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Liebe, Sex und Wir

Clemens J. Setz schreibt über seinen Penis. Das ist kein Witz.

Oskar Piegsa
Redakteur DIE ZEIT
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Oskar PiegsaSamstag, 12.03.2022

Wir sind uns vermutlich einig, dass es Themen gibt, die gerade wichtiger und drängender sind, aber falls Sie es noch nicht gesehen haben: Der Schriftsteller Clemens J. Setz hat heute im Feuilleton der NZZ eine ganze Seite über seine Vorhaut geschrieben.

Genauer: Darüber, wie er sie im Alter von 22 verloren hat. Durch einen operativen Eingriff, der blutig, schmerzhaft und aus der heutigen Sicht des Autoren völlig unnötig war.

Es ist unangenehm, das zu lesen. Nicht, weil einem gleich die Kastrationsangst kommt (obwohl, zugegeben, schon auch ein bisschen deshalb), sondern weil in der sachlichen und präzisen Schilderung von Setz deutlich wird, was es bedeutet, wenn ein medizinischer Apparat in Fragen der sexuellen oder genitalen Selbstbestimmung routiniert und rücksichtslos vorgeht.

(Das trifft in ungleicher Härte und Konsequenz Transpersonen und Intersexuelle, aber eben nicht ausschließlich diese, sondern oft genug auch Frauen, die gebären, oder, wie sich hier zeigt, weiße Cis-Dudes mit Vorhautverengung.)

Nachdem ich diesen Text gelesen hatte, war ich erst unentschieden, was ich davon halte. Ich glaube aber, dass es aufklärerisch ist, auf diese Weise über den Penis zu schreiben, der vielleicht nur vordergründig das weniger tabuisierte Genital ist.

Ich wüsste jedenfalls nicht, wann mir ein Autor seinen Schwanz so präsentierte: Verletzlich und verwundet, schwach, ausgeliefert und missbraucht.

Clemens J. Setz schreibt über seinen Penis. Das ist kein Witz.

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Kommentare 9
  1. Theresa Bäuerlein
    Theresa Bäuerlein · vor mehr als 2 Jahre

    Von der medizinischen Diskussion abgesehen: Bin sehr dankbar für diesen Text, weil es selten ist, dass Männer so verletzlich über ihren Penis schreiben.

  2. Dennis Schmolk
    Dennis Schmolk · vor mehr als 2 Jahre

    Vielen Dank für den Piq – man kann nur hoffen, dass der Artikel seinen Weg zu möglichst vielen findet, die im Begriff sind, sich einer Zirkumzision zu unterziehen. (Mir wurde im späteren Kindesalter auch eine empfohlen – zum Glück wurde daraus nichts, denn die Verengung wuchs sich schlicht aus.)
    Leider sterben medizinische Fehldiagnosen und -therapien ja meist erst mit der jeweiligen Medizinerinnen- und Medizinergeneration aus ... und gerade bei "intimen" Themen konsultiert man auch selten Freunde und Bekannte, bevor man sich einem Eingriff unterzieht.

  3. Annette Janssen
    Annette Janssen · vor mehr als 2 Jahre

    Ich bin entsetzt zu lesen, dass eine (evtl. medizinisch notwendige) Beschneidung mit übergriffigem Verhalten im Rahmen von operativen Eingriffen zur Anpassungen des Geschlechts, oder einer Geburt verglichen wird (ganz zu schweigen von weiblicher Genitalverstümmelung, die in diesem Zusammenhang keine Erwähnung fand) Nicht vom Autoren des NZZ-Feuilletons, sondern von ihnen als Piquer.
    Des Weiteren möchte ich bemerken, dass der Erfahrungsbericht des Herrn Setz viele richtige Aspekte beinhaltet, auf die es wert und richtig ist hinzuweisen, damit in Zukunft unnötige Beschneidungen vermieden werden können. Und da wäre ich beim Thema. Die beschriebene Beschneidung war wahrscheinlich vor 20 Jahren medizinisch indiziert und die Behandlung der Wahl. Eine konservative Behandlungsmöglichkeit war erst ab ca. 2010 eine Alternative (Anfang der 1990er Jahre wurde erst begonnen zu Steroidcremes zu forschen https://opus.bibliothe...)

    1. Oskar Piegsa
      Oskar Piegsa · vor mehr als 2 Jahre

      Sie wissen, dass vergleichen nicht dasselbe ist wie gleichsetzen (es steht übrigens sicherheitshalber auch noch mal da: »ungleich«).

      Und dass es böswillig wäre, die geschilderten Erfahrungen mit unsensiblen Ärztinnen und Ärzten in einen Zusammenhang mit Genitalverstümmelungen zu setzen, teilen Sie vermutlich auch.

      Was die »Behandlung der Wahl« angeht: ja, genau *das* ist das Thema. Ärztinnen und Ärzte vollziehen routiniert eine Prozedur, so wie sie es gelernt haben. In der Schilderung des Patienten wird nun deutlich, dass er kaum eingewilligt hätte, wenn er sich des Ausmaß des Eingriffs im Vorfeld bewusst gewesen wäre.

      Das ist ein Problem, dem sich Medizinnerinnen und Mediziner stellen sollten. Am besten ohne dabei gleich in Aufregung zu geraten.

    2. Annette Janssen
      Annette Janssen · vor mehr als 2 Jahre

      @Oskar Piegsa Bewährte Taktik, zunächst mit Unwichtigem ablenken und das Problem benennen (so wie ich es auch herausgestellt habe), jedoch nicht auf die Argumentation eingehen. Einfach mal behaupten, dass die vor zwanzig Jahren bewährte Praxis die Vorhaut (bei einer bestehenden Infektion) zu entfernen von Seiten der Mediziener_Innen fahrlässig war und von Herrn Setz nicht überblickt werden konnte, wenn doch die Alternative einer konservativen Behandlung noch gar nicht bekannt, bzw. verbreitet war. Wie kann etwas abgelehnt werden, das zu dem Zeitpunkt alternativlos ist? Was wäre wohl der Inhalt der Kolumne gewesen, wenn sich Herr Setz gegen eine Operation entschieden hätte, die Infektion weiter voran geschritten wäre und die Folgen viel schlimmer ausgesehen hätten?

    3. Oskar Piegsa
      Oskar Piegsa · vor mehr als 2 Jahre · bearbeitet vor mehr als 2 Jahre

      @Annette Janssen Selbstverständlich ist kein medizinischer Eingriff alternativlos. Es wäre auch vor 20 Jahren möglich gewesen, den Eingriff abzulehnen. Möglicherweise um den Preis von Konsequenzen. Über diese bestmöglich aufgeklärt zu werden, ebenso wie über den Umfang und die Folgen des Eingriffs: Das scheint mir kein abwegiger Wunsch zu sein.

    4. Annette Janssen
      Annette Janssen · vor mehr als 2 Jahre

      @Oskar Piegsa Sie nehmen also einfach an, dass genau dies nicht geschehen sei. Zudem ist es sehr arrogant zu behaupten, dass kein medizinischer Eingriff alternativlos sei. Im Nachhinein betrachtet und theoretischen Überlegungen folgend, mit dem Gewicht der bestehenden Folgen/Einschränkungen lässig behauptet.
      Der zu dem Zeitpunkt nicht üblichen/noch nicht verbreiteten Praxis des konventionellen Therapieversuchs und der bestehenden Infektion, jedoch eher unwahrscheinlich.
      Zudem haben sie wieder mal von ihrem Vergleich einer medizinisch notwendigen Operation (ähnlich einer akuten Blinddarmentzündung) mit übergriffigem Verhalten des medizinischen Personals bei einer geschlechteranpassenden Operation, oder einer Geburt abgelenkt. Schade! Dabei hätte es nur eines Wortes des Bedauerns bedurft, dass dieser Vergleich unpassend war.

    5. Oskar Piegsa
      Oskar Piegsa · vor mehr als 2 Jahre

      @Annette Janssen Liebe Frau Janssen, was wollen Sie mir eigentlich noch alles unterstellen?

      Vergleiche, die ich nicht getätigt habe (Gentitalverstümmelung), Ablenkung (wo ich versuche, auf Ihre Invektiven sachlich zu antworten), jetzt auch noch Arroganz (weil irgendwas daran strittig ist, dass man Eingriffe auch ablehnen kann?).

      Dass die Aufklärung des Patienten im geschilderten Fall weniger als bestmöglich war, geht aus dem gepiqten Text hervor, dessen Lektüre ich Ihnen gerne ans Herz legen möchte.

      Lassen Sie uns den Austausch dazu aber bitte an anderer Stelle und in anderer Stimmung fortsetzen, hier kommen wir damit nicht weiter.

    6. Annette Janssen
      Annette Janssen · vor mehr als 2 Jahre

      @Oskar Piegsa Genau solch eine Antwort habe ich leider erwartet, obwohl ich dachte ihnen den Weg geebnet zu haben ihren Vergleich einfach mal zu bedauern.

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