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Klima und Wandel

Corona zeigt: Konsumverzicht ersetzt keine Klimapolitik

Ralph Diermann
Energiejournalist

Strom, Wärme und Mobilität – das sind meine Themen. Ich arbeite seit 2008 als freier Energiejournalist u.a. für die Süddeutsche Zeitung, Spiegel Online, die Neue Zürcher Zeitung, für Riffreporter sowie für einige Fachzeitschriften.

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Ralph DiermannMittwoch, 29.04.2020

Kein Fleisch essen, den To-Go-Kaffee im Mehrwegbecher trinken, Kaputtes reparieren, mit dem Zug verreisen, Plastik vermeiden: Erstaunlich, dass es Öko-Lifestyle-Zeitschriften wie „Brigitte Be Green“ genauso wie zahllosen Influencern und Podcastern gelingt, aus den immer gleichen Klimaschutz-Tipps ein Geschäftsmodell zu machen. Mit dem Triggern des individuellen Verantwortungsbewusstseins geht allerdings eine Entpolitisierung einher. Für den Klimaschutz extrem wichtige Fragen wie die nach der Rolle des Staates oder dem Verhältnis von Ordnungsrecht und Marktanreizen bleiben weitgehend außen vor. Lieber den Platz füllen mit dem x-ten Porträt eines Neuköllner Start-ups, das so süße Bowls aus Bio-Bambus produziert.

Hafermilch und Flugverzicht, schön und gut. Aber individuelles Handeln ersetzt keine Klimapolitik. Für diese zugegebenermaßen nicht ganz taufrische Einsicht findet das liberale US-Magazin The New Republic nun ausgerechnet in der Corona-Krise einen Beleg.

Die Autorin Melody Schreiber verweist darauf, dass die globalen CO2-Emissionen in Folge der Pandemie – der einbrechende Konsum, der ruhende Flugverkehr etc. – dieses Jahr um gut fünf Prozent sinken werden. Das ist jedoch deutlich weniger als Jahr für Jahr nötig ist, um das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen. Zumal das Minus bei den Emissionen mit enorm hohen ökonomischen, sozialen, psychologischen Kosten erkauft wird.

Angenommen, die Menschen fallen in ihrem Konsum- und Mobilitätsverhalten nicht in alte Muster zurück, wenn Corona überstanden ist. Dann werden die Emissionen trotzdem gegenüber dem (immer noch zu hohen) Niveau von 2020 ansteigen. Vor allem aber, so Schreiber, sinkt damit der Druck auf die Politik: Einer Studie zufolge drängen Menschen weniger stark auf strukturelle Veränderungen wie die Einführung einer CO2-Steuer, wenn sie kleine persönliche Opfer für den Klimaschutz bringen.

Corona zeigt: Konsumverzicht ersetzt keine Klimapolitik

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Kommentare 2
  1. Oliver Ha
    Oliver Ha · vor mehr als 4 Jahre

    Danke!

  2. Yvonne Franke
    Yvonne Franke · vor mehr als 4 Jahre

    Sehr wichtig. Vielen Dank, Ralph.

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