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Kopf und Körper

Wir sind nicht die Opfer unserer Gefühle

Theresa Bäuerlein
Journalistin. Autorin. Seit (gefühlt) schon immer.
Zum Kurator'innen-Profil
Theresa BäuerleinFreitag, 23.12.2022

Dieses Video ist noch nicht einmal 20 Minuten lang und ich empfehle es von Herzen allen, die in irgendeiner Weise Stress oder schwierige Emotionen an den Feiertagen befürchten. Denn in diesem TED-Talk spricht die hoch angesehene Psychologin und Forscherin Lisa Feldman-Barrett darüber, warum wir missverstehen, was Emotionen sind und wie sie entstehen. Diese werden nämlich, das hat ihre Forschung ergeben, keineswegs durch äußere Umstände „getriggert“. Und Gefühle — abgesehen von bestimmten einfachen, physiologisch bedingten Gefühlen — sind auch nicht von Geburt an fertig angelegt. 

Vielmehr trifft unser Gehirn Voraussagen über unsere Wirklichkeit und stellt entsprechende Gefühle her. Anhand dessen, was wir erlebt haben, interpretieren wir außerdem körperliche Signale, indem wir emotionale Geschichten dazu erfinden. Die gleichen körperlichen Signale könne jedoch in völlig anderen Kontexten entstehen. Beispiel: Ein grummelnder Bauch, wenn wir eine Bäckerei betreten — oder wenn wir in einer Arztpraxis auf Testergebnisse warten. 

Unsere Emotionen in dieser Weise zu verstehen, meint Barrett, gibt dem Einzelnen viel mehr Verantwortung. Deswegen mag der erste Impuls sein, sich dagegen zu wehren. Tatsächlich ist es aber eine Form von „empowerment“ — wir werden, meint sie, zu Architekten unserer Erfahrung. 

Sie haben mehr Kontrolle über Ihre Gefühle, als sie denken. Ich meine nicht, dass sie einfach mit den Fingern schnippen und ihre Gefühle ändern können, so wie Sie Ihre Kleidung wechseln. Aber ihr Gehirn ist so verdrahtet, dass Sie Ihr Gefühlsleben verändern können, wenn Sie die Zutaten ändern, die Ihr Gehirn zur Herstellung von Gefühlen verwendet.
Wir sind nicht die Opfer unserer Gefühle

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Kommentare 4
  1. Dennis Schmolk
    Dennis Schmolk · vor fast 2 Jahre

    Ich fand diesen Emotions-Begriff tatsächlich gar nicht so überraschend, das erzählt eigentlich das gleiche, was z.B. die soziologische Systemtheorie über Emotionen erzählt; dort aber eher kommunikativ gefasst als Erwartungen, die sich zu Ansprüchen (gegen wen oder was auch immer) kondensieren. Die (soziale, psychische, ...) Gemachtheit der Gefühle/Emotionen und wie/ob diese Gemachtheit auch auf Änderbarkeit hindeutet, könnte dann aber ein großer Unterschied zwischen Psychologie und Soziologie sein. Klar ist da nichts "built in", aber nur, weil es "built" ist, heißt ja nicht, dass ich allein der "builder" bin oder war; das meiste ist sozial vermittelt.

    Der selbsttherapeutische Teil des Talks fällt dann finde ich auch hinter den ersten zurück. "The next time that you feel intense distress, ask yourself: Could this have a purely physical cause? Is it possible that you can transform emotional suffering into just mere physical discomfort?" – Das mag im Beispiel individuell und kurzfristig funktionieren, aber es stellt eben im Dienste der Leistungsfähigkeit auch einen Warn-Indikator für übergroßen Stress (also eine soziale Zumutung) ab.

  2. Cornelia Gliem
    Cornelia Gliem · vor 2 Jahren · bearbeitet vor 2 Jahren

    Architekten unserer Erfahrung - cool formuliert.

    Schade dass es auf englisch ist. Gibt es deutsche Untertitel?

    1. Theresa Bäuerlein
      Theresa Bäuerlein · vor 2 Jahren · bearbeitet vor 2 Jahren

      Es gibt ein Transkript in 29 Sprachen, auch deutsch! https://www.ted.com/ta...

    2. Cornelia Gliem
      Cornelia Gliem · vor fast 2 Jahre

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