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Klima und Wandel

Warum die "Kernenergie" uns nicht weiterhilft

Nick Reimer
diplomierter Energie- und Umweltverfahrenstechniker, Wirtschaftsjournalist und Bücherschreiber
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Nick ReimerMittwoch, 21.04.2021

Das ist die Idealvorstellung, der sich so mancher hingibt: "irgendeine" neue Energieversorgung, die fossilfrei ist, uns aber unser altes, schönes Leben weiterleben lässt. Neuere, sichere Atomkraftwerke zum Beispiel. Bill Gates erklärte jüngst:

"Ich habe ein Unternehmen, das wir nur aus Gründen des Klimaschutzes auf die Beine gestellt haben und das eine Konstruktion für supersichere Kernkrafttechnologie entwickelt hat".

Oder vielleicht die Kernfusion? Also quasi die Chemie der Sonne auf die Erde holen? Ich hatte 2006 die Gelegenheit, mir in Greifswald die Forschung am Max-Planck-Institut für Plasmaphysik anzusehen. Rudolf Brakel, einer der Köpfe hinter dem "Wendelstein 7-X Stellarator" erklärte damals: "Die Kernfusion liefert die Energieversorgung der Zukunft." Seitdem sind viele Milliarden Forschungsgeld in die Kernfusion geflossen und die Zukunft ist immer noch in weiter Ferne. Und trotzdem kommt in der Diskussion immer wieder das Argument, die Kernfusion oder neuere Atomtechnologien würden unser Klimaproblem lösen.

"Raus aus dem Dampfzeitalter!" heißt ein Text in der Zeit, der überzeugend darlegt, warum uns solche Technologien überhaupt nicht weiterbringen. Autor ist Matthias Kleiner, Präsident der Leibniz-Gemeinschaft und Professor für Umformtechnik an der Technischen Universität Dortmund. Kleiner rechnet erstens vor, dass es noch Jahrzehnte dauern wird, bis die Kernfusion einen nennenswerten Beitrag zur Stromproduktion leisten kann:

"Um das Jahr 2035 herum wird der Fusionsreaktor Iter im südfranzösischen Kernforschungszentrum Cadarache, so hofft man, etwa 500 Megawatt Wärmeleistung (das ist grob so viel wie die Leistung eines mittelgroßen Offshore-Windparks) mit einer höchst komplexen Technologie erzeugen. Sie soll später genutzt werden, um, na ja, schlicht Wasser zu erhitzen, dadurch Dampf zu erzeugen und eine ziemlich konventionelle Turbine zur Stromerzeugung anzutreiben."

Zweitens müssten wir, schreibt Kleiner, uns immer wieder fragen, ob unsere Forschung, unser Wissen und unser Handeln Teil des Problems oder Teil der Lösung sind. Und da lässt der Professor keinen Zweifel daran zu, dass die "Kern"-Technologien Teil des Problems sind:

"Heute ... dauert es von der Entscheidung, ein Kernkraftwerk zu bauen, bis zur ersten Stromproduktion etwa 15 bis 20 Jahre, wenn man angesichts der Fragen der Wirtschaftlichkeit dieser Technologie überhaupt so weit kommt. Die gleiche, gesicherte Leistung kann bei erneuerbaren Technologien – vor allem Wind und Solar – jetzt schon nach etwa zwei bis drei Jahren ans Netz gehen."

Die ersten praktisch genutzten Dampfturbinen, entwickelt von Laval 1883 und Parsons 1884, stehen im Deutschen Museum in München, einem Forschungsmuseum der Leibniz-Gemeinschaft. Kleiner:

"Man kann diese Originale als Ausdruck früheren Erfindungsgeistes bewundern. Vor allem aber kann man von ihnen lernen – auch, dass alles seine Zeit hat."


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