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Welche Strategie uns langfristig hilft, mit Corona umzugehen

Silke Jäger
Freie Medizinjournalistin

Ich lebe in Marburg und schreibe über Gesundheit und Gesundheitspolitik.

Zum Kurator'innen-Profil
Silke JägerMontag, 02.11.2020

Beim Lesen dieses Textes habe ich gemerkt, dass ich schon länger auf ihn gewartet habe.

Die Autorin Devi Sridhar ist Professorin an der Universität Edinburgh und beschäftigt sich mit globalem Public Health. Sie ist mir auf Twitter schon öfter aufgefallen und wird auch in den britischen Medien regelmäßig interviewt.

Sie schreibt so kluge Dinge, wie:

We can either mourn the past or look forward to creating new systems, business models, relationships and routines.

Für mich ist das der Kern der Diskussion, die wir in den nächsten Wochen, Monaten und wahrscheinlich auch Jahren führen müssen. Die Aufgabe, die mittel- und langfristig zu bewältigen ist.

Im Moment sind wir in ziemlich vielen Dichotomien gefangen. Aber dieses Virus könnte uns auch beibringen, wie es anders geht: Wie man in Risiken denkt oder wie man Entscheidungen trifft, ohne alle wichtigen Informationen da zu haben. Das ist allein deshalb schon wichtig, um eigenverantwortlicher mit den Schutzmaßnahmen umgehen zu können.

Das ist aber auch wichtig, für die Pandemie-Antwort insgesamt. Eine andere Art zu denken hilft auch, zu verstehen, dass uns die individuellen Schutzmaßnahmen zusammen mit den behördlichen Instrumenten helfen, weiteren Shutdowns vorzubeugen.

Sridhar schreibt:

The best option, for the health of people and that of the economy, is to pursue a “maximum suppression” approach, which means pushing numbers low enough to avoid a repeated cycle of lockdowns. Crucially, this doesn’t mean an actual lockdown, but a strategy similar to that seen in east Asian and Pacific countries: stronger border measures to prevent reimportation of the virus, good guidance to the public about how to avoid crowded settings and, most importantly, a robust system of testing, tracing and isolating. This would include financial support, generously paying those who test positive with the virus to stay at home.

Vieles aus diesem Ansatz wurde in Deutschland schon gut umgesetzt. Aber all das hilft nichts, wenn nicht die Mehrheit der Menschen versteht, warum das eigene Verhalten zu späteren Kontakteinschränkungen beiträgt bzw. sie unwahrscheinlicher macht. 

Auch ein anderer Blick auf die Maßnahmen könnte helfen:

Caring means we focus on all the things we can do safely instead of fixating on those we can’t.

Dazu ist wichtig zu verstehen, wo und warum Risiken steigen und wo und warum welche Vorsichtsmaßnahmen sinnvoll sind. Wenn wir unsere Energie in ermüdenden Diskussionen über einzelne Kennzahlen vergeuden, bleibt uns weniger für diese wichtigen Aufgaben übrig.

Welche Strategie uns langfristig hilft, mit Corona umzugehen

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Kommentare 2
  1. Dominik Lenné
    Dominik Lenné · vor 4 Jahren

    Die Fokussierung auf das Sinnvolle ist gesund.
    Ich möchte hier meine Auffassung wiederholen, dass wir kollektiv das Ziel "60 % Warn-App-Nutzung" erreichen sollten und dass es ohne das unmöglich ist, den dritten "Lockdown" im März oder April zu vermeiden.
    Die Übertragungspunkte eines einigermaßen normalen Lebens sind einfach zu viele. Dies kann nur durch effiziente Infektionseingrenzung ausgeglichen werden, und wie die Dinge stehen, schaffen die Gesundheitsämter das nicht.
    Dies Ziel ist wahrscheinlich nur erreichbar, wenn es von Medien, PolitikerInnen, ÄrztInnen und allgemein BürgerInnen immer wieder ins Bewusstsein gebracht wird.

    1. Silke Jäger
      Silke Jäger · vor 4 Jahren

      Ich glaube auch, dass wir mehr Konsens brauchen bei den Maßnahmen. Diese Kleinkriege und die Selbstsabotage der guten Ansätze sind so zermürbend. Ich glaube auch, dass die App mehr bringen könnte, wenn sie mehr Leute benutzen (nicht nur installieren). Das ist aber bei den Masken ähnlich ... Das wird wohl eine Dauer-Aufgabe, immer wieder für diese einfachen Dinge zu werben. Trotzdem würde ich mir mehr unterstützung durch bessere Info-Kampagnen wünschen.

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