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Klima und Wandel

Muttertag: Ein neuer deutscher Ökostromrekord

Nick Reimer
diplomierter Energie- und Umweltverfahrenstechniker, Wirtschaftsjournalist und Bücherschreiber
Zum Kurator'innen-Profil
Nick ReimerDonnerstag, 12.05.2016

Kramen wir uns doch noch einmal die Anzeige aus dem Jahr 1993 heraus, mit der die großen deutschen Energiekonzerne damals ihre Zukunfsvision verkündeten. Am 26. Juni 1993 plazierte die deutschen Stromwirtschaft landauf landab in den Tageszeitungen folgende Aussage: „Viele junge Leute stellen kritische Fragen. Wir auch. Denn unsere schärfsten Kritiker sind wir selbst.“

Das ist gut, wirklich! Die atomar-fossile Stromwirtschaft geht hart mit sich ins Gericht! Weiter hieß es 1993: "Kann Deutschland aus der Kernenergie aussteigen? Ja. Die Folge wäre allerdings eine enorme Steigerung der Kohleverbrennung, mithin der Emissionen des Treibhausgases CO2. Denn regenerative Energien wie Sonne, Wasser oder Wind können auch langfristig nicht mehr als 4 % unseres Strombedarfs decken."

Am vergangenen Sonntag wurden nach einer Auswertung der Berliner Energiewende-Denkfabrik Agora zeitweise 87,6 Prozent des Strombedarfs aus erneuerbaren Energien gedeckt. Wie die Deutsche Presseagentur berichtet, waren zwei Gründe für diesen neuen deutschen Ökostrom-Rekord ausschlaggebend: einerseits das sehr sonnige und verhältnismäßig windige Wetter. Wegen des Feiertags sei der Stromverbrauch andererseits niedriger als in der Woche gewesen, wenngleich höher als an gewöhnlichen Wochenenden.

Der bisherige Ökostromrekord stammt aus dem vergangenen Jahr: Zeitweise  deckten Erneuerbare da 83 Prozent des Strombedarfs. An einem durchschnittlich sonnigen Tag mit ein bisschen Wind wird ein Wert um die 60 bis 70 Prozent in der Tagesspitze erreicht.

Schon klar: Wenn die Sonne weg ist, wird das dann wieder weniger. Aber allein Dank der grundlastfähigen Biomasse-Verstromung werden zu keiner Minute "auch langfristig nicht mehr als 4 % unseres Strombedarfs" erreicht - es sind immer mehr, im Tagesdurchschitt aktuell gut 35 Prozent. Die Stromwirtschaft lag also vor 23 Jahren gründlich daneben, als sie behauptete, es gehe nicht ohne Atomstrom. Heute behauptet sie übrigens, ohne Kohle geht es nicht. Wetten?

Muttertag: Ein neuer deutscher Ökostromrekord

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