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Kurator'in für: Europa Fundstücke Kopf und Körper
Ich lebe in Marburg und schreibe über Gesundheit und Gesundheitspolitik.
Auch Menschen, die augenscheinlich alles zum Glücklichsein haben, können sich von ihren Problemen erdrückt fühlen. Auch Menschen, denen es immer besser geht, können ziemlich unzufrieden sein. Ein Phänomen, das in Deutschland gut bekannt sein dürfte.
Schuld daran, dass es uns subjektiv schlecht geht, obwohl das objektiv schwer nachvollziehbar ist, hat unsere Wahrnehmung. Das legen unterschiedliche psychologische Arbeiten nahe.
Hat ein Problem längere Zeit unsere Aufmerksamkeit und unseren Intellekt beansprucht und wird dann milder, nehmen wir unbewusst das Problem als ähnlich stark wahr wie zuvor. Diese Trägheit des Systems spielt uns im Alltag oft einen Streich. Denn Probleme, die wir bereits erfolgreich bekämpft haben, kommen uns vor, als ob sie nie verschwinden. Das kann ziemlich aufs Gemüt drücken.
Besonders wenn es um Gesundheit oder politische Themen geht. Was soll das komische Ziehen im Bauch bedeuten? Diese Frage kann sich nur stellen, wer Kapazitäten frei hat, das Ziehen wahr- und ernst zu nehmen. Menschen, die wegen Hunger oder ernster Krankheiten ständig Schmerzen haben, nehmen leichtes Ziehen weder wahr noch ernst. Doch obwohl wir dem alle zustimmen würden, kann uns unsere Wahrnehmung eines "Besseren" belehren. Wir leiden trotzdem unter dem Ziehen im Bauch und können es oft nicht in den richtigen Kontext bringen.
Dieses Wahrnehmungsphänomen ist als Gesetz der zunehmenden Penetranz negativer Reste beschrieben worden: Der kleine Kratzer auf der ansonsten spiegelglatten Fläche wiegt schwerer als auf der matten, abgenutzten, zerkratzten.
Dieser Text erklärt sehr anschaulich, wie man dieses Phänomen nachweist und worauf es alles Einfluss nimmt. Das möge uns auch beim Nachrichtengucken und Social-Media-Tieftauchen ab und zu mal einfallen und uns zum Nachfragen bringen: Was sind die Fakten und wie heißt der Kontext?
Quelle: Sebastian Herrmann sueddeutsche.de
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Ich kann mich da nicht wiederfinden. Wahrscheinlich habe ich die gleichen unwillkürlichen Reaktionen in Farbpunkt-Versuchsanordnungen wie alle, aber dass es etwa in der Gesellschaft und Welt nur bergab ginge, kann ich so nicht wahrnehmen. Im Gegenteil.
Man darf nicht vergessen, dass die Medien große Vervielfacher von Problemwahrnehmung sind. Nicht alle, nicht durchgängig, aber doch in der Tendenz.