbalisiert der wunderbare Artikel "Hannelore radikalisiert sich":

Hannelore wusste das, aber es ging ihr trotzdem auf die Nerven, genauso wie der Kleinfamilienknast, in dem sie Morgen für Morgen aufwachte und auf unbestimmte Zeit aufwachen würde, und sie fragte sich, wer sich dieses Scheißkonzept wohl ausgedacht hatte (Jesus? Kant? Söder? Kekulé?), für das sie sich gemeinsam mit Wolfgang entschieden hatte (ja, warum nur?). Sie wusste, dass es Wolfgang genauso ging, sie wusste, dass auch er Ausbruchsphantasien hatte, sie konnte sie verstehen und nahm sie ihm trotzdem übel. Weil es sie kränkte, dass er, wie sie ihm unterstellte, ausbrechen und desertieren wollte, weg von ihr und den Kindern und weil sie, Hannelore, ganz ohne zu brüllen an der Front stand wie eine Eins. Außerdem nahm sie ihm übel, dass er sich, als der Lockdown begann, nicht oder nur mal kurz aus Höflichkeit für Homeschooling, Wäschewaschen, Putzen oder Kochen verantwortlich gefühlt hatte und von Anfang an klar gewesen war, dass Wolfgangs Arbeit Priorität haben würde, was, auch das wusste Hannelore, einen einfachen Grund hatte, nämlich, dass Wolfgangs Einkommen höher war und es ohne dieses Einkommen nicht ging.

So charmant und lustig sich dieser Artikel liest, so sehr macht Antonia Baum das Problem der Rollenverteilung sichtbar.

#coronaeltern

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Kommentare 2
  1. Theresa Bäuerlein
    Theresa Bäuerlein · vor mehr als 4 Jahre

    Danke für diese sehr gute Sammlung zum Thema. Dass Eltern unter der Situation leiden, war mir klar, aber ich habe mir, ehrlich gesagt, noch wenig Gedanken darüber gemacht, was es für Kinder bedeutet (abgesehen von denen, die gewalttätige Eltern haben, aber das ist nochmal ein ganz anderes Kapitel).

    1. Jennifer Sutholt
      Jennifer Sutholt · vor mehr als 4 Jahre

      Ja, an Gewalt denkt man zuerst und dieses Problem ist sicher auch das Schlimmste. Wenn das Zuhause kein sicherer Hafen ist, ist dringend Hilfe nötig.
      Aber auch in einem liebevollen Elternhaus kommen Kinder an ihre Grenzen. Die ganz Kleinen, weil sie kaum überblicken können, was passiert und die größeren, weil sie so genau verstehen, dass da draußen eine Bedrohung lauert.

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