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Klima und Wandel

"Corona zeigt: Klimaschutz per Degrowth und Verzicht ist gefährlich"

Ralph Diermann
Energiejournalist

Strom, Wärme und Mobilität – das sind meine Themen. Ich arbeite seit 2008 als freier Energiejournalist u.a. für die Süddeutsche Zeitung, Spiegel Online, die Neue Zürcher Zeitung, für Riffreporter sowie für einige Fachzeitschriften.

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Ralph DiermannMittwoch, 24.06.2020

Die Pariser Klimaziele verlangen Degrowth? Quatsch, meint Jan Schnellenbach, Professor für Volkswirtschaftslehre an der Brandenburgisch Technischen Universität (BTU) Cottbus-Senftenberg in einem Interview mit dem „Tagesspiegel“ – und liefert ein paar Argumente und Thesen, über die sich zu streiten lohnt.

Schnellenbach setzt auf ressourcenschonendes Wachstum durch Produktivitätsfortschritte. Nur so lässt sich erwirtschaften, was wir benötigen, um unser Sozial- und Gesundheitssystem zu finanzieren. Technischer Fortschritt gewährleistet, dass das Wachstum klimagerecht geschieht. Um die nötigen Innovationen zu entwickeln und in den Markt zu bringen, braucht es eine angemessene CO2-Bepreisung, egal ob Emissionshandel oder Steuer. Sie sorgt dafür, dass Kostenwahrheit entsteht. Der von der Bundesregierung beschlossene CO2-Preis ist dafür viel zu niedrig, so Schnellenbach.

Degrowth dagegen sei politisch nicht durchsetzbar – zum Glück, meint Schnellenbach, da dieses Konzept viel zu sehr in die Freiheit der Bürger eingreift. Und: Eine schrumpfende Volkswirtschaft würde bedeuten, dass nicht mehr genug Mittel bereitstehen, um künftige Krisen zu bewältigen. Schnellenbach:

Man mag sich gar nicht ausmalen, was passieren würde, wenn eine Pandemie uns nach ein paar Jahrzehnten Degrowth erwischt.

"Corona zeigt: Klimaschutz per Degrowth und Verzicht ist gefährlich"

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Kommentare 14
  1. Gabriele Feile
    Gabriele Feile · vor mehr als 4 Jahre

    Ich finde es dreist, zu behaupten, Menschen müssten dazu gezwungen werden, weniger zu konsumieren. Das gilt vielleicht für einen Teil der Menschen. Ein anderer Teil (zumindest in Industrieländern) hat erkannt, dass Konsum nicht zu einem besseren Leben führt, ja, dass die Lebensqualität oft gar nichts mit Konsum in Form von Shopping zu tun hat.

    1. Marcus von Jordan
      Marcus von Jordan · vor mehr als 4 Jahre

      ...ja - und das obwohl ja einstweilen noch alles Erdenkliche getan wird, um uns bei der Konsumstange zu halten. Was wäre wenn entsprechend unterstützt, geleitet und kommuniziert würde und der einzelne "Verzichter" nicht immer dastünde, wie eine völlig irrelevanter Freak?

    2. Gabriele Feile
      Gabriele Feile · vor mehr als 4 Jahre

      @Marcus von Jordan Genau, denn in Wirklichkeit ist es doch bisher andersrum: wir werden zum Konsumieren gezwungen. Die "Werbeindustrie" hat diesen Job übernommen. Und in Krisen (aber nicht nur dann) heißt es: kurble die Wirtschaft mit an - kaufe!!! Ich ertappe mich hin und wieder selbst dabei, zu denken: ist ja gut für die Wirtschaft, wenn ich das kaufe. Das zeigt, wie gut dieser Mechanismus funktioniert.

  2. Marcus von Jordan
    Marcus von Jordan · vor mehr als 4 Jahre

    Ums positiv zu sehen - ich höre begeistert seine Ausführungen zum CO2-Preis und zur Abwrackprämie - mir scheint, dass diese Gedanken bis her selten mit den anderen, doch recht libertären Gedanken verbunden waren.
    Sowieso gebe ich ihm recht, dass eine pandemische Katastrophe keine Blaupause sein kann, aber ich persönlich habe sowas auch noch nirgends gelesen. Ihr?
    Sehr wohl macht die Pandemie aber Impulse: keine Staatskohle für Verbrenner, die Ökoantichristin Klöckner ist für einen zusätzlichen Fleischpreis, massenhaft Homeoffice und Videoconferencing...immer noch langsam alles, aber es lebt.

    Aber ich weiß nicht, warum es scheinbar so schwer ist, zu denken, dass es einfach andere Formen von Wachstum geben könnte, als das rein quantitative. Wer sich mal mit Gemeinwohlökonomie auseinandergesetzt hat oder überhaupt mit der Idee, eben besser, nachhaltiger, mittelständischer, gerechter zu wirtschaften, der weiß, dass das mitnichten zu weniger Wohlstand führen würde. Ich mag gar nicht mehr wirklich diskutieren mit denen, die mir sagen, die Antwort auf nicht-verantwortungsfähige Privatwirtschaft wäre "weniger Staat". Sie ist auch nicht "mehr Staat", sondern eben besserer, handlungsfähigerer, unabhängigerer Staat, der die fördert, die es besser machen und nicht die, die es mehr machen. Das müsste doch eigentlich auch "matchen" mit Schellenbachs Einschätzung, dass es gezielter technischer Fortschritt sein muss, der uns den Umgang mit dem Klimawandel ermöglicht.

    1. Fred was geht
      Fred was geht · vor fast 4 Jahre

      Genau das ist doch der Punkt! Eine Gemeinwohlökonomie müsste ja auch erstmal wachsen und gedeihen um unseren Konsum zu produzieren! Und bzgl. Degrowth: der ist sowieso schon tot, bevor es lebendig war. Bevorzuge den Begriff des Post-Growth! Denn das impliziert zumindest, dass es so wie es gerade wächst, nicht weiterwachsen kann. Und dieses Statement hat mir bei Herrn Schnellenbach noch gefehlt. Bin gespannt wie schnell sich ein CO2-Preis erhöhen lässt, der bei vielen Unternehmen das quantitative Wachstum an höhere Gewinne koppelt, die wiederum gekoppelt sind an Externalitäten. Leider ein sehr großes Dilemma! Es bleibt spannend :)

  3. Dominik Lenné
    Dominik Lenné · vor mehr als 4 Jahre · bearbeitet vor mehr als 4 Jahre

    Was genau soll das sein "Degrowth"? So ein Schlagwort, unter dem die Eine dies und der Andere das versteht. Wenn die materiellen Ressourcen geringer werden, ist es nützlich, in vielerlei Hinsicht effizienter, d.h. intelligenter zu agieren. Das ist Wachstum in Intelligenz, das sich teilweise auch im Sozialprodukt niederschlägt. Andererseits kann es trotzdem notwendig sein, Wohlstandseinbußen in Kauf zu nehmen, traditionell verstanden als Zahl der Autos, Quadratmeter Wohnfläche und Kilometer Reisen pro Jahr. Das ist dann definitiv Schrumpfung oder halt englisch "Degrowth".
    Ich finde Schnellenbachs Gedanken hier zu unscharf.

    1. Ralph Diermann
      Ralph Diermann · vor mehr als 4 Jahre

      "Wachstum in Intelligenz" - ist das nicht genau das, was Schnellenbach meint?

    2. Dominik Lenné
      Dominik Lenné · vor mehr als 4 Jahre

      @Ralph Diermann Schellenbach spricht von "Produktivitätsfortschritt" - das ist nicht das, was ich mit "Intelligenz" meinte (obwohl auch dieser Begriff eigentlich zu ungenau ist), denn Produktivitätsfortschritt bedeutete in der Vergangenheit, mehr Energie- und Materialströme mit weniger Arbeitszeit zu managen. Man muss da spezifischer sein, indem man sagt "intelligente Ersetzung (oder Verminderung) von Energie- und Materialströmen".
      Er spricht ganz am Anfang auch von den Konsumentenbedürfnissen, die immer mit dem Vorhandenen mitwachsen und sie übersteigen, und damit meint er materielle Bedürfnisse, wenn ich nicht irre. Dieser Wachstumslinie können wir natürlich nicht weiter folgen.

    3. Marcus von Jordan
      Marcus von Jordan · vor mehr als 4 Jahre

      @Dominik Lenné ...und das wir dieses Wachstumslinie nicht weiter folgen können, wird uns immer als KO-Kriterium verkauft. Ich halte das längst für mehrheitsfähig, wenn klar wird, dass entsprechend in Stabilität und Nachhaltigkeit (Sicherheit) investiert wird...ein btw urkonservatives Vorgehen / Anliegen.

    4. Dominik Lenné
      Dominik Lenné · vor mehr als 4 Jahre

      @Marcus von Jordan Man braucht ja nur hier zu lesen, was in Sibirien passiert.

  4. Gabriele Feile
    Gabriele Feile · vor mehr als 4 Jahre

    Man mag sich gerne vorstellen, dass uns keine Pandemie mehr erwischt, weil wir auf Degrowth und Erhalt der Natur (inklusive Menschen) gesetzt haben....

    1. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor 3 Jahren

      Man kann sich alles mögliche vorstellen und wünschen. In der Wirklichkeit hat fehlendes Wachstum nie vor Krankheit und Pandemien geschützt. Aber sehr wohl zu Armut und frühem Sterben geführt.

  5. Daniela Becker
    Daniela Becker · vor mehr als 4 Jahre · bearbeitet vor mehr als 4 Jahre

    Man muss einfach sagen, dass Schnellenbach wirklich kein Lust hat sich mit den Konzepten zu Degrowth auseinanderzusetzen.

    1. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor 3 Jahren

      Muß man das sagen? Kann man das belegen?

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